„Wir wollen keinen Stau provozieren“ Umweltspur in Düsseldorf - Umstellung droht Mitte Oktober

Düsseldorf · Die dritte Umweltspur nimmt Form und Farbe an. Ab 14.Oktober sollen die Markierungsarbeiten beginnen. Anschließend sollen zwei Teilabschnitte der sich quer durch die Innenstadt erstreckenden Verkehrsachse eröffnet werden.

 Diese Verkehrsschilder weisen auf die Umweltspur hin. Busse, Elektroautos, Taxis, Fahrräder und Fahrgemeinschaften dürfen die Spur nutzen.

Diese Verkehrsschilder weisen auf die Umweltspur hin. Busse, Elektroautos, Taxis, Fahrräder und Fahrgemeinschaften dürfen die Spur nutzen.

Foto: dpa/David Young

Der erste Abschnitt beginnt hinter der Ausfahrt am Südpark der A46 Düsseldorf-Zentrum und führt über die Werstener-, Witzel- und Mecumstraße und mündet nach der Erasmusstraße auf der Corneliusstraße. Die stark frequentierte Straße soll perspektivisch ebenfalls eine Umweltspur erhalten und so die anderen Abschnitte verbinden. „Die Corneliusstraße ist hoch kompliziert, da müssen wir noch dran arbeiten“, sagte Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke. „Jede Kreuzung muss einzeln betrachtet werden, wir können den Straßenraum nicht erweitern.“ Der zweite Teilabschnitt, der ab circa 21.Oktober über einen Radweg, der später zur Umweltspur ausgebaut wird, verläuft über die Kaiser- und Fischerstraße im Norden Düsseldorfs.

Der Anlass zur Einführung einer dritten Umweltspur ist das drohende Dieselfahrverbot. Dem will die Stadt zuvorkommen. „Wir müssen Ursache und Anlass unterscheiden“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) am Montag im Rathaus. „Wir wollen die effizienteren Verkehrsmittel fördern und die Attraktivität von Bus und Bahn erhöhen“, so Geisel. Bisher fahren auf der Strecke 24 Busse pro Stunde. Diesen soll durch die Umweltspur Raum verschafft werden, damit sie am Stau vorbeifahren können. Der Bus als privilegiertes Verkehrsmittel.

Notwendige Pendlerparkplätze sind noch nicht vorhanden

Die für Pendler notwendigen Park-and-Ride-Parkplätze (Parkplätze, auf denen Pendler ihr Auto abstellen, um auf den öffentlichen Nahverkehr oder eine Fahrgemeinschaft umzusteigen) sind allerdings noch nicht in der Menge vorhanden, wie eigentlich nötig. „Wir hätten uns auch eine andere Reihenfolge gewünscht“, sagte Geisel. „Im Norden, auch im Umfeld von Stadion und Messe sind wir auf der Suche, um Flächen zu identifizieren“, sagte Zuschke. Die Parkplatzsuche könne nicht mehr additiv betrachtet werden, sondern müsse synergetisch erfolgen. Heißt: Parkplätze, die meistens leer stehen, sollen anderweitig genutzt werden können.

Am Südparkplatz nahe der Universität soll ein Parkhaus mit 522 Plätzen entstehen. Bauzeit laut Ingo Pähler, dem Leiter des Amts für Verkehrsmanagement: Ein Jahr. Wenn Genehmigungen und Gelder vorhanden sind.

Durch die Umweltspur sollen bis zu 4000 Autos weniger auf der mit 40 000 Autos frequentierten Nord-Süd-Verbindung fahren. In der Rush-Hour sollen nach Angaben der Verkehrsdezernentin bis zu 20 Prozent weniger Fahrzeuge auf der Verkehrsachse abgewickelt werden können. Ein Stau sei aber nicht beabsichtigt. „Wir wollen keinen Stau provozieren, wir wollen Anreize schaffen“, sagte Oberbürgermeister Geisel. Anreize, um das eigene Auto stehen zu lassen und nachhaltiger und effizienter in die Stadt zu fahren. „Wir sind auch mit großen Arbeitgebern und den Nachbarstädten im Gespräch“, berichtete Verkehrsdezernentin Zuschke. Um den motorisierten Individualverkehr einzudämmen, müssten Absprachen mit allen Beteiligten getroffen werden.

Deutliche Verbesserungen
für Radfahrer

Bisher wurden in Düsseldorf auf der Merowinger Straße und auf der Prinz-Georg-Straße Umweltspuren eingerichtet. Die Erfahrungswerte der Verkehrsversuche seien bisher gut. So seien 65 Prozent der Radfahrer der Meinung, dass sich die Situation auf der Prinz-Georg-Straße deutlich verbessert habe. Die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Verkehrszählung auf der Merowinger Straße sollen im November vorliegen. Bis zum Ende des Testbetriebes, Ostern 2020, sollen auch Zahlen zur verbesserten Luftschadstoffbelastung und die Auswirkung auf die Fahrzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel gesammelt werden.

Auf Umweltspuren dürfen Busse, Taxis, Elektroautos, Fahrräder, elektrischen Tretrollern und Fahrgemeinschaften mit mindestens drei Personen fahren. Taxis zählen, trotz der Möglichkeit nur einzelne Personen zu befördern, als Teil des Verkehrsverbunds zu den nachhaltigeren Verkehrsmitteln. Zudem beanspruchen sie nicht den Parkraum von einzelnen Pkws. Das Ja zur Spur war in der Stadt Düsseldorf umstritten. Mithilfe der Linken haben SPD und Grüne die Spur vor einem Monat durchgeboxt. FDP und CDU stimmten dagegen. Sie befürchten weitreichende Staus.

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