„Sprich mit mir“  – T.C. Boyle veröffentlicht neuen Roman Von Affen und Menschen

MÜNCHEN · . Vielleicht wäre es für Sam und Aimee besser gewesen, Guy Schermerhorn nie zu begegnen. Aimee studiert Frühpädagogik und hat wenig echte Ziele im Leben. Schermerhorn ist ein junger Privatdozent für Psychologie an der University of California in Santa Maria.

 Das Cover von „Sprich mit mir“ von TC Boyle.

Das Cover von „Sprich mit mir“ von TC Boyle.

Foto: der hörverlag/Random House

Er will zeigen, dass Primaten in der Lage sind, sich durch Sprache auszudrücken. Sam ist ein Schimpanse und Schermerhorns Lieblingsforschungsobjekt. Die drei sind die Hauptfiguren im neuen großartigen Roman „Sprich mit mir“ von Tom Coraghessan „T.C.“ Boyle (72).

„Es wird Freude bereiten und
zum Weinen bringen“

Sam wird Schermerhorns Erwartungen mehr als gerecht. Drei, vier Stunden jeden Tag sitzt er an einem Tisch und macht Übungen und Tests, um seinen Wortschatz zu erweitern und die Syntax zu trainieren. Er beherrscht schon bald mehr als 100 Gebärden, er kann Bett, Hemd und Baum richtig bezeichnen, aber auch Schmerz und Angst. Im Umgang mit Schermerhorns Forschungsteam legt er ein Verhalten an den Tag, das mit dem seiner Artgenossen nichts mehr zu tun hat. Er trägt T-Shirt und Latzhose, mag Cheeseburger, Cola, süße Milchshakes und raucht hin und wieder einen Joint. Sein Lieblingsgetränk ist Gin Tonic und seine Lieblingsbezugsperson die 21-jährige Aimee, die als studentische Hilfskraft in Schermerhorns Team arbeitet und auf den Schimpansen mindestens so fixiert ist wie er auf sie.

Der Plot klingt zugegebenermaßen weit hergeholt. Und es braucht einen Erzähler wie T.C. Boyle („América“, „Willkommen in Wellville“), um daraus eine Geschichte zu machen. „Es wird Freude bereiten, aber es wird sie auch zum Weinen bringen“, sagte der US-amerikanische Autor im Interview. „Es ist ein Buch, das die Auswirkungen der Experimente in den 1970er und 80er Jahren erforscht, bei denen Schimpansen in Menschenhäusern aufgezogen wurden, um ihnen unsere Sprache beizubringen, in der Hoffnung, mit einer anderen Form des Bewusstseins kommunizieren zu können.“ Dem US-Autor gelingt mit „Sprich mit mir“ nicht nur ein ausgesprochen spannender Roman, sondern einer, der ganz unterschiedliche Themen durchspielt.

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