Reform aus Berlin und eine Planung in NRW : Was bedeutet Lauterbachs Krankenhaus-Plan für NRW?
DÜSSELDORF Eine neue Auswirkungsanalyse zeigt verheerende Verschiebungen in der Krankenhaus-Landschaft. Was NRW-Minister Laumann dazu sagt.
In der nordrhein-westfälischen Krankenhauslandschaft herrscht große Aufregung: Ohnehin auf Geheiß von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) seit Jahren mit einer Neuplanung befasst, die einteilen soll, welches Krankenhaus noch welche medizinische Leistung anbieten darf, wirft der Reformplan der Regierungskommission von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) neue Fragen auf. Lauterbachs mit Wissenschaftlern besetztes Expertengremium hat zuerst die Finanzierung der Krankenhäuser in den Blick genommen und ein Gesamtkonzept entwickelt, das jetzt von der Krankenhausgesellschaft in NRW als unbrauchbar markiert worden ist. Die hat die Auswirkungen der neuen Vorschläge auf NRW heruntergebrochenen – und Alarm geschlagen: Es käme bei konsequenter Anwendung zu rigorosen Einschnitten für Patienten, wichtige medizinische Leistungen müssten auf nur noch 36 Krankenhäuser im Rheinland und Westfalen-Lippe konzentriert werden. 337 NRW-Krankenhäuser würden hingegen von elementaren Teilen der Versorgung ausgeschlossen.
70 Prozent werdender Eltern müssten neue Klinik suchen
„Eine solche Krankenhausplanung vom grünen Tisch in Berlin folgt zahlengetriebenen Zielen, die am tatsächlichen Bedarf der Menschen in ihrem Umfeld vorbeigehen. Im Mittelpunkt muss aber eine verlässliche, gut erreichbare und qualitativ hochwertige Versorgung stehen“, sagte Ingo Morell, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW. Diesen Ansatz, so Morell, setze derweil die neue NRW-Krankenhausplanung um. „Das geht nur auf Landesebene, weil die Länder den jeweiligen Bedarf kennen“, so Morell. Es ist am Ende ein Streit um regionales Wissen, um Zuständigkeiten und Unzulänglichkeiten in der Versorgung. Und natürlich auch um Pfründe.
Die von Gesundheitsökonom Boris Augurzky mit der Firma Vebeto erstellte Auswirkungsanalyse zeigt gravierende Einschnitte auf. So müssten sich etwa 70 Prozent aller werdenden Eltern eine neue Entbindungsklinik suchen. Zudem würde die Notfallversorgung bei Herzinfarkt oder Schlaganfall stark ausgedünnt. Derzeit könnten akute Herzinfarkte in NRW noch an 136 Standorten schnell behandelt werden. Bei der angepeilten Aufteilung der Krankenhäuser in Grundversorger und höhere Notfallstufen blieben nur noch 34 Standorte übrig. „Wenn es um Leben und Tod geht, wenn jede Sekunde zählt, kann in einem Bundesland mit 18 Millionen Einwohnern nicht ein dünnes Netz von wenigen Kliniken die Daseinsvorsorge sichern“, sagte Morell.