Unsere Leserinnen und Leser zum 11. September 2001 Wo waren Sie, als die Türme fielen?

Nach einem Aufruf der Redaktion haben sich zahlreiche Leserinnen und Leser bei uns gemeldet und uns ihre Geschichte erzählt. Hier lesen Sie eine Auswahl der Zuschriften.

 ARCHIV - 14.09.2001, USA, New York: HANDOUT - Ein New Yorker Feuerwehrmann fordert weitere Rettungskräfte auf, sich einen Weg in die Trümmer des World Trade Center in New York City zu bahnen, (Nur für redaktionelle Zwecke) (zu dpa "20 Jahre 9/11: Terroranschläge in den USA") Foto: Preston Keres/U.S. Navy - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 14.09.2001, USA, New York: HANDOUT - Ein New Yorker Feuerwehrmann fordert weitere Rettungskräfte auf, sich einen Weg in die Trümmer des World Trade Center in New York City zu bahnen, (Nur für redaktionelle Zwecke) (zu dpa "20 Jahre 9/11: Terroranschläge in den USA") Foto: Preston Keres/U.S. Navy - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Preston Keres

Am 11. September 2001 befand sich Eckehard Lowisch in einer Arbeitsbesprechung mit Tony Cragg. Es ging um eine weitere Marmorskulptur, die er für Tony Cragg realisieren sollte. In diesem Gespräch fragte Lowisch den weltbekannten Bildhauer: „Wie schaffe ich es nur, als Künstler öffentlich wahrgenommen und erfolgreich zu werden?“ Cragg antwortete: Eckehard, jetzt erkläre ich Dir mal was. Das geht so...“ In diesem Moment klingelten von beiden Bildhauern die Telefone. Am anderen Ende die völlig aufgelösten Ehefrauen, die fassungslos von den Flugzeugeinschlägen in die Twin Tower berichteten. Das Gespräch endete. Auf Craggs Antwort wartet Lowisch bis heute.

Tine Lowisch

Ich war im Prüfungsvorbereitungskurs in den Gebäuden der Barmenia, als jemand zur Türe reinkam und meinte, dass ein Flugzeug ins WTC geflogen sei. Von diesem Moment an war Stille.

Ralf Riffel

Spätdienst auf der Intensivstation. Sehr irritierendes und einprägendes Wechselspiel zwischen Arbeit und schockierenden Fernsehbildern.

Jens Steinbach

Der Radio-Sprecher sagte, dass in den USA ein Flugzeug in einen Wolkenkratzer geflogen sei. Und ich dachte: So blind kann man doch gar nicht sein, dass man ein Hochhaus übersieht. Ich war seinerzeit im neunten Monat mit unserer ersten Tochter schwanger.  Im Laufe des Tages wurde mir mulmig, zumal ja mit der Geburt des ersten Kindes ein neuer und auch unbekannter Lebensabschnitt beginnt und man sich viele Gedanken macht. Drei Wochen später kam unsere Tochter zur Welt. Als ich ihr gestern erzählte, dass unsere Zeitung wissen möchte, wo man am 11. September 2001 war, sagte sie: „Dann schreib’ mal, wo ,wir’ waren!“

Stefanie Konz

Ich hatte meinen Dienst im Forschungszentrum Aprath angetreten. Im Laufe des Vormittags überkam mich ein  fürchterliches, nicht zu erklärendes Unwohlsein, mein Chef schickte mich nach Hause. Dort setzte ich mich zur Entspannung (!) vor den Fernseher. Was ich dann  sah, war wie eine  realisierte  Vorahnung und ein Albtraum. Der Tag war für mich und für die Zukunft der ganzen Welt gelaufen. Es lässt mich nicht los.

Gabriele Hilpisch

Ich war 8 Jahre alt, wir saßen nach der Schule vor dem Fernseher, und abends fand ich es blöd, dass die normale Serie nicht kam. Ich glaub`, das ist einer der wenigen Kindheitstage, die ich einwandfrei reproduzieren kann.

Roxy Dann

Ich war auf der Arbeit und habe es im Radio mitbekommen. Zu Hause dann die schrecklichen Bilder im Fernsehen gesehen. 13 Jahre später ist meine Tochter an diesem Datum geboren.

Jessica Lange

Meine Frau war sehr besorgt, ihre Tochter arbeitete und lebte damals am Rande der Metropole. Nach wenigen Stunden wusste man, dass sie in Sicherheit war. Abends saß ich mit Theaterleuten zusammen, die sich auf ihre erste wichtige Premiere der Oper vorbereiteten. Die Konzentration fehlte. Drei Wochen später waren wir zu Besuch in New York. Erleichtertes Wiedersehen, aber in einer schrecklich verletzten Stadt. Der Geruch feuchten Staubs lag noch immer in den Straßen, auf Wänden waren die Namen der Vermissten zu lesen. Nach einem Konzertabend verließen die Menschen aus Angst vor neuen Anschlägen schnell den Ort. Alle waren nervös. Schon ein über den Stadt im Landeanflug befindlicher Jet erschreckte mich. Eines habe ich aber auch erlebt: Wie man über TV-Sender Menschen unablässig auf Krieg einstimmt. Der Terrorangriff hat die Welt sehr verändert.

Enno Schaarwächter

Wir besichtigten „Schloss Neuschwanstein“. Die Führung dauerte zwei Stunden. Anschließend gingen wir zu Fuß zurück ins Zentrum. Wir kamen an einem Radio- und Fernsehladen vorbei, wo sich Menschenmengen vor dem Schaufenster tummelten. Dann sahen wir die brennenden Türme. Am Tag unserer Abreise (14. September) habe ich mir für 80 Pfennig noch eine Zeitung gekauft, von der ich die Vorder- und Rückseite noch habe. Dort sind Bilder und Berichte sowie ein Requiem für New York zu sehen.

Andreas Gosch

An diesem Tag war ich beruflich  als Außendienstler für einen Solinger Etiketten-Vertrieb  südlich von Mainz und in der Pfalz  unterwegs. Und kam an Rammstein vorbei. Dort erlebte ich die Tragweite des Anschlags: Panzer verstellten die Zufahrt, dahinter Sandsäcke und MG-Stellungen, Soldaten und vieles mehr. Es ist seit langem bekannt, dass diese Air-Base auch als Leitstelle für Drohnen-Einsätze in Nahost benutzt wird. Offensichtlich hatte die CIA auch hier Anschläge erwartet.

Theo Peters

Wir hatten seit 1979 eine besondere emotionale Beziehung zu diesem Gebäudekomplex. Seinerzeit  war ich zur Schwesterfirma meines Arbeitgebers in die USA für eine Sonderaufgabe delegiert worden. Meine Frau und unsere Kinder besuchten mich für fünf Wochen, wir bereisten die Ostküste von Florida bis New York – und stiegen dort auch auf das Dach eines der zwei Tower des Trade Center. Ein beeindruckendes Erlebnis. Vom Rand des Daches, geschützt durch ein Metallgitter, hatten wir einen beeindruckenden Rundblick über die Stadt. In den folgenden Jahren blieb das Gebäude in unserem Fokus. Meine Frau und ich werden deshalb nie den 11. September 2001 vergessen. An diesem Tag fuhren wir zur Schwiegermutter nach Bockum und hörten im Radio von den Anschlägen. Als wir später die Bilder sahen, erinnerten wir uns bildhaft an den Moment, als wir auf dem Dach des einen Towers mit unseren zehn und sechs Jahre alten Kindern standen. Ein sehr emotionaler Tag für uns, der uns immer wieder mal beschäftigt.

Klaus Heidan

Ich war in der Schule zu dem Zeitpunkt, 5. oder 6. Klasse. Alle waren geschockt. Die Lehrerin hat den Fernseher eingeschaltet, wir durften die Tragödie nachverfolgen. An diesem Tag fand kaum Unterricht statt.

Tina Benz

Ich saß bei meiner Zahnärztin, wir hörten es im Radio. Sie war dann nicht mehr fähig, mich zu behandeln, da sie wohl Verwandtschaft in New York hatte.

Alexandra Lüttel

Ich dachte, mein Sohn schaut einen Action-Film. Ich kann es bis heute nicht fassen. Ein Onkel von mir arbeitete im Südturm, leider kam er nicht mehr raus. Er gehörte zu den vielen, die ihr Leben dort verloren.

Petty Lobmes

Abends habe ich mit meiner Freundin aus Remscheid per Telefon fassungslos und unter Tränen die Nachrichten im Fernsehen verfolgt. Noch heute habe ich die Tageszeitung vom darauffolgenden Tag, vom 12. September 2001, in einer Kiste aufbewahrt, zusammen mit meinen Tagebüchern. Um der Nachwelt zu zeigen, was das für Bilder waren, die unsere Welt komplett auf den Kopf gestellt haben.

Alexandra Paal

Da mein Vater 4,5 Jahre in der Nähe von New York gearbeitet hatte, waren wir sehr oft in Manhattan. Ich habe den Tag gebannt vor dem Fernseher gesessen und versucht, Freunde zu erreichen, von denen ich wusste, dass der Mann im World Trade Center arbeitete. Zum Glück stellte sich heraus, dass er zu spät zuhause losgekommen und deshalb im Hollandtunnel stecken geblieben war.

Aruna De

Ich habe mich für meine 5-Tages-Tour fertiggemacht. Ich war damals Flugbegleiterin. Ich habe es in den Nachrichten gesehen und bin dann zum Flughafen gefahren, um meinen Dienst anzutreten. Diesen Tag und das Gefühl, das mich die komplette Tour begleitet hat, das werde ich niemals vergessen.

Nadja Kuss

Wir befanden uns im Türkeiurlaub und warteten auf unseren Transfer zum Flughafen. Der Busfahrer raste zum Flughafen. Dort angekommen herrschte eine eigenartig angespannte Stimmung, keiner wusste, warum. Nach dem Einstieg ins Flugzeug wurden wir sehr unfreundlich aufgefordert, die Fenster zu verdunkeln. Nach der Landung in Düsseldorf und dem Betreten des Flughafengebäudes zückte ich mein Handy, um unserem Sohn mitzuteilen, dass wir gelandet wären. Direkt nach seinen Worten „Gott sei Dank“ wurde das Gespräch von mit Maschinengewehren bewaffneten Polizisten beendet, die mich anbrüllten. Noch immer wussten wir nicht, was los war. Erst an der S-Bahn erfuhren wir es durch Sonderzeitungen. Ich war in diesem Moment froh, es nicht vor dem Abflug gewusst zu haben.

M. Breuer

Im September 2001 waren wir zum Familienbesuch in Grenoble. Meine Ehefrau ist Französin. Ich war so betroffen, weil ich selbst im Februar 1997 dieses Gebäude einmal betreten hatte. Ich besuchte meine Tochter, die ein Jahr auf Long Island als Au-Pair verbrachte. Auf die Aussichtsplattform des World Trade Centers kamen wir nicht, weil sie geschlossen war. Gleichwohl machte ich mir 2001 Gedanken darüber, wie es gewesen wäre, wenn dieses Verbrechen bei einem Besuch der Plattorm geschehen wäre. 

Manfred Grabowski

Anlässlich meines 54. Geburtstages war ich an diesem Nachmittag zur Bäckerei gefahren, um Kuchen für die zu erwartenden Gratulanten zu besorgen. Später wurde mit den Geburtstagsgästen nicht gefeiert, sondern über Stunden die sich überschlagenden Berichte zu diesen furchtbaren Geschehnissen verfolgt.

Klaus Zündorf

Ich unterrichtete Erdkunde am Gymnasium in Leichlingen. An jenem Dienstag hatte ich gerade mit meinem Leistungskurs Erdkunde zum Thema Stadtgeographie in den USA die einzelnen Phasen der Hochhausentwicklung in Manhattan anhand von Bildern analysiert. Dabei hatten wir auch das World Trade Center in der Blick genommen. Später dann dieses schreckliche Ereignis. Für mich besonders schmerzhaft war, dass einer der Attentäter, Mohammed Atta, in Deutschland Stadtplanung studiert und eine Diplomarbeit im Bereich Stadtgeographie geschrieben hatte.

Angelika Haase-Krautz

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