No President – Das Nature Theater of Oklahoma präsentiert bei der Ruhrtriennale ein Handlungsballett in zwei unmoralischen Akten als Kommentar zu Trumps Trash-Amerika : Comic-Horrortrip durch das Machtzentrum der USA
Gladbeck/Düsseldorf Das Handlungsballett des „Nature Theater of Oklahoma“ feiert am heutigen Freitag Düsseldorf-Premiere.
Trash, Comic und Reality-Shows – all das, was unter anderem auch den US-Präsidenten Donald Trump ausmacht, das zeigen jetzt Tänzer und Schauspieler aus New York und Düsseldorf. Und entlarven in einem „Handlungsballett in zwei unmoralischen Akten“ das derzeitige Weiße Haus als eine schaurige Bude voller bizarrer Typen und Neurotiker, voller Liebe, Sex und Tod. Häufig mit Ballettratten in Panzerknacker-Dress. „No President“ – so der Titel der ziemlich schrägen, aber auch anstrengenden Tanz- und Comic-Performance des „Nature Theater of Oklahoma“ von pausenlosen zweieinviertel Stunden.
Dem Tempo kann
man nur schwer folgen
Anstrengend deshalb, weil der Erzähler Robert M. Johanson (zwischendurch als Teufel neben dem Präsidenten im gemachten Doppelbett liegend) über zwei Stunden auf die Zuschauer im Dauer-Stakkato einhämmert und die absurde Geschichte von Museums-Wächtern und Präsidenten-Bodyguards zum Besten gibt. Dem Tempo, in dem eine Unmenge von Text transportiert wird – dazu noch in deutschen Untertiteln – kann man nur schwer folgen. Bei manchen führt das schnell zur Ermüdung, zumindest im ersten Teil.
Egal. Die Truppe aus der Off-Off-Off-Szene aus New York – mit klassischen Tänzern und Drama-Ballerinos – coproduzierte ihre neue Kreation mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus und brachte die Uraufführung zunächst bei der Ruhrtriennale in der Maschinenhalle Zweckel bei Gladbeck heraus. Text, Regie und Choreographie stammen von den New Yorkern Kelly Copper und Pavol Liška, der selbst einmal als Wächter im New Yorker Metropolitan Museum of Art gearbeitet hat. Sie kredenzen eine garstige, betont dreiste und albern überdrehte Show, die nicht auf Fummeln mit Plastik-Penis etc. verzichten will. Sie wurde von einer – auch in Deutschland immer größer werdenden – Anti-Trump-Gemeinde mit Jubel, Pfeifen und Johlen gefeiert. Zu erleben ab 29. September im Central, der Ausweichspielstätte des Düsseldorfer Schauspielhauses.
Trump hin, Trump her: Der Tycoon mit gefönter Blond-Tolle taucht selber eins zu eins nicht auf. Das wäre auch platt. Erst im zweiten Akt beerbt ein überdrehter Museumswächter seinen verstorbenen „Big Boss“ und mutiert plötzlich zu Mister President mit Stirnband.
Gespielt vom rundlichen Glatzkopf Ilan Bachrach, der unermüdlich wie ein Kugelblitz über die Bühne wetzt und unbeholfen die graziösen Sprünge und Drehungen seiner Entourage von klassischen Tänzern zu kopieren versucht. Vergeblich. Schnell wirkt dieser Typ – Mikey genannt – wie eine Witzfigur, zumal Tschaikowskys Ballettmusik „Nussknacker“ in Dauerschleife eingespielt wird. Glitzernd schwerelose Klänge, die meist im Gegensatz stehen zu den derben und schrillen Bewegungen der gemischten Truppe. So verstärkt die Tschaikowsky-Musik noch die Absurdität des manchmal nervigen Hampelns und Strampelns, besonders der Nicht-Tänzer.