Kritik Holtze weist Vorwürfe zurück

Niedersprockhövel. · Vorsitzende Rita Gehner hatte Diskriminierung von Behinderten moniert. Dagegen wehrt sich Ralph Holtze entschieden.

 Für mehr Barrierefreiheit wurde ein Treppenlift im Bürgerhaus installiert.

Für mehr Barrierefreiheit wurde ein Treppenlift im Bürgerhaus installiert.

Foto: dpa/Arno Burgi

„Mal wieder hat die Zentrale Gebäudebewirtschaftung Sprockhövel von vornherein nicht an die Menschen mit Behinderung gedacht. Und das ist genau das, was mich so zornig macht“, schreibt Rita Gehner, Vorsitzende der Senioren Union Sprockhövel. In ihrem Brief erhebt sie schwere Vorwürfe gegen diesen Bereich der Stadtverwaltung Sprockhövel und zielt vor allem auf die Einrichtung eines Treppenlifts im Bürgerhaus, der früheren Grundschule Nord in Niedersprockhövel, ab.

Gleichzeitig wirft sie dem Bereichsleiter Ralph Holtze Diskriminierung von behinderten Menschen vor und weist darauf hin, dass statt des Treppenlifts ein Fahrstuhl erheblich senioren- und behindertenfreundlicher gewesen wäre. „Dann hätten alle Sprockhöveler auch ohne Schlüssel in die oberen Etagen kommen können“, heißt es in den Ausführungen von Rita Gehner. „Und hier geht die Diskriminierung noch weiter: Bevor jemand sich im Treppenhaus befördern lassen kann, muss er den Lifter aufschließen. Aber nicht jeder beziehungsweise jede hat diesen genormten Schlüssel“, moniert die Beschwerdeführerin, die davon schreibt, dass man sich als Bittsteller ins Bürgerbüro begeben müsse, um in den Genuss einer Dienstleistung zu kommen.

Holtze, der in seinem unmittelbaren Umfeld viel mit Menschen mit Handicap zu tun hat, zeigte sich von den Vorwürfen sichtlich betroffen und nahm in der Sitzung des Betriebsausschusses Stellung. Hierbei stellte er aufgebracht klar, dass die Entscheidung, statt eines Fahrstuhls einen Treppenlift im Bürgerhaus einbauen zu lassen, nicht von der ZGS getroffen worden war, sondern auf einstimmigen, parteiübergreifenden Beschlüssen des Sozialausschusses und des Betriebsausschusses beruhten. „Die ZGS hat hier nur die Entscheidung der Politik ausgeführt.“ Hätte man sich für einen Fahrstuhl entschieden, wobei der Kostenpunkt bei rund 80 000 Euro gelegen hätte, dann wäre dieser eingebaut worden. „Der hätte allerdings wegen seines Volumens sowohl das Bürgerbüro wie auch die Räume der Musikschule und der VHS erheblich eingeschränkt.“

Holtze: Mögliche Nutzer
seien keine „Bittsteller“

Den Vorwurf, dass potenzielle Benutzer des Treppenlifts ohne genormten Schlüssel zu „Bittstellern“ würden, lässt Ralph Holtze ebenfalls nicht gelten. „Diese speziellen Treppenlifte, aber auch solche Aufzüge werden mit einem Euroschlüssel ausgestattet, um zu vermeiden, dass hier Unfug betrieben wird. Für Rollator-Fahrer, die keinen Schlüssel haben, halten sowohl die VHS wie auch das Bürgerbüro einen Schlüssel bereit. Das hat mit Bittstellung oder gar Diskriminierung nichts zu tun“, erklärt der ZGS-Chef.

„Die ZGS hat seit ihrer Gründung 2004 immer Möglichkeiten gesucht, Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden herzustellen“, stellt der Betriebsleiter klar und verweist auf sämtliche Schulen und Kindergärten in Sprockhövel, die alle einen barrierefreien Zugang hätten. Einschränkend konstatiert Holtze: „Es ist leider so, dass nicht immer alle Teile eines bestehenden Gebäudes aufgrund von unterschiedlichen Voraussetzungen, aber auch aus Vorschriften aus dem Brandschutz und der Fluchtwegeregelung komplett barrierefrei hergerichtet werden können“, erklärt der Diplom-Ingenieur, versichert aber: „Hier bieten wir dann Ausweichmöglichkeiten an.“

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