“Tristan“ konzertant in der Tonhalle Zweiter Akt von Wagners „Tristan und Isolde“ wird als Konzert in der Tonhalle aufgeführt

Düsseldorf · Der zweite Akt von Wagners „Tristan und Isolde“ gilt als das Filetstück der Oper. Zu hören ist er nun bei den „Sternzeichen“-Konzerten in der Tonhalle.

 Richard Wagner 1871 in einem Porträt von Franz Hanfstaengl.

Richard Wagner 1871 in einem Porträt von Franz Hanfstaengl.

Foto: dpa

„Musik ein Tollsinn, Text ein Unsinn, das Ganze ein Irrsinn“: So harsch kritisierte die wagnerfeindliche Kampfzeitung „Der Volksbote“ die Uraufführung von „Tristan und Isolde“ 1865 in München. In dem Urteil steckt freilich ein wahrer Kern. Das rund vierstündige Musikdrama ist mit seinem Dauer-Espressivo, seinen Aufwallungen und Exzessen ein Fest der Lust, allerdings auch eine Strapaze für das Publikum.

Die gilt es durchzustehen, als Dirigent sogar im Wortsinn. Adam Fischer, der 2001 für sein „Ring“-Debüt im Bayreuther Festspielhaus gefeiert wurde und 2006 die Wagner-Tage in Budapest gründete, dürfte das keine Probleme bereiten. Aber das Format der Düsseldorfer „Sternzeichen“-Konzerte würde von solch monströser Partitur gesprengt. Und so servieren Fischer und die Düsseldorfer Symphoniker in der Tonhalle lediglich das Filetstück dieser Oper, den Mittelakt mit seinem nächtlichen Liebesduett (Termine: 13., 15. und 16. Januar).

Was darin gefeiert wird, gleicht einem Fanatismus der Gefühle: die mystische Verschmelzung zweier Seelen, die Gleichsetzung von Lust und Todestrieb. Die Welt von Tristan und Isolde ist ganz Wille und Vorstellung. In ihr gibt es nur das Paar und seine Liebe, losgelöst von aller Realität. Unvergessen, wie Barrie Kosky das 2006 im Essener Aalto-Theater inszenierte. Bei ihm trifft sich das Paar in einem winzigen Würfel, der sich allmählich zu drehen beginnt. So wird der Boden zur Wand und schließlich zur Decke. Den Liebenden kehrt sich alles auf den Kopf.

Für Düsseldorf konnte Fischer Solisten mit viel Wagner-Kompetenz gewinnen. Iréne Theorin sang die Partie der Isolde mit Erfolg auf dem Bayreuther Festspiel-Hügel. In hochdramatischen Rollen wie Elektra, Turandot und Brünnhilde ist die Schwedin weltweit gefragt. Von der ungarischen Staatsoper kommt Zoltán Nyári, der sich von lyrischen Rollen ausgehend zum Heldentenor entwickelt hat. Den Tristan verkörperte er erstmals 2016 in Graz.

Trägerin des Franz-Liszt-Preises und Kammersängerin der ungarischen Staatsoper ist Atala Schöck, die in Düsseldorf als Brangäne zu erleben ist. Als Isoldes Vertraute, die den Liebes- mit dem Todestrank vertauscht, setzt sie das fatale Spiel in Gang, das zu Entgrenzung und Selbstauflösung führt: zum verführerischen Weltabschiedswiegenlied.

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