Wuppertal, Duisburg und Co. Streik bei Kaufhof in NRW.: "Wir kämpfen"

Der Online-Handel setzt das traditionelle Kaufhaus-Modell seit langem unter Druck. Zahlreiche Standorte sollen geschlossen werden. Warum die Mitarbeiter streiken.

Essen: Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof demonstrieren mit einem Plakat «Wir sind die Menschen bei Galeria - Wir kämpfen für unsere Zuknft».

Essen: Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof demonstrieren mit einem Plakat «Wir sind die Menschen bei Galeria - Wir kämpfen für unsere Zuknft».

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Bei der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat am Freitag ein kleiner Teil der Belegschaft an Warnstreiks in NRW teilgenommen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Bestreikt wurden Standorte in Essen, Oberhausen, Mülheim, Aachen, Siegburg, Dortmund, Wuppertal und je zwei in Duisburg und Münster. Insgesamt seien es 255 Warnstreikende gewesen, sagte ein Verdi-Sprecher. Die allermeisten der Warnstreikenden kamen zu einer Protestkundgebung nach Essen. „Ohne uns kein Geschäft“ stand auf ihren neonfarbenen Westen und auf einem großen Banner „Wir kämpfen für unsere Zukunft“.

Große Auswirkungen auf den Betrieb der Kaufhäuser gab es nicht. „Alle Filialen konnten uneingeschränkt öffnen und sind auch uneingeschränkt für die Kunden da“, sagte ein Sprecher der Kaufhauskette. Aus Wuppertal beteiligten sich rund 20 Mitarbeiter am Warnstreik, erklärte ein Verdi-Sprecher unserer Redaktion. Da die Insolvenz-Abfindung auf zwei Monatsgehälter beschränkt worden sei – was vor allem für langjährige Mitarbeiter bitter sei – lohne es sich auch für Beschäftigte von Standorten, die geschlossen werden sollen, auf die Straße zu gehen und zu kämpfen. Dabei gehe es dann etwa um eine „Wertschätzungsprämie“ über insgesamt 3000 Euro für die von Schließungen Betroffenen. Viele Mitarbeiter befinden sich in einer Drucksituation, so der Verdi-Sprecher.

Auch aus Krefeld sollten Mitarbeiter an den Streiks am Freitag beteiligt sein, hieß es zunächst. Diese Angabe korrigierte der Verdi-Sprecher. Mitarbeiter aus Krefeld hätten sich am Freitag doch nicht beteiligt.

Die Gewerkschafterin Silke Zimmer betonte, dass die Belegschaft für die Rettung des Kaufhauskonzerns schon große Abstriche gemacht habe - pro Vollzeitstelle sei pro Jahr auf 5500 Euro Gehalt verzichtet worden, um Investitionen in die Zukunft des Unternehmens zu ermöglichen. Nun benötige man aber „einen guten tariflichen Abschluss“, der über der Inflationsrate liege. Die Teuerung des Alltags treffe die Beschäftigten hart, die allermeisten hätten kaum noch Geld, über das sie frei verfügen können. „Jetzt braucht es endlich einen anderen Weg, nur mit gut bezahltem und ausreichend vorhandenem Personal hat das Warenhaus eine Zukunft.“

Zimmer rief die Arbeitgeber zum Einlenken auf. Außerdem werde sich Verdi weiterhin für die von Schließung bedrohten Standorte einsetzen. „Für uns gilt weiter, dass wir um jedes Warenhaus und jeden Arbeitsplatz kämpfen.“

Galeria Karstadt Kaufhof hat harte Zeiten samt Insolvenzverfahren hinter sich. Mit weniger Filialen als bisher will das Unternehmen zurückfinden in die Erfolgsspur. Der Ende Mai rechtskräftig gewordene Sanierungsplan sieht die Schließung von rund einem Drittel der zuletzt noch 129 Filialen vor. Einige der Warnstreikenden kamen von Standorten, die bald dichtgemacht werden, etwa aus Siegburg.

(dpa/pasch)
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