Leben im Denkmal : Wo einst die Lokomotiven vorbeidampften
Der Bahnhof Schee war einmal Verkehrsknotenpunkt. Heute sind hier die Radler unterwegs.
Schee. „Warum ich hier wohne? Ganz einfach: Weil es schön hier ist, und weil es uns gefällt“, sagt Marc Schellenberg und schaut mit freundlichem Blick ins Grüne, das den 1884 erbauten, teilweise dreigeschossigen Bahnhof Schee umgibt. An dessen einstige Bedeutung erinnert nur noch die Adresse Eisenbahnstraße 7-11. Doch so ruhig und beschaulich war es nicht immer, denn hier entlang verlief die Strecke, auf der seit dem 16. Jahrhundert die „Kohlentreiber“ zwischen der Ruhr und dem Tal der Wupper pendelten.
Sie verkauften an die Werkzeugschmieden im Wuppertal ihre Kohle, die zum Anfeuern der Essen dringend benötigt wurde. 1789 waren es rund 300 Haßlinghauser Kohlentreiber, die mit ihren hart geforderten Pferden in beide Richtungen unterwegs waren. Mit der Erfindung der Dampfmaschinen übernahmen Eisenbahnen den Transport des schwarzen Goldes und die Bedeutung des Bahnhofs Schee wuchs.
Das Gennebrecker Gebiet wurde mit der 22,73 Kilometer langen Eisenbahnlinie im Jahre 1884 Barmen-Schee-Sprockhövel-Hattingen von der Preußischen Staatsbahn erschlossen, und am 1. November 1889 kam die 8,9 Kilometer lange Strecke Schee-Haßlinghausen-Silschede dazu. Probleme bereitete der Höhenunterschied von 185 Metern auf der 15 Kilometer langen Teilstrecke zwischen Hattingen und dem Bahnhof Schee, der am höchsten Punkt lag. Da war das aus Natursteinmauerwerk bestehende Empfangsgebäude Schee seit 1886 schon fertiggestellt.
Typisch für die Region an der Grenze zum Bergischen Land sind die zum größten Teil mit Schiefer verkleideten Außenwände. Zum Bahnhof gehörten außerdem ein Stellwerk, Stallungen und Lagerräume, zwei Wohngebäude für die Bediensteten mit Stall und Kohleschuppen, eine Gaststätte und ein Wasserturm.
Seit 1889 war der Bahnhof Schee Abzweigbahnhof für die Nebenstrecke nach Silschede. Schee war ein Betriebsbahnhof mit zehn Bahnhofsgleisen, von denen die längsten mehr als 500 Meter lang waren. Heute kaum vorstellbar, dass hier die Güterzüge aus dem Ruhrgebiet und dem Wuppertal (die Stadt Wuppertal gibt es erst seit 1929) kurze Pausen einlegten, Wasser fassten und Vorspann- und Schiebelocks bei Bedarf vom Zug trennten.