Sauerland und Eifel Warum es sich nicht lohnt, am Wochenende in den Schnee zu fahren

Düsseldorf · Verschneite Landschaften und mangelnde Alternativen: Sauerland und Eifel rechnen am Wochenende wieder mit einem Touristenansturm - Verkehrschaos inbegriffen. Es lohnt sich nicht, für versperrte Pisten im Stau zu stehen, warnt die Polizei.

 Im Sauerland und in der Eifel rechnen die Städte und Ordnungshüter wieder mit Touristenmassen.

Im Sauerland und in der Eifel rechnen die Städte und Ordnungshüter wieder mit Touristenmassen.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Bitte unser Winterwunderland meiden und zu Hause bleiben! Dieser Appell schallt auch vor dem kommenden Wochenende überall ähnlich lautend aus dem Sauerland, dem Bergischen Land oder der Eifel. Dennoch bereiten sich die verschneiten Gebiete für das Wochenende wieder auf einen Ansturm von Tagestouristen vor - zu groß scheint der Wunsch nach Schneeausflügen mitten im Corona-Lockdown zu sein. Mit Betretungsverboten, abgeriegelten Straßen und Polizeipräsenz sollen Ausflügler ferngehalten werden. Ein Aus- und Überblick.

Wie ist die Lage in den Wintersportregionen von NRW?

Es laufen weder Lifte noch sind in nennenswertem Maße Loipen gespurt. Auch Restaurants oder Hütten sind dicht. Doch mit dem Schneefall in den deutschen Mittelgebirgen begann nach Weihnachten der Ansturm auf die Wintersportgebiete - und er werde auch an diesem Wochenende anhalten, so die Befürchtung. Inzwischen berichten auch die touristisch weniger ausgebauten Regionen von einem Andrang von Auswärtigen auf Rodelhügeln, wo sonst allenfalls Einheimische den Berg hinuntersausten. Aussichten auf neuen Schnee in den kommenden Tagen und am Sonntag gar auf sonniges Wetter in NRWs Bergen dürften erneut bei vielen den Wunsch auf Rodel-, Ski- oder Winterwanderspaß mitten im Lockdown nähren. In den höher liegenden Regionen haben die Behörden reagiert und größtenteils Betretungsverbote für Pisten verhängt. Die Polizei hat sich auf einen Großeinsatz vorbereitet.

Wo ist überall gesperrt?

Winterberg riegelte bereits am vergangenen Wochenende Zufahrtsstraßen ab und untersagte den Aufenthalt auf und um rund 40 Skipisten. Die Eifelgemeinde Hellenthal versperrte nach den Erfahrungen am Wochenende Parkplätze mit Bauzäunen und machte Hänge dicht. Weitere Gemeinden im Hochsauerland wie Schmallenberg aber auch Olpe sowie Reichshof im Oberbergischen Kreis und Hilchenbach im Kreis Siegen-Wittgenstein haben ähnliche Verfügungen für die dortigen Skihänge erlassen.

Draußen ist doch Luft und Platz - wo liegt eigentlich das Problem?

Auch auf weitläufigen Hügeln, den Wegen dorthin und Parkflächen wird es immer wieder eng, berichten die Ordnungshüter. Hinzu kommen die verstopften Straßen und Störungen für die Anwohner sowie jede Menge zurückbleibender Müll. Wo sonst touristische Infrastruktur wie Hotels oder Restaurants Anlaufpunkte sind, ist jetzt alles geschlossen. Wild geparkte Autos auf Wiesen zerfurchten den Untergrund privater Wiesen, heißt es aus den gebeutelten Gemeinden. Picknickmüll liege im Gebüsch. „Es gibt keine Toiletten. Was glauben Sie, wo das alles landet?“, berichtet eine Sprecherin aus Olpe.

Welche Konsequenzen drohen Tagesausflüglern, die trotzdem kommen?

Polizei und Ordnungsämter kündigten an, Verstöße konsequent zu ahnden. Ihre Mittel: Knöllchen für Falschparker, Autos notfalls abschleppen. Auch Straßensperren sind möglich. Bußgelder drohen allen, die gegen Betretungsverbote oder andere Corona-Regeln verstoßen. Wer sich nicht an die in Winterberg geltende Maskenpflicht hält, muss 50 Euro zahlen. Für Verstöße gegen die Kontaktregeln riskiert jeder Beteiligte 250 Euro. Was denen droht, die das Betretungsverbot brechen, ist noch unklar, heißt es aus Winterberg. „Wir prüfen, was rechtlich möglich ist, aber es wird sicher saftig sein“, so Stadtsprecherin Rabea Kappen.

Darf ich denn nirgendwo rodeln?

„Wir können nicht jede Privatwiese kontrollieren“, schränkt Schmallenbergs Ordnungsamtsleiter Berthold Vogt ein. Leider habe die Erfahrung gezeigt, das viele Ausflügler ihren Weg auf freie Flächen wie Felder oder Wiesen suchten. „Wir wollen niemandem verbieten, einen einsamen Hügel runterzurodeln. Das Problem sind aber die Massenaufkommen. Und wenn da Abstände nicht eingehalten werden können, werden wir auch eingreifen“, sagt Christof Hüls, Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis. „Es ist nicht verboten, ins Sauerland zu fahren, aber die Leute sollten sich fragen, ob es auch vernünftig ist“, ergänzt Laura Burmann, Polizeisprecherin im Hochsauerlandkreis.

Welche Entlastung könnten die neuen Corona-Beschränkungen bringen?

Die neue Coronaschutzverordnung tritt ohnehin erst am Montag in Kraft. Von der dann vorgesehenen Reisebeschränkung für Orte mit besonders vielen Neuinfektionen auf einen Radius von 15 Kilometer um den Wohnort versprechen sich die NRW-Wintersportgebiete jedoch vorerst nicht viel: Die meisten Touristen werden weiterhin aus den nordrhein-westfälischen Städten an Rhein und Ruhr erwartet - und dort lagen die Werte zuletzt unter der kritischen Grenze von mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche.

Und was ist mit anderen Ausflugsmöglichkeiten?

Auch jenseits des Lockdown-Winters lasse sich feststellen, dass die Tagestouristen sich häufig auf besonders beliebte Orte konzentrierten, berichtet etwa Michael Lammertz, beim Nationalpark Eifel zuständig für das Besuchermanagement. Im Internet könne man viele Tourenvorschläge in der weitläufigen Eifel auch abseits der viel begangenen Wege finden. Einsame Ecken in der heimischen Natur wollen jedoch zurzeit auch die Tourismusanbieter lieber nicht benennen: „Wir haben volles Verständnis, dass die Leute raus wollen“, betonte etwa Tonia Haag, Sprecherin von Tourismus NRW. Unter normalen Umständen, freue man sich zwar über jeden Gast, „aber zurzeit haben wir leider keine normalen Umstände“. Ihr Appell: Verantwortung zeigen statt Schneeausflug.

(dpa)
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