In eine Reihe von NRW-Städten kommt es zu Stichwahlen. Eine Übersicht. Wo die Stichwahlen besonders spannend werden

DÜSSELDORF · . In einer ganzen Reihe von Städten in NRW heißt es für die Oberbürgermeister-Kandidaten: nachsitzen. Wer sich nicht gleich im ersten Durchgang die absolute Mehrheit holte, muss sich am 27. September einer Stichwahl stellen.

 ARCHIV - 26.09.2004, Nordrhein-Westfalen, Essen: Einen Tag nach der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen wird ein Großplakat der CDU in Essen mit dem Zusatzschriftzug "Stichwahl" ergänzt. Die umstrittene Abschaffung kommunaler Stichwahlen in Nordrhein-Westfalen steht vor der letzten parlamentarischen Hürde. CDU und FDP wollen den Gesetzentwurf am Donnerstag in abschließender Lesung mit ihrer Regierungsmehrheit durch den Landtag bringen. Damit soll es schon zur Kommunalwahl 2020 in NRW keine Stichwahlen mehr für Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte geben. Foto: Roland Weihrauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 26.09.2004, Nordrhein-Westfalen, Essen: Einen Tag nach der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen wird ein Großplakat der CDU in Essen mit dem Zusatzschriftzug "Stichwahl" ergänzt. Die umstrittene Abschaffung kommunaler Stichwahlen in Nordrhein-Westfalen steht vor der letzten parlamentarischen Hürde. CDU und FDP wollen den Gesetzentwurf am Donnerstag in abschließender Lesung mit ihrer Regierungsmehrheit durch den Landtag bringen. Damit soll es schon zur Kommunalwahl 2020 in NRW keine Stichwahlen mehr für Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte geben. Foto: Roland Weihrauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Manche gehen dabei als Favoriten in die zweite Runde. Manche mit zitternden Beinen.

Köln: Der parteilosen Amtsinhaberin Henriette Reker war am Abend anzumerken, dass sie sich womöglich mehr erhofft hatte. Umfragen hatten sie bei bis zu 61 Prozent gesehen. Mit der absoluten Mehrheit im ersten Durchgang wurde es dann aber nichts. 45,1 Prozent sind dennoch ein starkes Ergebnis. SPD-Herausforderer Andreas Kossiski erreichte 26,8 Prozent. Er wird sich strecken müssen, um OB der größten Stadt des Bundeslands zu werden. Als klassisches konservatives Feindbild lässt sich Reker kaum darstellen – sie ist zwar Kandidatin der CDU, aber auch der Grünen, die im Stadtrat stärkste Kraft wurden.

Dortmund: In Dortmund spielt der große Wahlsieger des ersten Wahlgangs bei der Stichwahl das Zünglein an der Waage. Die Grünen holten bei der Ratswahl 24,8 Prozent und überholten damit die CDU (22,5). Die SPD (29,9) hat nur noch einen Vorsprung von knapp fünf Prozentpunkten. Bei der OB-Wahl schaffte es Grünen-Kandidatin Daniela Schneckenburger aber nicht in die Stichwahl. Ob die Grünen nun eine Wahlempfehlung aussprechen, war zunächst offen. CDU-Herausforderer Andreas Hollstein (25,8) ist auf Grünen-Wähler angewiesen, wenn er in der einstigen SPD-Hochburg den Sozialdemokraten Thomas Westphal (35,8) als Nachfolger von Ullrich Sierau verhindern will. Am Abend war Hollstein im Rathaus bereits zu Gast bei den feiernden Grünen.

Düsseldorf: In der Landeshauptstadt drohen die Sozialdemokraten den Chefposten im Rathaus nach nur einer Wahlperiode zu verlieren. SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel muss mit fast acht Prozentpunkten Rückstand in die Stichwahl gegen CDU-Herausforderer Stephan Keller. Geisel kam auf 26,3 Prozent, der Kölner Stadtdirektor Keller auf 34,2 Prozent.

Aachen: Aachen – Heimat von CDU-Ministerpräsident Armin Laschet – könnte sich mit der Stichwahl in weiten Teilen grün färben. Grünen- Kandidatin Sibylle Keupen lag im ersten Wahlgang mit 38,9 Prozent weit vor ihrem Stichwahl-Konkurrenten Harald Baal (CDU, 24,8 Prozent). Im Stadtrat wurden die Grünen bereits stärkste Kraft. Keupen ist zwar kein Mitglied, aber Kandidatin der Grünen. Viel wird davon abhängen, für wen sich die Wähler entscheiden, die im ersten Durchgang für SPD-Bewerber Mathias Dopatka stimmten – immerhin 22,6 Prozent. Der bisherige OB Marcel Philipp (CDU) trat nicht mehr an.

Bonn: Amtsinhaber Ashok-Alexander Sridharan (CDU) geht mit 34,5 Prozent als Favorit in die Stichwahl – aber Grünen-Kandidatin Katja Dörner ist ihm mit 27,6 Prozent auf den Fersen. Und der Bonner OB-Sessel ist kein klassisches CDU-Hoheitsgebiet – vor Sridharan hatte jahrelang die SPD das Sagen. Deren Kandidatin Lissi von Bülow scheiterte im ersten Wahlgang. Gut möglich, dass viele ihrer Wähler nun der Bundestagsabgeordneten Dörner zugeneigt sind. Sridharan wiederum hat Amts- und Promibonus. Er wurde 2015 erster CDU-OB einer deutschen Großstadt mit Migrationshintergrund.

Mönchengladbach: Mönchengladbach galt jahrelang als CDU-Hochburg, im ersten Wahlgang sicherte sich aber SPD-Bewerber Felix Heinrichs mit 37,5 Prozent den Spitzenplatz. In der Stichwahl tritt er nun gegen den CDU-Kandidaten an, den Landtagsabgeordneten Frank Boss. Es wird auch ein Duell der Generationen: Heinrichs ist 31 Jahre alt, Boss 59. Amtsinhaber Hans Wilhelm Reiners (CDU) war nicht mehr angetreten.

Münster: In Münster kommt es zum Duell zwischen Amtsinhaber Markus Lewe (CDU) und Grünen-Herausforderer Peter Todeskino. Lewe verpasste im ersten Durchgang überraschend deutlich die 50-Prozent-Marke. Er kam auf 44,5 Prozent, Todeskino auf 28,4 Prozent. Vor der Wahl hatten Schwarz und Grün im Stadtparlament gemeinsam regiert. Das Bündnis wurde wenige Wochen vor der Kommunalwahl aufgekündigt. Selbst wenn die SPD sich für den Grünen aussprechen sollte, scheint Lewes Vorsprung zu groß. Im Stadtparlament sind die Machtverhältnisse anders verteilt. CDU (32,7) und Grüne (30,2) liegen fast gleich auf.

Hamm: Der langjährige OB Thomas Hunsteger-Petermann (67) muss um die Wiederwahl zittern. In der Stadt am östlichen Rand des Ruhrgebiets verpasste der CDU-Politiker deutlich die absolute Mehrheit. Er fuhr 37,4 Prozent der Stimmen ein. SPD-Kandidat Marc Herter (46) kam auf 40,7 Prozent. Hunsteger-Petermann ist seit mehr als 21 Jahren im Amt.

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