Ranking im Vice Magazin Hat Wuppertal wirklich die hässlichste Universität Deutschlands?

Wuppertal · Das Vice Magazin hat die Bergische Uni Wuppertal im Ranking mit dem zweifelhaften Titel ausgezeichnet. Das sagen die Studierenden zu dieser „Auszeichnung“.

 Ist die Uni wirklich hässlich? Und ist das relevant?

Ist die Uni wirklich hässlich? Und ist das relevant?

Foto: Bergische Universität Wuppertal/Christian Reimann

Das Magazin Vice hat die Bergische Uni Wuppertal als hässlichste Uni Deutschlands ausgezeichnet. Persönlich scheint die Vice-Redaktion nicht vor Ort gewesen zu sein, sie beziehen sich in ihrem Beitrag aufs Internet. „Bei den meisten Unis ist es ja (...) so, dass sie bei der Google-Bildersuche irgendein passables Gebäude vorschicken, damit ihr wahres Wesen nicht gleich auffällt“, schreibt Vice in seiner Wertung und führt aus: „An dieser Stelle muss man die Bergische Universität Wuppertal wirklich loben, denn sie gibt sich nie als etwas aus, was sie nicht ist.“ In den Augen des Magazins heißt das: „Dieses Ungetüm aus Beton ist realer als ein Einkauf bei Real und ehrlicher als die Ehrlich Brothers.“

Historische Gebäude, wie die Westfälische Wilhelms-Universität Münster oder die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, hat die Uni Wuppertal nicht zu bieten. Sie wurde aber auch erst 1972 – damals als Gesamthochschule, gemeinsam mit Duisburg, Essen, Siegen und Paderborn – gegründet. Alle baute das Land NRW nach einem Baukasten-Prinzip. Die Bildersuche diverser Suchmaschinen liefert den Beweis dafür. Grob wird zwischen „Erschließungseinheiten“ (die „Türme“) und „Nutzungseinheiten“ (die jeweiligen Gebäude) differenziert. Dieser modulare und standardisierte Aufbau entsprach der Anforderung, flexibel einsetz- und erweiterbar zu sein.

Seit 1972 hat sich viel getan. Das Hörsaalzentrum K mit einem rund 800 Plätze großen Hörsaal, das Rektoratsgebäude, der Ersatzneubau V-W und der Anbau an die Universitätsbibliothek sind hinzugekommen. Den Campus Freudenberg hat die Hochschule erst 1994 erworben. Zuvor war dort die Generaloberst-Hoepner-Kaserne.

Doch was sagen Wuppertaler Studierende, die fast täglich und über viele Jahre hinweg die Universität besuchen, zur „Vice-Auszeichnung“?

Lehramtsstudentin Cilia Rücker (22) ist gänzlich anderer Meinung: „Neben den wunderschönen Neubauten haben auch die nicht frisch renovierten Gebäude ihren ganz eigenen Charme. Wer schon früh morgens oder noch spät abends fleißig ist, wird mit einem Ausblick auf die stilvolle Lichtinstallation ,MetaLicht’ des Künstlers Mischa Kuball belohnt.“ Tagsüber empfiehlt sie den Flügelhügel, auf dem Studierende sich „im Sommer sonnen und im Winter Schlitten fahren können.“

Eine ehemalige Studentin der Anglistik und Romanistik, die nicht genannt werden möchte, bringt einen anderen Kritikpunkt vor, der eher klarmacht, was wirklich wichtig ist an einer Uni für die Studierenden: Sie kritisiert die Ausstattung der Uni-Bibliothek – dagegen seien „die Gebäude aber nicht so fürchterlich, wie in dem Artikel dargestellt.“

„Die Architektur der Wuppertaler Uni ist wie ein französischer Weichkäse. Wer den Kühlschrank öffnet, denkt erstmal ‚bah!‘. Wer ihn probiert, merkt, dass es sich um eine besondere Delikatesse handelt. Dass man den Geschmack dann zu schätzen weiß, kann aber ein bisschen dauern“, sagt Kunststudentin Philine Halstenbach (29), die verstehen kann, dass Externe zu einem ähnlichen Urteil wie die Vice-Autoren kommen. „Dabei ist der 70er-Jahre-Brutalismus eine spannende Architektur. Was mich wirklich stört, ist die Farbkombination der roten Pflastersteine mit dem satten Uni-Grün – das beißt sich und ruiniert den eigentlich schönen Anblick der Gebäude.“

„Wuppertal tut sich nicht viel im Vergleich zu den anderen Unis, wie in Essen oder Bochum. Das, was hässlich ist, sind die Unübersichtlichkeit und die vielen Treppen. Ansonsten kann man wegen der tollen Aussicht und der fehlenden ‚schönen‘ Vergleichsmöglichkeiten um uns herum in NRW nicht viel meckern“, sagt eine 29-jährige ehemalige Studentin der Editions- und Dokumentwissenschaft.

Am Campus Grifflenberg werden die Bestandsgebäude im laufenden Betrieb saniert, was bis in die 2030er Jahre dauern soll. Eine Musterfassade ist gegenüber dem Haupteingang der Universitätsbibliothek ausgestellt.

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