KÖLN Was uns an Karneval nicht fehlt

KÖLN · (lnw). Ein Jahr fast ohne Karneval – das ist traurig, denn gerade in Corona-Zeiten könnte man einen Stimmungsaufheller gut gebrauchen. Doch Hand aufs Herz: Einiges wird man auch nicht so vermissen.

Der K-A-R-N-E-V-A-L im Jahr 2021 im Überblick.

K wie Kamelle-Krieg. Bei Karnevalsumzügen gibt es Zeitgenossen, die den Regenschirm aufspannen, um das Wurfmaterial schon im Flug abzufangen, und andere, die ihre Pole-Position am Straßenrand mit großem Nachdruck gegen nachdrängende Kindergartenkinder verteidigen. Nur um die Beute dann vier Wochen später im Restabfall zu entsorgen.

A wie Abfall und Ausscheidungen. Wer nach einer zünftigen Weiberfastnacht mal nüchtern durch Karnevalshochburgen wie Köln oder Düsseldorf gelaufen ist, weiß, dass man sich bisweilen wundert, was Menschen alles hinterlassen können – in jeglicher Form.

R wie Ross-und-Reiter-Diskussionen. Dass der organisierte Frohsinn eine verdammt ernste Sache sein kann, ist mittlerweile bekannt. Bei kaum einem Thema trat das in den vergangenen Jahren greller zutage als bei der Diskussion um Pferde, die bei Umzügen mittrotten. Im vergangenen Jahr wurde versucht, die Diskussion mit mobilen Waagen zu versachlichen. Regel: Keine zu dicken Reiter auf zu schwachen Pferden.

N wie nachträgliche Reue. In kaum einer Jahreszeit wacht man so oft mit einem derart schlechten Gefühl im Magen auf wie im Karneval – nicht nur im wortwörtlichen Sinn, weil ein Getränk am Vorabend wohl doch schlecht war.

E wie endloses Vorstellen von Lokalpolitikern. Ein paar tapfere Karnevalsvereine senden zwar trotz Pandemie auch in diesem Jahr ihre Fernsehen-Fastnacht – allerdings in heruntergedimmter Form. Das arienartige Vorstellen lokaler Polit-Prominenz fällt auf jeden Fall aus.

V wie viele, viele Frauen-Witze. Dafür gab es früher sogar das beliebte Spezialformat der „Herrensitzung“, die definiert war als eine Karnevalssitzung für Männer mit Witzen über Frauen. Ja, eineinhalb Stunden ausschließlich sexistische Witze von besonderer Härteklasse – das gab es mal, und es ist noch gar nicht so lange her.

A wie Alaaf und andere Besonderheiten der Karnevalshochburgen: In Köln darf man nicht „Helau“ rufen, in Düsseldorf nicht „Alaaf“. Und das sind nicht die einzigen Besonderheiten.

L wie lallende Menschenmassen: Schon 1800 schrieb ein durchreisender Bayer über den Kölner Karneval: „Alle Wirtshäuser ertönten von Musik und Gläserklang und dem Brüllen und Jauchzen des besoffenen Pöbels.“ Grölende Narren und Schnapsleichen am Straßenrand gehören zum Karneval wie Kostüme und Kamelle.

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