NRW Terrorvorwurf: Kölner Sängerin in der Türkei in Haft

Nach der Wahl in der Türkei ist die deutsch-kurdische Sängerin aus Köln in Untersuchungshaft genommen worden. Ihr wird die Mitgliedschaft in der verbotenen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen.

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Istanbul. Nach der Wahl in der Türkei ist eine deutsche Sängerin wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft genommen worden. Die Kölnerin mit kurdischen Wurzeln wurde am Dienstagabend in ein Gefängnis im westtürkischen Edirne gebracht, wie ihr Anwalt Hasan Tahsin Kaya der Deutschen-Presse Agentur am Mittwoch sagte. Ihr werde demnach Mitgliedschaft in der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen. Ein Politiker der pro-kurdischen HDP aus der Stadt, Murat Amil, hatte zuvor gesagt, der Vorwurf laute Terrorpropaganda.

Unterdessen forderte die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG), die Anschuldigungen gegen den bereits im Februar freigelassenen deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel fallenzulassen. Der Prozess gegen Yücel wegen Terrorpropaganda und Volksverhetzung beginnt am Donnerstag in Istanbul. Er sei „eine Farce“ sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. Yücel war nach einem Jahr in türkischer Untersuchungshaft freigelassen worden und reiste daraufhin aus.

Die nun verhaftete Sängerin war Freitagnacht vor der Präsidenten- und Parlamentswahl in Edirne nach Angaben von Kaya und Amil auf einer Wahlkampfveranstaltung der HDP festgenommen worden. Polizisten hielten den Parteibus demnach an und nahmen die Frau mit. Sie habe den Wahlkampf der HDP unterstützt und begleitet. Nach der Festnahme der Frau hatte das Auswärtige Amt erklärt, der Fall sei bekannt. Am Sonntag war der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wiedergewählt worden. Die HDP zog bei der Parlamentswahl, die gleichzeitig stattfand, in die Nationalversammlung ein.

Anwalt Kaya sagte der dpa, Grund für den Vorwurf der PKK-Mitgliedschaft seien Ausschnitte aus einem Film bei dem die Sängerin Regie geführt habe. Sie sei darin auch als Schauspielerin aufgetreten. In dem Film gehe es um Massaker der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an der Minderheit der Jesiden im irakischen Sindschar und Nordostsyrien.

Die Region um das Sindschar-Gebirge im Nordwesten des Iraks ist eine Hochburg der Jesiden. Das Gebiet war im Sommer 2014 von IS-Extremisten überrannt worden. PKK-Kämpfer unterstützten damals nach jesidischen Angaben die Angehörigen der religiösen Minderheit bei der Flucht.

Im vergangenen Jahr war es wegen der Inhaftierung mehrerer Deutscher - darunter die Übersetzerin Mesale Tolu, Yücel und der Menschenrechtler Peter Steudtner - zu einer Krise zwischen Berlin und Ankara gekommen. Als letzter dieser drei deutschen Gefangenen wurde im Februar Yücel freigelassen. Er konnte ausreisen, wie zuvor auch Steudtner. Der Prozess gegen Tolu läuft weiter. Sie darf das Land nicht verlassen. Noch immer sitzen mehrere Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei in Haft. dpa

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