Steigende Quote Termin nicht eingehalten - Ärzte fordern Regelung für Ausfallgebühr

Düsseldorf · Nicht nur Arztpraxen leiden, wenn Termine zu spät oder gar nicht abgesagt werden. Auch die Gastronomie sucht Auswege.

 Nicht immer sagen Patienten ihre Arzttermine ab.

Nicht immer sagen Patienten ihre Arzttermine ab.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Nicht wahrgenommene Arzttermine ohne Absage, Physiotherapeuten, die vergeblich auf ihre Patienten warten, reservierte Restaurant­tische, die am Abend leer bleiben: Die Zuverlässigkeit von Absprachen schwindet. Ärzte, Therapeuten und Gastronomen stehen vor demselben Problem – und versuchen zum Teil mit Ausfallgebühren gegenzuhalten.

Aber damit begeben sich beispielsweise Ärzte in einen rechtlichen Graubereich. Kann der Termin auch kurzfristig anderweitig vergeben werden, ist eine Gebühr unzulässig. Die Rechtsprechung in Streitfällen ist uneinheitlich. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) drängt daher auf Klarheit: „Aus unserer Sicht bräuchte es bundesweit eine einheitliche und rechtlich eindeutige Grundlage für Vertragsärzte, sich im Falle von nicht wahrgenommenen Terminen etwaige entstandene Kosten vom Patienten erstatten lassen zu können“, fordert Sprecher Christopher Schneider. Das sei nötig, „auch um auf Seiten der Patienten den Aspekt der Verbindlichkeit wieder stärker ins Gedächtnis zu bringen“.

Fast jeder sechste Termin wird nicht eingehalten

Nach Angaben der KVNO lag die Quote der nicht eingehaltenen Facharzttermine, die über die neuen Terminservicestellen vergeben wurden, zuletzt bei gut 15 Prozent, das ist fast jeder sechste Termin. In der Anfangszeit vor drei Jahren habe die Quote noch 11,5 Prozent betragen.

Auch der NAV-Virchow-Bund, Verband der niedergelassenen Ärzte, unterstützt die KVNO-Forderung nach einer bundesweiten Regelung. „Das müsste nicht unbedingt eine Gebühr sein“, sagt André Bergmann, Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein. „Eine Sanktionierung könnte auch sein, über einen gewissen Zeitraum keinen neuen Termin zu vergeben.“ Die Situation habe sich massiv verändert. „Die Egomanie greift immer mehr um sich.“ Oft würden bei zwei Fachärzten parallel Termine vereinbart, der spätere dann nicht abgesagt. Bergmann beziffert die nicht wahrgenommenen Termine auf 15 bis 30 Prozent.

Bei Physiotherapeuten sind Ausfallgebühren schon Standard. „Wir kennen fast keine Praxis mehr, die sie nicht hat“, sagt Jürgen Querbach, NRW-Geschäftsführer des Deutschen Verbandes für Physiotherapie. Empfohlen werde, den Schaden in Rechnung zu stellen, der entstanden sei. Bei einer krankengymnastischen Standardbehandlung sind das rund 20 Euro. Fällig wird sie, wenn die Absage kürzer als 24 Stunden vor dem Termin oder gar nicht erfolgt.

In der Physiotherapie wiegt die Unzuverlässigkeit besonders schwer, weil sie in reinen Bestellpraxen mit festen Terminen organisiert ist und es ohnehin eine massive Unterversorgung mit teils langen Wartezeiten gibt. 70 Prozent der Praxen suchen neue Mitarbeiter, die Besetzung offener Stellen dauert im Schnitt fast ein halbes Jahr.

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