Wildschweinplage droht auch dem Ennepe-Ruhr-Kreis

Wildtiere: Bald haben die Wildschweine, die sich von Süddeutschland aus nach Norden ausbreiten, die Grenze A1 überwunden.

Sprockhövel. Jetzt gibt es auch in Sprockhövel Wildschweine. Den ersten Wildschaden gab es dieses Jahr in Haßlinghausen nahe der Stadtgrenze zu Wuppertal. War noch im vergangenen Jahr Schwelm, Ennepetal oder Wuppertal betroffen, so sind die Wildschweine inzwischen bis an die künstliche Grenze vorgedrungen - die A1.

In der Nacht zu Dienstag liefen im Abschnitt Ronsdorf nahe der Blombachtalbrücke gleich mehrere Tiere auf die Bahn. Nach Angaben der Polizei musste ein beschädigtes Auto nach der Kollision abgeschleppt werden.

"Seit 20 Jahren ziehen die Tiere vermehrt von Süddeutschland über Hessen in Richtung Norden", sagt Dirk Erdelmann, Wildschadensschätzer von Sprockhövel und Sachverständiger für Landwirtschaft. "Wir gehen davon aus, dass die Tiere in den kommenden Jahren die Autobahn überwinden."

Der gesamte Ennepe-Ruhr-Kreis wäre dann betroffen. Auf den landwirtschaftlichen Flächen können die Tiere hohen Schaden anrichten. "Sie trampeln die Ernte nieder", erklärt Erdelmann. "Das geht bis zum den Totalschaden." Die Instandsetzung eines Hektars Grünland kostet rund 2000 Euro.

"Vor allem werden es immer mehr Tiere", sagt Ekkehart Brakelmann, Hegeringsleiter von Sprockhövel. Gründe für das starke Wachstum der Wildschweinpopulation seien die milden Winter und ein verbessertes Nahrungsangebot. "Früher gab es alle sieben Jahre ein sogenanntes Mastjahr, in dem es in den Wäldern besonders viele Bucheckern und Eicheln gab.

"Das hat sich jetzt auf alle zwei Jahre reduziert", gibt Brakelmann an. Verspeisen die Tiere viele dieser Früchte, steigt ihr Eiweißbedarf. Um diesen zu decken, durchwühlen sie die Erde nach Mäusen, Würmern und Engerlingen. So entstehen die gefürchteten Wildschäden auf landwirtschaftlichen Flächen und in Gärten.

Der Haken für die Jäger: In dem von ihnen gepachteten Revier bezahlen sie den Wildschaden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen aus eigener Tasche. "In der Regel ist das im Pachtvertrag so festgelegt", sagt Erdelmann. Folglich ist es auch in dem Interesse der Jäger, nicht zu viele Wildschweine in ihrem Revier zu haben.

Die Anzahl, wie viele Tiere man schießen darf ist laut Brakelmann nicht begrenzt. "Man kann schießen, so viel man will." Doch die Tiere würden sich zu schnell vermehren. "Dem kommt man nicht so schnell nach." Zumal es Vierzig oder fünfzig Stunden dauern kann, bis man ein Tier vor den Lauf kommt.

Erdelmann betont: "Wildschweine gehören zur Natur." Ein Problem gebe es nur, wenn sie sich unkontrolliert ausbreiteten.

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