Leverkusen Vergiftetes Kita-Essen? Mitarbeiterin steht unter Verdacht

Leverkusen · Essen einer Kita ist offenbar mit Reinigungsmitteln der Einrichtung verunreinigt worden. Die Polizei äußert sich nun erstmals zu einer mutmaßlichen Täterin.

 Nadja Georgi (r), Fachbereichsleiterin Kita-Verbund, und Hans Höroldt, Leiter der Diakonie in Leverkusen, beantworten während einer Pressekonferenz Fragen.

Nadja Georgi (r), Fachbereichsleiterin Kita-Verbund, und Hans Höroldt, Leiter der Diakonie in Leverkusen, beantworten während einer Pressekonferenz Fragen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Großes Erschrecken in einer Kita in Leverkusen: Das Mittagessen für die 60 Kinder ist dort zweimal gezielt mit Reinigungsmitteln verunreinigt worden. Gegessen hat davon aber niemand. Ermittler verdächtigen eine Mitarbeiterin, das Mittel in die Mahlzeiten gemischt zu haben.

„Es gibt einen vagen Anfangsverdacht gegen eine Kita-Mitarbeiterin“, sagt der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Frau solle jetzt befragt werden. Sie lasse sich anwaltlich vertreten.

Nach Polizeiangaben handelt es bei der Verdächtigen um eine Küchenhilfskraft, die noch in der Küche selbst das nach Reinigungsmitteln riechende Essen gemeldet hatte. Vermutlich wollte sie die Kinder also nicht vergiften, sondern eher Aufmerksamkeit erregen. Sie ist nicht mehr in der betroffenen Kita tätig.

Die Nervosität in der evangelischen Kindertageseinrichtung im Stadtteil Schlebusch ist am Donnerstag groß. Ein Mitarbeiter verscheucht Reporter aus dem Bereich vor der Eingangstür: „Muss ich die Polizei rufen?“

Eine Mutter kommt mit ihrer Tochter aus der Kita. „Wir haben sie jetzt vor dem Essen abgeholt“, sagt sie. Mehr wolle sie nicht sagen, denn sie wohne in einem Haus, das der Kirche gehöre.

Eine ältere Frau steht vor dem benachbarten Gemeindezentrum. „Ich war geschockt, ich war einfach nur geschockt“, sagt sie. Alle ihre drei Enkelkinder hätten die Kita besucht. Ihren Namen will auch sie nicht nennen.

„Sehr betroffen“ äußert sich auch Pfarrer Hans Höroldt, der Geschäftsführer des Kita-Verbunds. „Eine solche Geschichte haben wir in unserer Geschichte bisher noch nicht erlebt.“ Nadja Georgi vom Kita-Verbund sagt: „Wir waren entsetzt, schockiert.“

Und das ist nach Angaben des evangelischen Trägers geschehen: Am 12. Februar wird wie jeden Tag das Mittagessen für die Kita von einem Caterer angeliefert. Aber sofort nach dem Auspacken fällt auf: Die Paprika-Rahmsoße riecht komisch! Die Kita informiert die Cateringfirma, das Essen wird abgeholt. Die Firma gibt Proben der verunreinigten Mahlzeit zur Untersuchung in ein Labor.

Sechs Tage später wird in der Kita wieder eine Verunreinigung festgestellt. Diesmal betrifft es eine Gemüsesuppe. Am 7. März kommt das Ergebnis aus dem Labor: Demnach „konnte nachgewiesen werden, dass es sich bei den Verunreinigungen um Bestandteile der Reinigungsmittel handelt, die in der Kita verwendet wurden“. Der Kita-Verbund erstattet Anzeige gegen unbekannt.

Zum Glück habe kein Kind und kein Erwachsener etwas von den verunreinigten Mahlzeiten gegessen oder sei auch nur damit in Berührung gekommen, sagt Pfarrer Höroldt. Schon seit einiger Zeit würden jetzt alle Mahlzeiten nach dem Sechs-Augen-Prinzip überprüft und vorgekostet, bevor sie den Kindern serviert würden. Weitere Auffälligkeiten habe es nicht gegeben.

Was passiert wäre, wenn die Kinder das verunreinigte Essen gegessen hätten, ist Spekulation. Möglicherweise wäre es zu Durchfallerkrankungen gekommen, vermutet Georgi. Das Mittel sei aber in etwa sieben Litern Essenssoße verdünnt gewesen.

Mehrere Eltern haben sich in den Medien darüber beklagt, dass sie zu spät informiert worden seien. Pfarrer Höroldt weist das zurück. Nur ein einziges Kind, so sagt er, sei bisher abgemeldet worden.

(dpa)
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