Kommunalwahl Weiter nur ein Drittel Frauen im Rat

Wuppertal · 27 der 80 Stadtverordneten sind weiblich – eine Erhöhung der Quote ist nicht gelungen.

Wuppertal: Weiter nur ein Drittel Frauen im Rat
Foto: dpa/Roland Weihrauch

Für die Ratswahl hatten mehrere Parteien Listen mit Frauen auf den vorderen Plätzen aufgestellt. Doch das Ergebnis ist ernüchternd: Der Anteil von weiblichen Stadtverordneten hat sich um 0,4 Prozentpunkte erhöht – also gar nicht. Weiterhin sind ein Drittel der Ratsmitglieder Frauen, zwei Drittel Männer: Im neuen Rat mit 80 Mitgliedern sitzen 27 Frauen – 33,7 Prozent. Im letzten Rat waren es 22 von 66, also 33,3 Prozent.

Ein absolut paritätische Besetzung ist den Grünen gelungen: Die neue Fraktion besteht aus acht Frauen und acht Männern. Auch für „Die Partei“ sitzen eine Frau und ein Mann im Rat. Bei den Linken sind mit drei Frauen und zwei Männern die Frauen in der Überzahl. Bei der FDP war zuletzt die Frauen mit fünf von sechs Ratsmitgliedern in der Überzahl. Das hat sich nicht fortgesetzt. Jetzt entspricht die Quote der des Rats insgesamt: ein Drittel der Fraktion sind Frauen (2), zwei Drittel (4) Männer.

Der CDU gelang eine Verdoppelung ihres Frauenanteils: Der lag zuletzt mit drei von 18 Stadtverordneten bei 16 Prozent, jetzt sind es mit sechs von 20 genau 30 Prozent. Das entspricht der Verteilung der Frauen auf der Ratsreserveliste. Hier stand auf jeden dritten Platz eine Frau.

 Sabine Schmidt

Sabine Schmidt

Foto: Fries, Stefan (fri)

Bei der SPD hatte die Ratsreserveliste auf den vorderen Plätzen eine paritätischen Verteilung: Männer und Frauen wechselten sich bis Platz 26 ab. Das hätte für einen hohen Anteil von Frauen sorgen können. Es wurden aber 23 SPD-Kandidaten direkt gewählt, damit war die Reserveliste irrelevant. Es zogen fünf Frauen und 18 Männer in den Rat ein – ein Frauenanteil von 22 Prozent, weniger als zuletzt (26 Prozent). Da wirkte sich der geringe Frauenanteil bei den SPD-Direktkandidaten aus: Nur in acht der 33 Wahlbezirke traten Frauen an. (Bei der CDU war es genauso.)

Sabine Schmidt, stellvertretende SPD-Chefin in Wuppertal und eine der fünf SPD-Ratsfrauen – sie hat ihren Wahlbezirk Sonnborn-Varresbeck CDU-Chef Rolf Köster abgenommen – blickt nach vorn: „Das Ziel fürs nächste Mal ist, gleich viele Männer und Frauen aufzustellen. Das muss man ab heute angehen.“ Das Wahlergebnis zeige: Gleichstellung zu erreichen, „ist Arbeit“.

 Barbara Becker

Barbara Becker

Foto: Fischer, Andreas

Die SPD Wuppertal habe einen Gleichstellungsplan, daher seien Vorsitz und Stellvertretung mit Mann und Frau besetzt, gelte bei Diskussionen das Reißverschlussprinzip: Beiträge müssen abwechselnd von Männern und Frauen kommen. „Das ist akzeptiert“, sagt Sabine Schmidt. So kämen mehr unterschiedliche Stimmen zu Wort.

Bei der Werbung um neue Mitstreiter hört sie von Frauen aber öfter als von Männern: „Das passt gerade nicht in mein Leben“, sagt Sabine Schmidt. Potentielle Politikerinnen erklärten, sie seien gerade beruflich so engagiert oder wollten warten, bis die Kinder größer sind. „Männer greifen eher zu und machen es einfach – vielleicht weil die Sorgearbeit noch immer eher bei den Frauen bleibt“, vermutet sie.

Ähnliches berichtet Barbara Becker, stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende und Stadtverordnete. „Frauen sagen, sie haben keine Zeit, etwa, weil sie zwei Kinder haben und berufstätig sind. Die entsprechenden Männer machen das trotzdem.“ Sie nimmt zudem Widerstände gegen Frauen in der Politik wahr: „Auch in der Bevölkerung gibt es noch das Meinungsbild, dass Frauen nicht in die Politik passen.“ Sie wünscht sich Kampfgeist bei den Frauen, trotzdem in die Politik zu gehen, und mehr Unterstützung für Frauen. Möglicherweise helfe die Corona-Erfahrung, Sitzungen öfter per Videokonferenz abzuhalten, das könnte bei dem Zeitproblem helfen.

Denn: „Von unserem Ziel sind wir noch weit entfernt: Vom Grundsatz her wollen wir Richtung Parität gehen.“

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