Amteurbühne Schnick-Schnack lässt sich von Hochwasser und Pandemie nicht unterkriegen Theater setzt auf das Frühjahr

Sprockhövel · „Was fehlt, das ist ein richtiges Vereinsleben. Seit zwei Jahren findet dieses nur eingeschränkt statt und das schmerzt natürlich“, bedauert Ute Dessel. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Theatergruppe Schnick-Schnack und als solche blickt sie auf ein Jahr 2021 zurück, das die Vereinsmitglieder auf eine Berg- und Talfahrt der Gefühle geschickt hat.

  „Der Räuber Hotzenplotz“, hier mit Jürgen Priwall und Sonja Mayr, muss ins Frühjahr verschoben werden.

„Der Räuber Hotzenplotz“, hier mit Jürgen Priwall und Sonja Mayr, muss ins Frühjahr verschoben werden.

Foto: Holger Schleichert

Den letzten Schlag in die Magengrube erlebte der Theaterverein aus Niedersprockhövel im November. Zwei Tage, bevor der Vorverkauf für die aktuelle Produktion des Kinderstückes „Räuber Hotzenplotz“ starten sollte, zeichnete sich ab, dass die Coronamaßnahmen verschärft und eine Aufführung, wie sie für Januar geplant war, so nicht würde stattfinden kann. „Es ist kein reines Bühnenstück, sondern eines, bei dem die Kinder nicht nur mitgehen, sondern auch Mitspieler werden. Das ist derzeit nicht umsetzbar.“ Also wieder keine Aufführung und die Hoffnung auf den Frühling.

Seit zwei Jahren findet das Vereinsleben auf kleiner Flamme statt. Der Verein hat rund 100 Mitglieder und die allermeisten davon sind auch tatsächlich im Verein aktiv. Daher war es Schnick-Schnack stets möglich, auch größere Produktionen zu stemmen, da es viele helfende Hände auch hinter der Bühne gab. Ob Kulissenbau, Schneiderarbeiten, Technik oder Catering: Der Verein sei gut aufgestellt und verfüge über Kreativität, handwerkliches Geschick, Freude am Schauspiel, so Ute Dessel.

Aber Corona sei unberechenbar. Die Maßnahmen der Jahre 2020 und 2021 inklusive Bühnenschließungen, Kontaktbeschränkungen, Zutrittsregelungen à la 2G hätten langfristige Planungen für einen ehrenamtlich getragenen Verein fast unmöglich gemacht, klagt man im Verein.

Im Frühjahr erhielt
der Verein die AVU-Krone

Das Jahr begann eigentlich vielversprechend. Im März wurde Schnick-Schnack im Rahmen einer Online-Wahl die AVU-Krone, der Preis des Versorgungsunternehmens AVU für ehrenamtliches Engagement, verliehen. Dafür gab es 3000 Euro. Doch dann kam das Sommerhochwasser im Juli und zerstörte das Lager des Vereins im Gewerbegebiet Hammertal in Witten-Buchholz an der Stadtgrenze zu Sprockhövel.

Das Hammertal wurde aufgrund seiner Tallage und des Verlaufes des Pleßbaches durch den Ort mit voller Wucht getroffen. Das Gros der Kulissen und Kostüme wurde vom Wasser aufgeweicht, teils auch mitgerissen. Immerhin gelang es Ute Dessel und einem Techniker in quasi letzter Sekunde, den größten Teil der Technik – außer die großen Scheinwerfer – in Sicherheit zu bringen.

Danach war es dem Verein wichtig, sofort weiterzumachen: „Am 20. August sind wir mit einem Stück im Freibad in Niedersprockhövel aufgetreten.“ Das Zwei-Personen-Stück „Mit deinen Augen“ habe eine überschaubare Ausstattung und benötigte deshalb eine entsprechend unkomplizierte Logistik. Die Aufführung war ein Erfolg und ein Zeichen, dass sich die Theaterfreunde nicht unterkriegen lassen werden.

„Solche Aufführungen peilen wir auf jeden Fall auch für das Jahr 2022 an, etwa mit dem Stück ‚Fast Faust‘, das mit zwei Schauspielern, einer Souffleuse, einem Regisseur und einem minimalistischen Aufwand hinter der Bühne umgesetzt werden kann“, erklärt Ute Dessel.

Vereinsmitglied Antje Mülders sagt: „Was mir fehlt, das ist das Miteinander.“ Die 57 Jahre alte Mitarbeiterin eines Dentallabors steht in ihrer Freizeit nicht nur regelmäßig auf der Schnick-Schnack-Bühne. „Ich arbeite tatsächlich sehr gerne mit den anderen Theatermachern hinter den Kulissen.“ Der Spaß, etwas entstehen zu sehen, das die Zuschauer dann unterhält, dieses Gefühl sei „mit Geld nicht zu bezahlen“.

Für das Hotzenplotz-Stück hat sie unlängst einen neuen Feenbrunnen angefertigt, der alte ist im Unwetter zerstört worden. Dass dieser noch auf seine Premiere warten muss, trägt sie mit Fassung, denn die Aufführung ist ja nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. „Irgendwann wird es auch wieder große Aufführungen und einen Normalbetrieb geben“, sagt Ute Dessel.

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