Bahn im Norden lahmgelegt Tote bei Sturm "Xavier": Opferzahl steigt auf sieben - Bahnverkehr in NRW behindert

Berlin. Sturmtief „Xavier“ hat in Norddeutschland den Bahnverkehr zum Stillstand gebracht. Doch auch in NRW sind die Auswirkungen im Schienenverkehr zu spüren

Bahn im Norden lahmgelegt: Tote bei Sturm "Xavier": Opferzahl steigt auf sieben - Bahnverkehr in NRW behindert
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Die Deutsche Bahn stellte den Zugverkehr in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen und auch den S-Bahnverkehr in Hamburg bis auf weiteres ein, wie das Unternehmen mitteilte. Am Nachmittag wurden auch die wichtigen Fernverkehrsstrecken Berlin-Hannover und Berlin-Hamburg eingestellt. Das teilte ein Bahnsprecher in Berlin mit. Ursache waren auf die Gleise oder in die Oberleitungen gewehte Bäume, die einen durchgehenden Bahnverkehr unmöglich machten.

Doch auch in NRW waren die Auswirkungen des Unwetters zu spüren. So kam ein Intercity auf der Strecke zwischen Solingen und Gruiten zum Stillstand, weil sich ein Baum in der Oberleitung verfangen hatte. Auch auf der Strecke der S5 und S8 kam eine Bahn bei Schwelm wegen eines Oberleitungsschadens nicht weiter. Schlimmer sah es im Raum Bielefeld und Gütersloh aus. Hier mussten etliche Fahrten gestrichen werden. Eine komplette Einstellung des Bahnverkehrs, ist aber derzeit nicht zu erwarten, sagte ein Bahnsprecher am Nachmittag.

Sturmtief "Xavier" fegt über Norddeutschland
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"In NRW spüren wir vor allem die verkehrstechnischen Auswirkungen des Sturms", so der Sprecher. Gemeint ist damit vor allem der Fernverkehr, der durch die Sperrungen im Norden besonders stark unter dem Wetter leidet.

Die Zahl der Toten bei dem schweren Sturm „Xavier“ ist auf mindestens sieben gestiegen. Vier Tote gab es allein in Brandenburg. Ein 72 Jahre alter Mann wurde bei Hoppegarten von einem Baum erschlagen, als er Äste von der Straße entfernen wollte. Nahe Gransee nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutzscheibe und tötete einen Menschen. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in einem Auto von einem Baum erschlagen. Ein weiterer Mensch kam bei Müllrose ums Leben. In Berlin starb eine Frau, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. In Hamburg wurde ebenfalls in einem Wagen eine 54-jährige Frau getroffen und getötet. Das Opfer hatte als Beifahrerin darin gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Die Hamburger Feuerwehr hatte die Bevölkerung der Hansestadt zuvor aufgefordert, nicht rauszugehen. „Warnung für Hamburg. Halten Sie sich aktuell nicht im Freien auf, bleiben Sie im geschützten Bereich“, twitterte die Feuerwehr.

Ein Sprecher sagte, die Feuerwehr sei wegen mehrerer eingeklemmter Personen und umgestürzter Bäume zu zahlreichen Einsätzen ausgerückt. Es liefen Dutzende Notrufe ein, meldete die Feuerwehr per Twitter. In der Hansestadt wechselten sich seit dem Mittag immer wieder heftige Regenfälle und Stürme mit kurzen sonnigen Phasen ab.

Auch die Hamburger U-Bahn war nach Angaben der Hochbahn betroffen. Aus Sicherheitsgründen gelte auf allen oberirdischen Strecken ein Tempolimit von 40 km/h, twitterte die Hochbahn. Auf der Linie der U1 und U2 wurde an einigen Stellen ein Ersatzverkehr eingerichtet.

Flugreisende mussten ebenfalls Einschränkungen hinnehmen. Die S-Bahn fuhr nicht mehr zum Airport. Immerhin ein Drittel der Passagiere komme mittlerweile per S-Bahn, sagte eine Sprecherin. Auch könne es wegen des Sturms zu Verspätungen bei den Flügen kommen.

In Berlin blieb wegen des Unwetters die Internationale Gartenausstellung (IGA) in Marzahn geschlossen. „Die Schließung des IGA-Geländes dient der Sicherheit unserer Besucherinnen und Besucher“, teilten die Veranstalter mit. Auch Zoo und Tierpark sollten ihre Pforten schließen. „Elefanten, Zebras und Giraffen (...) ziehen sich sicherheitshalber in ihre Stallungen zurück“, hieß es.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte in Teilen von Nord- und Ostdeutschlands vor Orkanböen der Stufe drei. Vier ist die höchste Stufe für Orkanböen. Die Experten empfahlen, den Aufenthalt im Freien zu vermeiden und warnten vor entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln und Schäden an Gerüsten und Hochspannungsleitungen.

Auch nach dem aktuellen Sturmtief „Xavier“ wird das Wetter in Deutschland am Wochenende nicht angenehmer. Wie der DWD mitteilte, kommt es am Freitag zu teils kräftigen Schauern und Graupelgewittern, die erst zum Nachmittag von Norden her langsam nachlassen. In den Alpen regnet es länger anhaltend und kräftig. An der Nordsee kommt es zu Sturmböen. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 11 und 16 Grad.

Am Samstag breitet sich nach DWD-Angaben von Nordwesten starke Bewölkung aus, die schauerartigen Regen bringt und bis zum Abend die Mitte Deutschlands erreicht. Im Süden kann sich zeitweise die Sonne zeigen, und dort bleibt es dann bis zum Abend, abgesehen von einem geringen Schauerrisiko im Bergland, trocken. Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 8 Grad im höheren Bergland und 17 Grad am Oberrhein. Es weht schwacher bis mäßiger Westwind mit einzelnen starken Böen. An der Küste und im Bergland wird es stürmisch.

Am Sonntag zeigt sich der Himmel im Süden den ganzen Tag über bedeckt und es regnet wieder. Ansonsten lockert die Wolkendecke von Norden her auf, und die Sonne kann für längere Zeit scheinen. Allerdings rechnen die Meteorologen auch hier mit einzelnen Schauern. Der Nordwestwind weht im Nordosten schwach bis mäßig, entlang der Küsten und im Bergland auch frisch. Die Höchstwerte liegen unverändert zwischen 8 Grad im höheren Bergland und 17 Grad am Oberrhein. red/dpa

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