Urteil Bewährung für Tankstellenräuber

Wuppertal · 31-Jähriger hatte sich fast zehn Jahre nach der Tat bei der Polizei gestellt.

Wuppertal: Bewährung für reuigen Tankstellenräuber
Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Zu anderthalb Jahren Haft auf Bewährung hat das Landgericht am Mittwoch einen 31-Jährigen verurteilt, der im Februar 2011 an einem Überfall auf eine Vohwinkeler Tankstelle beteiligt war. Das schlechte Gewissen hatte ihn im Juni zur Polizei getrieben, wo er ein Geständnis ablegte. Das sei ihm in seiner langen Richterlaufbahn noch nicht untergekommen, wunderte sich der Vorsitzende Richter Ulrich Krege beim Prozess am Mittwoch. Der Angeklagte erklärte, ein Bekannter habe ihn damals spontan zu der Tat überredet. „Ich war damals leicht beeinflussbar“, sagte er. Ein Gutachter bescheinigte ihm eine Intelligenzminderung, er sei aber voll schuldfähig. Heute sei er nicht mehr so beeinflussbar, beteuerte der 31-Jährige. „Ich bin ein anderer Mensch heute.“

Er sei dem Bekannten am 17. Februar 2011 abends auf der Straße begegnet, sie hätten sich zu der Tankstelle an der Eugen-Lange-Straße begeben. Der Bekannte, von dem er nur den Spitznamen kennt, habe ihm zwei Pistolen gezeigt. Aber er habe keine Waffe haben wollen. An einer Imbissbude warteten sie, bis kein Kunde mehr da war.

Ein echter
„Cold Case“

Der Bekannte ging zuerst hinein, legte einen Stoffbeutel auf den Tresen und forderte von der Kassiererin mit der Pistole in der Hand: „Geld raus und hier rein!“. Der Angeklagte stand dabei an der Tür und hielt sie auf. Mit der Beute liefen sie davon, teilten sie unter sich auf. 1000 Euro habe er bekommen, sagte der Angeklagte. 3050 Euro hatten in der Kasse gefehlt. Das entnahm das Gericht der alten Akte. „Es ist ein Wunder, dass die noch im Keller lag“, so der Richter. Denn das Ermittlungsverfahren war ergebnislos eingestellt worden, die Akte längst aussortiert. Ein echter „Cold Case“ sei das gewesen.

Der Angeklagte hatte sich eine Spielkonsole, Kleidung und Alkohol für das Geld gekauft. Besonders für Unterhaltungselektronik hatte er damals Geld ausgegeben, sich verschuldet. Möglicherweise ein Grund dafür, dass er auf noch andere Weise illegal Geld besorgte. Zwei Einbrüche und ein Überfall auf den Stadiongrill gehen auf sein Konto. Dafür wurde er bestraft, saß auch im Gefängnis. Inzwischen macht er bei Proviel eine Ausbildung und nimmt anders als früher weder Cannabis noch Amphetamine.

Die heute 54-jährige Kassiererin der Tankstelle hat der Überfall noch Monate belastet. Sie hatte damals wegen des Stresses einen epileptischen Anfall. Trotzdem war sie am nächsten Tag wieder arbeiten gegangen, zunächst in Begleitung ihres Sohnes und des Junior-Chefs. Bei schwarz gekleideten Kunden „kollerte das Herz los“, berichtete sie als Zeugin. In ihrer Wohnung habe sie sich eingeschlossen. Gespräche mit ihren Kindern hätten ihr geholfen, darüber hinweg zu kommen.

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