Fall Amad A. Verbrannter Unschuldiger in JVA Kleve: Verwechslung könnte Ursprung in Siegen haben

Kleve · Seit Monaten wird in Nordrhein-Westfalen gerätselt, wie ein hellhäutiger Syrer mit einem dunkelhäutigen Afrikaner verwechselt und ins Gefängnis gesteckt werden konnte. Nun gibt es eine interessante Spur.

 Die JVA in Kleve.

Die JVA in Kleve.

Foto: dpa/Markus van Offern

Die mutmaßliche Verwechslung des unschuldig inhaftierten und verbrannten Syrers Amad A. in Kleve könnte ihren Ausgang in Siegen genommen haben. Darauf deuten die aktuellen Ermittlungen hin. Eine Sachbearbeiterin in der dortigen Kreispolizeibehörde soll zwei Tage vor der Festnahme Amad A.s am Niederrhein einen neuen Datensatz zu seiner Person angefertigt haben. Das berichtete am Montag die Deutsche Presse-Agentur mit Verweis auf „informierte Kreise“.

Die Staatsanwaltschaft in Kleve hatte bereits am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass man dazu wegen der laufenden Ermittlungen keine Auskunft erteile. Das NRW-Innenministerium hatte auf die Staatsanwaltschaft verwiesen. Eine Auswertung im Landeskriminalamt hatte den Informationen zufolge die Ermittler auf die Spur des in Siegen angelegten Datensatzes gebracht, der die Fehlerkette in Gang gesetzt haben könnte.

Bei dem Datensatz in Siegen sollen Informationen vermischt worden sein

Bei dem in Siegen angefertigten Datensatz für das landesweite Polizei-Auskunftssystem „Viva“ sollen erstmals Informationen über den in Hamburg gesuchten Afrikaner Amedy G. mit denen von Amad A. vermischt worden sein. Amad A. soll nach seiner Einreise zunächst im Aufnahmezentrum Burbach und damit im Bereich der Kreispolizei Siegen-Wittgenstein gelandet sein.

Nach seiner Festnahme in Geldern soll dann durch Hamburger Behörden auch einer der fraglichen Datensätze beim bundesweiten Fahndungssystem „Inpol“ verändert worden sein.

Derzeit nimmt ein Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags die Vorgänge unter die Lupe. Die Inhaftierung des hellhäutigen Syrers Amad A. anstelle des von der Hamburger Polizei gesuchten dunkelhäutigen Mannes aus Mali wirft zahlreiche Fragen auf. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte Fehler bei der Polizei Kleve eingeräumt. Es waren Disziplinarverfahren eingeleitet worden.

Der 26-jährige Amad A. war im September 2018 nach einem laut Gutachter vom Syrer selbst gelegten Zellenbrand gestorben. Der junge Syrer war von der Polizei mitgenommen worden, weil er an einem Badesee vier Frauen belästigt haben soll. Der Haftbefehl gegen den gleichnamigen Mann aus Mali war von der Hamburger Justiz wegen Diebstahls erlassen worden.

Der Untersuchungsausschuss des Landtags zu dem Fall war mit großer Mehrheit von Regierungs- und Oppositionsfraktionen beschlossen worden. Lediglich die AfD hatte sich enthalten.

(dpa)
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