Verdi will am Dienstag Solingen lahmlegen

Die Gewerkschaft ruft zum ganztägigen Warnstreik auf. Auch Busse und Müllabfuhr sind betroffen.

 Symbolbild

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Foto: Andreas Arnold

Solingen. Am Dienstag müssen sich die Solinger erneut auf erhebliche Einschränkungen im öffentlichen Leben einstellen:Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat einen ganztägigen Warnstreik in der Klingenstadt angekündigt. Die stellvertretende Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper, Sabine Hilgenberg, geht davon aus, dass sich mindestens 500 Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes an dem Streik beteiligen werden.

Wie erheblich die streikbedingten Auswirkungen sein werden, lässt sich aber noch nicht voraussagen: Es dürften starke Einschränkungen im Busverkehr und in den Kindertagsstätten geben. Außerdem hat Verdi die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der Müllabfuhr und des Klinikums für 24 Stunden zum Streik aufgerufen.

Anders als beim jüngsten Warnstreik am 21. März wird es aber nächste Woche keine Großkundgebung in Solingen geben. Stattdessen sind die Streikenden aufgerufen, zu einer Kundgebung nach Köln zu fahren. Der letzte Warnstreik dürfte ein Vorgeschmack auf das gewesen sein, was die Solinger am Dienstag erwarten wird: Viele Einwohner litten da schon erheblich unter dem Warnstreik im öffentlichen Dienst. 900 Protestler legten nicht nur die Arbeit nieder, sondern damit Solingen lahm: Es fuhren ganztags keine Busse. Schon um drei Uhr früh stülpten sich Busfahrer des SWS-Verkehrsbetriebs die Plastik-Westen der Gewerkschaft über und griffen zur Fahne.

Die Gewerkschaft Verdi fordert aktuell sechs Prozent mehr Lohn und mindestens einen Sockelbetrag von 200 Euro für Beschäftigte von Bund und Kommunen. Auch Auszubildende sollen mehr Geld und einen Urlaubstag mehr bekommen. „Das ist eine gute Verhandlungsgrundlage. Ich gebe die Hoffnung nicht auf“, sagte Gewerkschaftsekretärin Dagmar Paasch schon beim letzten Streik. Sie führte morgens den Protestmarsch an, der vom Gelände der Technischen Betriebe an der Dültgenstaler Straße in Wald zunächst zum Versorgungsbetrieb der Stadtwerke führte. Von dort aus zogen die Streikenden zum Bus-Depot Weidenstraße und schließlich — eskortiert von der Polizei — weiter zum Rathaus. Dort fand die Abschlusskundgebung statt. Mitarbeiter der Müllabfuhr hatten eigens dafür ihre Touren unterbrochen, waren mit den Müllwagen gekommen. Sie hängten die Streikzeit aber noch hintenan. Ein Trupp von zahlreichen Stadtwerke-Autos schloss sich an.

Etwa 500 Streikende waren zum Rathausplatz gekommen. „Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will“, triumphierte Gregor Falkenhain, ehemaliger Verdi-Sekretär. Er gab den Auftakt zu weiteren, sehr kämpferischen Reden. Darin wurden der oberste Dienstherr, Innenminister Horst Seehofer, wie Solingens Stadtspitze, angemahnt, die Entschlossenheit der Beschäftigten nicht zu unterschätzen. Dagmar Paasch sagte: „Wir sind nicht mehr in der Phase, Forderungen zu formulieren. Wir kämpfen jetzt für ihre Durchsetzung.“ Geharnischte Kritik übten Rednerinnen an Stadtkämmerer Ralf Weeke, der am Vortag in einem TV-Interview vor Lohnerhöhungen gewarnt, und für diesen Fall Steuererhöhungen angekündigt hatte.

Sollte bis zur dritten Verhandlungsrunde in Potsdam am 14. April kein vernünftiges Angebot der Arbeitgeber auf den Tisch kommen, sei die Gewerkschaft zum Vollstreik bereit.

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