Schieflage der Warenhauskette „Wir kämpfen um jeden Platz“

WIESDORF · Die Zukunft des Warenhauses in Wiesdorf ist ungewiss. Einzelheiten zu Standorten fehlen noch. Fakt ist: Karstadt-Kaufhof ist im Schutzschirm-Insolvenzverfahren. Filialschließungen sind ein realistisches Szenario.

 Der Mietvertrag des Warenhauses in der Wiesdorfer Fußgängerzone endet im Jahr 2021.

Der Mietvertrag des Warenhauses in der Wiesdorfer Fußgängerzone endet im Jahr 2021.

Foto: RP/Uwe Miserius

Sie ist seit zehn Jahren das große Gegengewicht zur Rathaus-Galerie in der Wiesdorfer Fußgängerzone. Die Frage ist: Wie lange noch? Denn die Warenhauskette Karstadt-Kaufhof ist angeschlagen, befindet sich in einem so genannten Schutzschirm-Insolvenzverfahren.

Für die Zukunftssicherung des Unternehmens sind Filialschließungen im Gespräch. Dass dazu auch die Leverkusener Galeria Kaufhof zählen könnte, befürchtet FDP-Ratsherr Friedrich Busch: „Nach Angaben der Verdi-Tarifkommission hat am Montag ein Gespräch mit dem im Schutzschirmverfahren gerichtlich bestellten Sachwalter und dem Generalbevollmächtigten von Karstadt-Kaufhof stattgefunden.“ Die Gewerkschaft vermute, dass „diejenigen Häuser auf der Kippe stehen, bei denen die Mietverträge auslaufen“, schließt Friedrich Busch an. Nach seinen Recherchen soll der Leverkusener Mietvertrag 2021 auslaufen. „Von daher gehört der Standort Leverkusen zu den potenziellen Schließungskandidaten.“

Beobachter hatten gehofft, dass am Dienstag eine Liste mit Filialnamen über einzelne Standorte veröffentlicht wird. Aber die Liste gebe es bisher nicht, sagt Gewerkschaftssekretärin Jana Zorn.

Beim Treffen zwischen der Gewerkschaft, dem Sachwalter Frank Kebekus und dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz „ging es darum, wie die genauen Pläne der Arbeitgeberseite nun aussehen“, fasst sie zusammen. Unter anderem solle vorgesehen sein, vom gesetzlichen Tarifniveau abzuweichen und das so eingesparte Geld anderweitig zu nutzen. Wie, das sei beim Termin aber nicht vorgestellt worden.

Zudem fehle weiterhin ein Zukunftskonzept für das Unternehmen. „Das aber ist ebenso Bestandteil des im Dezember geschlossenen Tarifvertrages wie eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2024“, sagt Zorn. „Abweichungen vom bestehenden Tarifvertrag sind nicht ohne weiteres zu machen.“ Details zur Zukunft einzelner Filialen seien bisher noch nicht

In Leverkusen sind 96 Mitarbeiter bei Galeria Kaufhof beschäftigt

„Es sollen 80 Filialen im Feuer stehen, davon könnte der ein oder andere Standort aber möglicherweise auch gehalten werden, hieß es“, berichtet Zorn. Nach Informationen von Verdi sind in Leverkusen 96 Mitarbeiter bei Galeria Kaufhof beschäftigt. Es könnten aber mittlerweile schon weniger sein, sagt Zorn, denn das gesamte Verfahren liefe ja bereits über einen gewissen Zeitraum.

Die bisher vorgelegten Überlegungen für eine Sanierung nennt Verdi-Verhandlungsführer Orhan Akman „ideenlos, unkreativ und eine Missachtung von 35 000 Beschäftigten und ihren Familien“. Und er teilt noch weiter aus, denn der Versuch der Arbeitgeberseite, die aktuelle ökonomische Schieflage des Unternehmens allein mit der Corona-Pandemie zu erklären, greife nicht nur zu kurz, sondern sei falsch. Die Pandemie offenbare nur „das tatsächliche Ausmaß gnadenloser Misswirtschaft und Fehlmanagements“.

Die Verantwortlichen in Geschäftsführung und Management trügen „die Verantwortung für die Krise des Unternehmens. Mit Filialschließungen, Personalabbau, Outsourcing, Fremdvergabe der Flächen, Kostenreduzierung auf dem Rücken der Beschäftigten und Arbeitszeitflexibilisierung“ könne man Galeria Karstadt-Kaufhof nicht erfolgreich in die Zukunft führen, ist er überzeugt.

Die Verdi-Bundestarifkommission habe am Dienstag getagt und ihre Forderungen nochmal klar formuliert, ergänzt Jana Zorn. Oberstes Ziel: „Wir kämpfen für jeden Arbeitsplatz“, betont sie.

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