Eishockey Ice Aliens zählen zu den „Bad Boys“

Ratingen. · Der Eishockey-Regionalligist aus Ratingen glänzte zuletzt mit einer starken Leistung auf dem Eis. Doch ganz vorn dabei sind einige Spieler der Mannschaft in einer anderen Disziplin: bei den Strafminuten.

 Die Internetseite des Eishockey-Verbandes NRW führt die sogenannten „Bad Boys“ der Regionalliga auf. In den Top Ten dieser Liste finden sich gleich vier Ratinger Spieler.

Die Internetseite des Eishockey-Verbandes NRW führt die sogenannten „Bad Boys“ der Regionalliga auf. In den Top Ten dieser Liste finden sich gleich vier Ratinger Spieler.

Foto: EHV NRW/EHV NRW/Screenshot RP

Die beiden Spiele der Eishockey-Regionalliga von Sonntagabend haben das Bild noch ein bisschen entzerrt: Vor den Begegnungen Dinslaken gegen Hamm und Neuss gegen Herford stellten die Ratinger vier der ersten Sechs in der Rubrik „Bad Boys“, in der der Eishockey-Verband NRW die Strafminuten der jeweiligen Spieler auflistet. Der Dinslakener Moritz Hofschen katapultierte sich am Sonntagabend auf Rang zwei und zog nach der Anzahl der verhängten Strafminuten gleich mit Tim Brazda (beide 33). Der Flügelstürmer der Ratinger Ice Aliens bleibt aber in dem Ranking vorne, weil er ein Spiel weniger für dieselbe Anzahl Strafminuten benötigt hat – er verpasste die Partie gegen den Neusser EV wegen einer Spieldauerstrafe. Statistisch kassiert Tim Brazda derzeit pro Spiel Strafen von 8,20 Minuten, sein Bruder Tobias liegt bei 4,50 Minuten, dazwischen rangieren noch die Mitspieler Thomas Dreischer (9,00) und Marco Clemens (25), die je auch bereits eine Spieldauerstrafe erhalten haben.

Spieldauerstrafe in Hamm
für ein Revanchefoul erhalten

Tim Brazda lacht, als ihm zur Spitzenposition der „Bad Boys“ gratuliert wird. Dann erklärt er auch im Namen seines Bruders: „Das hängt auch viel mit unserem Ruf zusammen. Egal, ob in Essen, Düsseldorf oder Bad Nauheim – wir haben schon öfter ein Zeichen für die Mannschaft gesetzt. Wir sind beide keine Kinder von Traurigkeit, und wenn der Bruder angegriffen wird, ist das noch mal was anderes als bei einem anderen Mitspieler.“ So kassierte Tim Brazda auch die Spieldauerstrafe in Hamm, als er sich beim Übeltäter mit den Fäusten für einen bösen Check gegen Tobias Brazda revanchierte.

Dadurch wanderten auf einen Schlag 20 Strafminuten auf Tim Brazdas Konto, was ihm die Spitzenposition einbrachte. „Deswegen ist der Wert auch gerade so hoch“, sagt der Ratinger. „Es sollte eigentlich nicht mehr als eine Minute im Schnitt pro Spiel sein, aber der Wert wird auch noch sinken. Es ist jetzt nicht mein Ziel, jedes zweite Spiel aussetzen zu müssen.“ Zumal ja hinzukommt: „Wir müssen alle montags arbeiten und unseren Chefs dann erklären, warum wir ein blaues Auge haben“, sagt Tim Brazda, der Junior-Account-Manager eines Mobilfunkanbieters ist, während Bruder Tobias als Feuerwehrmann arbeitet. „Wenn uns auf dem Eis einer einen Schläger ins Gesicht haut, versuchen wir, das erstmal anders zu regeln. Aber beim zweiten Mal kann das auch mal knallen“, sagt Tim Brazda.

Er hat noch mehr Gründe ausgemacht, warum es mit den Strafzeiten ein bisschen Überhand genommen hat – zum Vergleich: Beim Rheinderby in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwischen den Kölner Haien und der Düsseldorfer EG gab es am Sonntag acht Strafminuten für Köln und sechs für die DEG, was sich wie ein Kirchenpicknick anhört gegenüber den 33 der Ratinger gegen die Dinslakener Kobras, die es auf 37 in diesem Spiel brachten. „In der DEL wird zwar auch kleinlich gepfiffen“, findet Brazda, der in der Saison 2014/15 zwei Partien für die DEG in dieser Spielklasse machte, und ergänzt: „Aber es ist auch so: Je tiefer die Liga, desto schwächer werden die Leistungen der Spieler – und die der Schiedsrichter. Sie bewerten einen Check bei uns ganz anders als in der DEL, weil sie vielleicht zu sehr hinterherlaufen. Darum gibt es in der Regionalliga einfach mehr Strafen, und wenn man dann so physisch starke Spieler wie uns hat, steht man halt da oben“, sagt Tim Brazda.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort