Unglaubliches vom Pfarrer

Theologe und Kabarettist Martin Funda begeisterte in Herzkamp.

Herzkamp. Karten gabs beim Bäcker, Frikadellen kamen aus der hauseigenen Pfanne, für wohlige Wärme sorgte ein gemütliches Dicht-an-Dicht. Genau so muss es sein im Dorf, womit schon mal eine Säule für einen gelungenen Samstagabend im Herzkamper Gemeindehaus stand. Dort war "Unglaublich" angesagt, eine ganz besondere Predigt, vorbereitet und vorgetragen von Martin Funda aus Hattingen.

Unglaublich ist dieser Mensch auf mancherlei Weise, ein Pfarrer, der zu scherzen beliebt und sich deshalb als Solokabarettist auf die Bühne stellt. Ein Plakat zeigt ihn nackt, aber mit Pappnase auf einem Klosett und in Rodins Denkerpose. Klar, die besten Gedanken kommen einem nun mal auf dem stillen Örtchen.

Da fällt einem zum Beispiel auf und ein, dass man nur ordentlich aufräumen kann, wenn man zuvor alles Mögliche angesammelt und wuschelig gemacht hat. 10er-Muttern vielleicht, kann man immer brauchen. Außerdem ist so etwas ohnehin göttliche Fügung, weil es ja auch die katholische Kirche mit der Mutter hat.

Schnell kommt dabei dem Zuschauer der Verdacht, dass dieser Pfarrer nicht von allen gut gelitten ist, dass er sich hier und da in die Nesseln setzt, weil er um Gottes Willen bloß nicht alles als heilig annehmen möchte. Sich selbst schon gar nicht, und so gibt er dann auch zu: "Blickkontakt, ich weiß, das ist bei mir schwierig". Stimmt, denn Funda hat sozusagen serienmäßig einen Silberblick.

"Unglaublich" ist bereits Fundas siebtes Programm. Nach 30 Jahren Kabarett hat es sich der Pfarrer nicht anders verdient. Was er leistet, ist sprachliches Tempo, voll schräge Musik aus Fidel, Klampfe und ureigener Kehle und ein ordentliches Quantum Bissigkeit. "In der Seele", ruft da jemand aus dem Publikum, als Funda wissen will, wo die Gefühle wohnen. "Seele, wo ist die denn?", kontert der Pfarrer. Und das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Oder in der Seele, ist ja egal.

Herzkamp hatte den Schneid, erfrischend zu lachen und bewies seine Qualität als ein anständiges Dorf mit nicht immer anständigen Gedanken. Als Katalysator für das Teuflische im Herzkamper eignete sich der Mann, der im Brustton der Überzeugung von sich sagt: "Ich bin der Martin".

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