Kempener Altstadt Die Kempener Altstadt ist ein sensibler Baugrund

Kempen. · Wer bauen möchte, muss sich zunächst mit den Denkmalbehörden verständigen. Auch Renovierungen müssen abgestimmt werden.

 Luftaufnahme vom Abriss des Hauses Buttermarkt 10 in der Kempener Altstadt. Hier müssen die Arbeiten teilweise von Hand vorgenommen werden, um die Nachbarhäuser nicht zu gefährden.

Luftaufnahme vom Abriss des Hauses Buttermarkt 10 in der Kempener Altstadt. Hier müssen die Arbeiten teilweise von Hand vorgenommen werden, um die Nachbarhäuser nicht zu gefährden.

Foto: Norbert Prümen

In Kempen wird seit Jahren immer mal wieder über den Denkmalwert von Häusern diskutiert. Diese Diskussionen reichen weit zurück. Bei der Altstadtsanierung in den 1960er- und 1970er-Jahren wurden Häuser abgerissen, obwohl sie nach Ansicht vieler Bürger eigentlich hätten erhalten bleiben müssen. Auch in den vergangenen Jahren hat das eine oder andere Bauprojekt in der Innenstadt für kontroverse Diskussionen gesorgt. Ein Beispiel: Der geplante Abriss der Fassade des unter Denkmalschutz stehenden Hauses Peterstraße 20 brachte etliche Bürger und den Landeskonservator auf den Plan. Eine Bürgerinitiative („Denk mal an Kempen“) gründete sich. Der Abriss der Fassade wurde verhindert, auch weil der Investor, die Kempener Wohnungsbaugesellschaft Ralf Schmitz, mitspielte und das Gemäuer aufwendig in den Neubau integrierte.

Bis heute registriert der Verein „Denk mal an Kempen“ besonders aufmerksam geplante Veränderungen in der Stadt und nimmt von Fall zu Fall – unter anderem beim Neubau an der Ellenstraße 15 – öffentlich Stellung. Auch die künftige Nutzung der Burg hat man bereits zur Herzenssache erklärt. In Kempen stehen rund 250 Gebäude unter Denkmalschutz und sind in der Denkmalliste der Stadt eingetragen. Die Altstadt und die sie umgebenden Wallanlagen stehen als Denkmalbereich komplett unter Schutz. Hier geht es im Grundsatz um die Erhaltung des äußeren Erscheinungsbildes und damit um die Wahrung und Weiterentwicklung der hohen Gestaltungsqualität der Innenstadt. Sie ist in zwei Denkmalbereiche aufgeteilt.

Altstadt ist als mögliches Bodendenkmal eingestuft

In der Altstadt gibt es derzeit wieder einige Bauvorhaben, die aus Sicht der Denkmalbehörden zum Teil sehr kritisch gesehen werden. Über das Bauvorhaben Ellenstraße 15 wurde lange diskutiert, der Architekt musste ursprüngliche Pläne überarbeiten, bis die Politik im Denkmalausschuss dem Neubau
zustimmte.

Auch über den Neubau an der Ellenstraße 40 (ehemaliges Haus von „Spielwaren Stein“) wurde ausführlich diskutiert. Derzeit wird das Haus Buttermarkt 10 abgetragen, um einem Neubau Platz zu machen. Der Landeskonservator war gegen den Abriss. Das richtige Maß bei solchen Projekten zu finden, ist nicht immer einfach, wie auch Bettina von der Linde – in der Bauverwaltung für den Denkmalschutz zuständig – weiß. Zu sensibel ist gerade der Bereich der Altstadt.

Probleme ganz anderer Art ergeben sich dann zuweilen, wenn ein altes Haus abgetragen werden soll. So verzögert sich zum Beispiel derzeit der geplante Neubau am Martinsdenkmal am Buttermarkt. Die Abbruchgenehmigung ist zwar erteilt und auch der Bauantrag wird in Kürze erteilt. Aber es ist schwierig, an dieser Stelle mit schwerem Gerät zu arbeiten. Der Abbruch muss teilweise mühsam per Hand erledigt werden.

Der Hintergrund: Bei den Abbrüchen muss Rücksicht auf die Nachbarbauten genommen werden, damit diese Gebäude nicht beschädigt werden. Im Einzelfall stellt sich heraus, dass es keine klare bauliche Trennung der benachbarten Gebäude gibt. Es fehlen Brandschutzmauern. Oder in den Dachgeschossen – wie seinerzeit an der Peterstraße 20 und 21 – wurde durchgebaut.

Weiterer Knackpunkt: Die gesamte Altstadt ist als mögliches Bodendenkmal eingestuft. Wer hier bauen will, muss zunächst dafür sorgen, dass mögliche Bodenfunde gesichert und dokumentiert werden. Das führte zuletzt bei dem Bauvorhaben an der Ellenstraße 40 zur Verzögerung. Auch beim Kanalbau auf dem Viehmarkt waren zunächst die Experten des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes in der Baugrube und fanden dort unter anderem einen alten Brunnen. Der musste genau dokumentiert werden, eher die Tiefbauer die großen Rohre für das unterirdische Regenrückhaltebecken im Boden versenkten. sr/rei

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