Voltigier-Turnier: Waghalsige Kunststücke hoch zu Ross

Reitsport: Der Märkische Reit- und Fahrverein lud zum alljährlichen Wettbewerb ein.

Haßlinghausen. Ein letztes Mal umarmen sich die Mitglieder der Mannschaft "Haßlinghausen II", sprechen sich gegenseitig Mut zu. Die Spannung im Team steigt. Die Nervosität macht sich bei jedem anders bemerkbar: Die einen zappeln, die anderen gehen konzentriert noch einmal alle Übungen durch.

Dann klingelt ein Glöckchen: Das Startsignal, die Jury ist bereit für die achtköpfige Gruppe aus Haßlinghausen. Vor heimischer Kulisse wollen die Mädchen und auch ein Junge eine gute Leistung im Gruppenwettbewerb abliefern. Es ist der letzte Wettbewerb der Saison, früh am Morgen sind alle aufgestanden, um ein letztes Mal ihr Können auf dem Pferderücken zu zeigen.

Und schon geht es los, die acht Mädchen laufen in den Voltigierzirkel ein. Vor ihnen leitet Longenführerin Dorothea Straub den 13-jährigen Oldenburger Licorne auf die Bahn des Zirkels. Er ist das Sorgenkind des Teams: "Licorne hat gute und schlechte Tage - an den schlechten mag er das Publikum nicht und galoppiert unrund", erklärt Trainerin Martina Schrewe am Rand des Turniers.

In dem Fall sei es fast unmöglich, die akrobatischen Übungen auf dem Pferderücken zu absolvieren. "Aber wir stehen zu unserem Pferd", betont Ann-Kathrin Illmann. Diese Wertschätzung drückt sich auch darin aus, dass in der Kür der Mannschaft "Haßlinghausen II" nur eine Übung vorkommt, bei der sich drei Akrobaten gleichzeitig auf dem Pferd befinden.

Dafür gibt es viele Turneinlagen zu zweit. Die zierlichen Mädchen entwickeln dabei ungeahnte Kräfte und stemmen sich gegenseitig in verschiedene Hebefiguren. Immer wieder wechseln die Voltigiererinnen, springen auf das Pferd und wieder ab - alles im Galopp. Als Halt dient allein ein Gurt, der mit zwei Handgriffen und zwei Fußschlaufen versehen ist.

Trainerin Schrewe und Voltigierer Jan-Niklas Illmann, der nur in der Pflicht mitturnte, stehen am Rand des Zirkels und verfolgen mit Argusaugen die Kür des Teams. Jeder noch so kleine Fehler wird kommentiert. Nach vier Minuten klingelt das Glöckchen der Jury erneut. Die acht Mädchen verlassen den Turnierzirkel. Die Anstrengung ist ihnen deutlich anzusehen.

Anna-Lisa Müller hatte sich in der Woche vor dem Turnier noch eine Gehirnerschütterung zugezogen. An den Start ging sie trotzdem, denn: "Voltigieren ist ein Mannschaftssport. Wir verlassen uns aufeinander", stellt die 18-Jährige klar.

Trainerin Schewe ist stolz auf die Mannschaft und ebenso auf den Hengst: "Ganz froh waren wir, dass Licorne sich diesmal nicht hat ablenken lassen, und souverän für uns galoppiert ist." Die Haßlinghauser haben ihre beste Leistung der Saison abgeliefert haben, am Ende ist der fünfte Platz drin und das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.

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