Wandern durch bildschöne Landschaft: Die Juliana-Schleife

Elf Kilometer führt die sogenannte Juliana-Schleife einmal rund ums beschauliche Herzkamp.

Herzkamp. "DVV PW SK 2MT" - seltsame Kürzel wie dieses hängen im Schaufenster der Bäckerei "Wodantaler Landbrot" an der Elberfelder Straße. Der Buchstabensalat gibt freilich keinen Hinweis auf eine neue Backmischung, sondern ist Schlüssel für alle Jäger auf das Internationale Volkssportabzeichen. Das will tapfer erarbeitet werden, in diesem Fall auf der "Juliana-Schleife", einem elf Kilometer langen Wanderweg rund um Herzkamp, dessen Hauptkontrollpunkt sich eben in der Bäckerei befindet.

Dabei ist der Weg nicht nur das Ziel, sondern auch ein kleines Geheimnis, denn die Schleife besitzt außer den regelmäßig wechselnden Kontroll-Codes keine Markierungen. Wer aber für das Sportabzeichen punkten will, benötigt ohnehin eine Startkarte, erhältlich im Lindner Golfhotel Juliana, wo dann auch gleich die exakte Wegbeschreibung überreicht wird. "Die Rezeption ist rund um die Uhr besetzt", beruhigt Verkaufsassistentin Melanie Schmidt, rät aber von einer Nachtwanderung ab: "Mit Erwerb der Startkarte genießt man Versicherungsschutz, der aber in der Dunkelheit nicht gilt."

Von Dunkelheit kann keine Rede sein, strahlender Sonnenschein liegt auf der nackten "Juliana", einer Statue, die dem Hotel und dem Wanderweg ihren Namen verlieh. Der makellos gestutzte Golfrasen ergibt einen bildschönen Kontrast zu den Wiesen und Wäldern ringsum, ein Stück Deutschland, das bestimmt auch den Wandervogel Heinrich Heine begeistert hätte. Ein Flugzeug in der Ferne, ansonsten ist es streckenweise still wie im Garten Eden. Hie und da findet sich ein von Efeu umranktes Tor, dessen einziger Zweck es ist, dem Blick auf Golfbahnen einen Rahmen zu verleihen.

Dann weicht die gärtnerisch gepflegte Idylle allmählich der ungebändigten Natur, bis eine malerische Fachwerksiedlung einen anderen Akzent in die Landschaft setzt. Fotomotive muss man da nicht lange suchen, auch wenn der aufgescheuchte Raubvogel viel zu eilig aus dem Bannkreis des Objektivs flattert.

Ein kleines Stück Hauptstraße zählt ebenfalls zum Rundweg, aber dort gibt es neben dem Kontrollpunkt auch Kaffee und Kuchen zur Stärkung aller, die keine Brote im Rucksack verstaut haben. Der weitere Weg führt dann ins Land der Kohlentreiber, zu Industriedenkmälern und zum restaurierten Bahnhof Schee, wo Kopfsteinpflaster von der Ära kündet, als ein strammer Fußmarsch noch die Regel und nicht die Ausnahme war.

In der Gegenrichtung schiebt das Ehepaar Wolter die Fahrräder bergan. "Von der Juliana-Schleife habe ich noch nie was gehört", sagt Ralf Wolter, aber er wohne ja auch nicht hier. Dabei hat Melanie Schmidt immerhin 500 Startkarten in nur drei Monaten gezählt und wird demnächst auch eine Wegbeschreibung auf Niederländisch herausgeben, weil Gäste aus dem Nachbarland ihr Herz für Sprockhövel entdeckt haben. Schließlich hat Juliana einen klangvollen Namen im benachbarten Holland.

"Immer talwärts" hatte es anfangs in der Wegbeschreibung geheißen. Das bedeutet "immer bergwärts" für die Rückkehr zum Ausgangspunkt. Den Körper kostet es Fett und Wasser. Das eine darf getrost auf der Strecke bleiben, das andere wird auf der Hotel-Terrasse wieder aufgefüllt. Doch Vorsicht für alle, die mit Golf rein gar nichts am Hut haben: Das Schild "Tee Damen, Tee Herren" führt nicht zu Getränken, sondern zu den Stiften, die dem Abschlag dienen.

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