Hausbau in Corona-Zeiten Was Bauherren jetzt beachten müssen

BERLIN. · Auch wenn die Maßnahmen gegen Corona in vielen Bereichen zu einem Stillstand führen. Das neue Eigenheim ist davon meistens nicht betroffen. Denn: Auf den Baustellen darf weiterhin gearbeitet werden, wenn die bundesweit geltenden Arbeits- und Hygiene-Schutzmaßnahmen eingehalten werden.

 Der Hausbau geht auch in Corona-Zeiten weiter. Dabei gelten jedoch nicht nur die üblichen Arbeitsschutzmaßnahmen.

Der Hausbau geht auch in Corona-Zeiten weiter. Dabei gelten jedoch nicht nur die üblichen Arbeitsschutzmaßnahmen.

Foto: dpa-tmn/Karl-Josef Hildenbrand

„Natürlich kann es trotzdem bei manchen Arbeitsschritten zu Verzögerungen kommen, etwa weil ein ganzer Bautrupp unter Quarantäne gestellt werden muss“, sagt Florian Becker vom Bauherren-Schutzbund.

Grundsätzlich gilt: „Termine und Fristen müssen Unternehmen trotz Corona einhalten“, so Becker. Sich deswegen auf höhere Gewalt zu berufen, gehe nicht. Zumal das Problem mittlerweile bekannt sei und die Firmen aus seiner Sicht genügend Zeit hatten, sich auf die Situation einzustellen. Insbesondere, wenn jemand jetzt einen Vertrag neu abschließt, rät Becker: „Hinterfragen Sie den Zeitplan des Unternehmens und erkundigen Sie sich, welche Maßnahmen für mögliche Ausfälle eingeplant wurden.“

Bauherren sollten sich nicht damit zufrieden geben, dass ein Unternehmen Corona als Ausrede verwendet. Firmen könnten diesen Grund nicht pauschal angeben, um Verzögerungen zu rechtfertigen. „Verbraucher können dann eine detaillierte Erklärung verlangen – beispielsweise wann, wer, wie lange aufgrund von Corona ausgefallen ist“, erklärt der Bauherren-Berater. Trotz Lockdown und Konjunktureinbruch halten sich die Auswirkungen der Corona-Krise laut Becker aber bislang in Grenzen. „Anfängliche Materialengpässe und Lieferschwierigkeiten sind mittlerweile weitgehend behoben.“ Dennoch kann die Pandemie Lieferketten beeinflussen, etwa weil Firmen im Ausland sitzen. „Sollte es bei einzelnen Materialien zu Lieferengpässen kommen, können Bauherren auf andere Materialien ausweichen“, erklärt Branchenvertreter Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau. Bei der Bemusterung – der individuellen Ausstattung der Innenräume – kann eine andere Fliese, Tür oder Badewanne ein Kompromiss sein.

Da sich seine Verbandsmitglieder verpflichtet haben, gleichwertige Materialien zu verwenden, entstehen Kunden von Fertigbauhäusern dadurch keine Extrakosten. „Es sei denn die Änderung würde jetzt einen erheblichen Planungsmehraufwand bedeuten oder die Kunden entscheiden sich für ein hochwertigeres Material“, erklärt er.

Manche Termine können Bauherren ohne ein persönliches Treffen wahrnehmen. „Bei der Vorplanung sind Onlinetermine denkbar. Bei Abstimmungen, Besichtigungen von Problemen sowie der Bauabnahme sollten Bauherren jedoch unbedingt vor Ort sein. Da birgt ein Onlinetermin Risiken“, rät Becker vom Bauherren-Schutzbund. Besichtigungen sind mit Abstand und Masken weiterhin möglich.

Der Experte empfiehlt: „Sprechen Sie mit der Baufirma vorher ab, wie der Termin abläuft – etwa wie viele Personen kommen. Das erspart einem vor Ort Stress.“ Und: „Machen Sie klar, dass Sie den Termin nur wahrnehmen, wenn alle Maske tragen und ausreichend Abstand halten.“

Verzögert sich die Fertigstellung, sollten Bauherren das Unternehmen darauf hinweisen, damit sie später eine rechtliche Handhabung haben. So lassen sich Schadenersatzansprüche geltend machen. Hier geht es dann auch um die Haftung: „Die Frage ist dann, was ist die Ursache für die Verzögerung und wer sie zu verantworten hat. Das gilt es im Einzelfall zu prüfen“, sagt Windscheif.

Er erklärt: „Ist die Lieferkette im Ausland unterbrochen und Materialien sind kurzfristig nicht lieferbar, kann dies höhere Gewalt sein.“ Hat ein Bauunternehmer hingegen das Material zu spät bestellt, sei dies keine höhere Gewalt. In der Regel liegt die Beweispflicht beim Unternehmer.

Sollte sich der Bau verzögern, kann dies sich fatal auf die Kosten auswirken. Dennoch rät Becker davon ab, der Baufirma Zeitdruck zu machen. Erfahrungsgemäß gehe Eile oft zu Lasten der Qualität. „Dann steigt das Risiko für Baumängel“, sagt Becker.Beide Seiten sollten kompromissbereit sein, damit die Fertigstellung rechtzeitig klappt. Becker: „Mehr Zeit als sonst einplanen – ein Puffer von mindestens acht bis zehn Wochen ist empfehlenswert.“

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