Fall aus Solingen Prozess in Wuppertal um Mord an fünf Kindern: Hinweise auf Missbrauch der angeklagten Mutter

Wuppertal/Solingen · Auf der Anklagebank des Wuppertaler Landgerichts muss sich die 28-jährige Mutter der Kinder wegen fünffachen heimtückischen Mordes verantworten. Nun sagte eine ehemalige Lehrerin der Angeklagten aus.

 Wuppertal: Die Schwebebahnstation Landgericht vor dem Justizzentrum.

Wuppertal: Die Schwebebahnstation Landgericht vor dem Justizzentrum.

Foto: dpa/Oliver Berg

Im Prozess um den Mord an fünf Kindern in Solingen verdichten sich die Hinweise, dass die angeklagte Mutter als Kind sexuell missbraucht wurde. Eine ehemalige Lehrerin der Angeklagten berichtete als Zeugin am Mittwoch dem Wuppertaler Landgericht, dass diese zunächst eine gute, unauffällige Schülerin gewesen sei.

In der 7. Klasse hätten die Probleme begonnen. Ein Mann mit schwarzer Kapuze würde sie verfolgen, sie könne deswegen nicht kommen, habe Christiane K. behauptet. „Sie war Spitzenreiterin bei den Fehlstunden.“ Sie habe auch häufiger hyperventiliert, mehrfach sei der Krankenwagen gerufen worden.

Im Kunst-Unterricht habe sie nicht mit Tapetenkleister arbeiten können. Dies sei ein typisches Anzeichen für sexuellen Missbrauch. Ihr Vater habe die Gesprächsversuche der Schule boykottiert. „Wir haben später sexuellen Missbrauch vermutet“, sagte die Lehrerin.

Sie habe ihren Verdacht dem Sozialpsychologischen Dienst mitgeteilt. Christiane K. sollte daraufhin mehrere Wochen in die Kinder- und Jugendpsychiatrie.

„Die Eltern wollten das aber nicht, nahmen sie wieder mit. Dann passierte, was so oft passiert: Telefonnummer gewechselt, Abmeldung von unserer Schule, Anmeldung an anderer Schule“, schilderte die Lehrerin. Später habe ihr ein Polizist gesagt, dass sie mit ihrer Vermutung recht gehabt habe und das Mädchen missbraucht worden sei.

Auf der Anklagebank des Wuppertaler Landgerichts muss sich die 28-jährige Mutter der Kinder wegen fünffachen heimtückischen Mordes verantworten. Sie soll die Kinder betäubt und dann erstickt, erwürgt oder ertränkt haben.

Die Frau hat die Tat bestritten. Ein Unbekannter sei in ihre Wohnung eingedrungen, habe sie gefesselt, geknebelt und dann ihre Kinder getötet. Die Ermittler hatten diese Version als Schutzbehauptung zurückgewiesen.

Der Deutschen droht lebenslange Haft. Die Leichen der Kinder waren am 3. September vergangenen Jahres entdeckt worden: Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8). Ihre Mutter hatte sich nach der Tat im Düsseldorfer Hauptbahnhof vor einen Zug geworfen, aber überlebt. Ihr ältester Sohn blieb unverletzt. Seine Mutter hatte ihn zur Großmutter an den Niederrhein geschickt.

(dpa)
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