Womit Kunden rechnen müssen Streik bei der Deutschen Post in NRW: Tagelange Verzögerungen bei Zustellung möglich

Bonn · Im Tarifstreit bei der Deutschen Post will Verdi mit bundesweiten Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Das hat auch Auswirkungen auf die Lieferung von Paketen und Briefen in NRW.

Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte in allen Brief- und Paketzentren aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.

Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte in allen Brief- und Paketzentren aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Bei der Zustellung von Briefen und Paketen kann es in Folge eines bundesweiten Warnstreiks bei der Deutschen Post dieser Tage auch zu längeren Verzögerungen kommen. Je nach Ende der Streikaktivitäten vor Ort sei es möglich, dass Briefe und Pakete mit einigen Tagen Verzögerung erst in der ersten Hälfte der kommenden Woche ausgeliefert werden können, teilte die Deutsche Post am Freitag in Bonn mit. Im laufenden Tarifkonflikt hatte Verdi ab Donnerstagnachmittag und ganztägig für Freitag zu Arbeitsniederlegungen in allen Brief- und Paketzentren aufgerufen.

Mitarbeiter in den nordrhein-westfälischen Brief- und Paketzentren der Post haben am späten Donnerstagabend ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten in allen Verteilzentren ab 22 Uhr zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, nachdem die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die rund 160 000 Beschäftigten ohne Ergebnis zu Ende ging. „Die Beteiligung war in der Nacht bereits sehr gut. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen machen mit“, berichtete Thomas Großstück, Verdi-Sprecher für NRW, am frühen Freitagmorgen. Genaue Zahlen zur Beteiligung gebe es noch nicht. Die Gewerkschaft Verdi will am Samstag ihre Warnstreiks bei der Deutschen Post fortsetzen. Bundesweit hat sie die Beschäftigten in der Paket- und Briefzustellung zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

Streiklokale als Anlaufstellen für die Beschäftigten wurden nach Angaben des Sprechers etwa in Dortmund und Köln eingerichtet. An diesen Versammlungsorten würden im Lauf des Tages mehrere Hundert Mitarbeiter erwartet. Größere Demonstrationen vor den Verteilzentren seien zunächst nicht geplant. Kostenpflichtiger Inhalt Auch beim DHL-Paketzentrum in Krefeld legten laut Verdi-Angaben viele Beschäftigte die Arbeit nieder. Der Standort habe für den Verlauf eine besondere Bedeutung, hieß es. Wie in anderen Regionen NRWs müsse nun auch im Raum Krefeld mit Verzögerungen bei der Zustellung gerechnet werden.

Für die folgenden Tage hat Verdi bereits weitere Ausstände angekündigt. Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Der überwiegende Teil der Verdi-Mitglieder bei der Post habe ein niedriges Einkommen und könne Reallohnverluste nicht verkraften, argumentieren die Arbeitnehmervertreter.

Das Unternehmen lehnt die Forderung ab. Die Annahme, dass Lohnsteigerungen durch Preiserhöhungen weitergegeben werden könnten, sei falsch. Die Post verweist auf die Preisregulierung für das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland.

Von den Warnstreiks am Freitag seien bundesweit rund 2,3 Millionen Paketsendungen betroffen, berichtete die Deutsche Post. Dies entspreche etwa einem Drittel der durchschnittlichen Tagesmenge. Betroffen seien auch rund 13 Millionen Briefsendungen, was etwa einem Viertel der durchschnittlichen Tagesmenge entspreche.

„Insgesamt sind bisher rund 16 700 Beschäftigte dem Streikaufruf gefolgt, das heißt rund ein Drittel der aktuell heute anwesenden Beschäftigten“, sagte ein Postsprecher. Die Gewerkschaft Verdi gab die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Warnstreiks seit Donnerstagabend mit 15 000 an. Die Deutsche Post betreibt in Deutschland 82 Briefzentren, 38 Paketzentren sowie zwei internationale Postzentren. Es würden alle Paketzentren und nahezu alle Briefzentren seit Donnerstagabend ganztägig bestreikt, sagte ein Verdi-Sprecher. Punktuell gebe es bundesweit auch Warnstreiks in der Brief- und Paketzustellung.

Verdi hatte seine Mitglieder zu den Arbeitsniederlegungen aufgerufen, nachdem es in der zweiten Verhandlungsrunde für die rund 160 000 Tarifbeschäftigten aus Sicht der Gewerkschaft keine Fortschritte gegeben hatte. Die Gewerkschaft verlangt 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Der Post-Vorstand lehnt die Forderung als unrealistisch ab. Die Tarifverhandlungen gehen am 8. und 9. Februar weiter. Die Post hat angekündigt, dann ein Angebot vorlegen zu wollen.

Der überwiegende Teil der Verdi-Mitglieder bei der Post habe ein niedriges Einkommen und könne Reallohnverluste nicht verkraften, hatte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am Donnerstag gesagt. Rund 140 000 der 160 000 Tarifbeschäftigten verdienten zwischen 2108 und 3090 Euro monatlich. Sie treffe die hohe Inflation besonders hart, da sie einen großen Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel und Energie verwenden müssten. Die letzte Tariferhöhung im Januar 2022 habe lediglich bei 2 Prozent gelegen. Verdi halte die Forderungen deshalb für „notwendig, gerecht und machbar“.

Die Post äußerte Unverständnis für die Warnstreiks: „Da wir bereits angekündigt haben, in der dritten Runde ein Angebot vorzulegen, sind Warnstreiks aus unserer Sicht unnötig, da sie letztlich nur zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden gehen“, sagte ein Sprecher.

(dpa)
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