Seniorengerecht Garage für Rollstuhl und Rollator

Düsseldorf · Wie sich die großen Wohnungsanbieter auf den demografischen Wandel einstellen.

 LEG-Mieterin Monika Zabel (l.) mit Kundenbetreuerin Katharina Wozny vor der E-Mobility-Box in Bergkamen. Rollatorengarage in Bergkamen.

LEG-Mieterin Monika Zabel (l.) mit Kundenbetreuerin Katharina Wozny vor der E-Mobility-Box in Bergkamen. Rollatorengarage in Bergkamen.

Foto: LEG

Die Garage steht direkt vor dem Mietshaus in der Ernst-Reuter-Straße 3 in Bergkamen. Sieben Mieter haben den Schlüssel für den gerade mal 6,5 Quadratmeter großen und kostenlos nutzbaren Container. Geparkt sind darin auch keine SUVs oder Kleinwagen, sondern – Rollatoren. Acht der fahrbaren Gehhilfen finden hier Platz. Der restliche Weg zur Haustür wird durch einen Handlauf und eine Rampe erleichtert.

Nicht die einzige Idee, mit der sich die LEG um ältere Mieter bemüht. Das mit rund 134 000 Mietwohnungen größte Wohnungsunternehmen in NRW geht mit der Wortschöpfung der „E-Mobility-Boxen“ auch auf die Rollstuhlfahrer zu. Vor inzwischen fünf Gebäuden in Bergkamen, Kamen und Hagen stehen die Rollstuhlgaragen, die auch über eine Ladestation für jeweils einen Elektrorollstuhl verfügen. Nach Unternehmensangaben steigt die Nachfrage kontinuierlich an. „Ohne die Ladebox wäre meine Wohnung für mich gar nicht infrage gekommen“, sagt die Bergkamener LEG-Mieterin Monika Zabel, die aufgrund mehrerer Krankheiten auf ihren E-Rollstuhl angewiesen ist. 30 Euro Miete verlangt die LEG für die Box, manche Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Auf Wunsch Vermittlung
eines Pflegedienstes

„Viele Mieter halten uns jahrzehntelang die Treue“, sagt LEG-Sprecherin Judith-Maria Gillies. „Mit unseren Angeboten wollen wir sie in ihrem Wohnumfeld optimal begleiten.“ Seit einem Dreivierteljahr vermittelt das Unternehmen seinen Dortmunder Mietern auf Wunsch auch einen häuslichen Pflegedienst. Dessen Wahl ist grundsätzlich zwar frei. Aber die LEG-Verträge mit dem Anbieter Home Instead stellen den Mietern Vergünstigungen bei Leistungen in Aussicht, die nicht von der Pflegekasse übernommen werden. Die Pilotphase endet im August. Dann soll entschieden werden, ob die LEG das Angebot auch für andere Standorte übernimmt.

Noch keinen durchschlagenden Erfolg hat die LEG mit einem anderen Pilotprojekt, das mit Unterstützung des Bundesbauministeriums schon seit Sommer 2017 läuft. Senioren, denen ihre bisherige Wohnung zu groß geworden ist, bekommen auf freiwilliger Basis innerhalb des Quartiers eine altersgerechte kleinere Wohnung angeboten. Als Anreiz wird der generell bei größeren Wohnungen günstigere Quadratmeterpreis für die neue Wohnung übernommen. So soll Platz für junge Familien geschaffen werden. Aber die meisten Betroffenen wollen in der vertrauten Wohnung bleiben, obwohl sie ihnen inzwischen zu groß geworden ist.

Altersgerechter Umbau bei
vielen Anbietern ein Thema

Auch die anderen großen Wohnungsgesellschaften arbeiten an ihren Seniorenangeboten. Der Immobilienkonzern Vonovia, der in NRW gut 100 000 Wohnungen besitzt, erprobt in einem Berliner Kiez gerade ebenfalls die Zusammenarbeit mit einem Sozialpartner, um den Mietern eine ambulante Betreuung in ihren Wohnungen zu ermöglichen. „Auch deshalb ist der altersgerechte Umbau für uns ein sehr wichtiges Thema“, sagt Sprecherin Bettina Benner. In Essen sammelt die Vonovia Erfahrungen mit Demenz-WGs.

Der vor allem im Bergbau verwurzelte Wohnungsanbieter Vivawest hat unter den Mietern seiner 120 000 Wohnungen in NRW einen Seniorenanteil von 30 Prozent. Neubauprojekte werden generell barrierearm bis barrierefrei konzipiert. Aber auch das auf fünf Jahre festgeschriebene Modernisierungsprogramm wurde inzwischen um 200 Millionen auf 800 Millionen Euro aufgestockt. So werden in Bochum gerade 214 Wohnungen für 18 Millionen Euro altengerecht umgebaut.

„Im Zuge der mit der Modernisierung einhergehenden Neugestaltung von Außenanlagen werden die Hauseingänge nach Möglichkeit barrierefrei gestaltet und es werden größtenteils Stellflächen für Rollatorenboxen geschaffen“, teilt Vivawest-Sprecherin Katrin Lamp­recht mit. „In den Jahren 2017 und 2018 haben wir auf Mieterwunsch rund 40 Rollatorenboxen in unseren Quartieren aufgestellt.“ Schon seit 2015 besteht das Angebot an die Mieter, Bäder auf Wunsch seniorengerecht umzubauen. „Bisher haben wir rund 400 dieser Umbaumaßnahmen umgesetzt.“ Das Unternehmen bietet seinen Mietern auch Beratung bei der Wohnraumanpassung an.

Dem möglichst langen Verbleib in den eigenen vier Wänden dient auch eine weitere Planung: die Kooperation mit einem Hausnotrufanbieter.

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