THW-Übung: Warten auf die Retter

WZ-Mitarbeiterin Nora Wanzke stellte sich als Opfer zur Verfügung. Sie wird im IG Metall Bildungszentrum „verschüttet“.

Sprockhövel. Einsatzort: Das abgerissene IG Metall Bildungszentrum. Einsatzzeit: Samstagmorgen, acht Uhr. Das Technische Hilfswerk, kurz THW, führt eine Trainingseinheit durch: Zwei Opfer, so die Vorgabe, sind unter den Trümmern verschüttet.

Das THW Wuppertal ist mit seinem Ortungstrupp zur Stelle. Die Gruppe führen Ausbilder Klaus Fabian und Zugführer Thorsten Bender an. Mehrere Hunde warten auf ihren Einsatz. Die alt-deutsche Tigerhündin Shari hat heute als Erste ihren Einsatz.

Sie soll verschüttete Opfer suchen. Und ich, die Reporterin, stelle mich als Verschüttete zur Verfügung, verstecke mich in einem kleinen Schrank — und warte, dass mich die Helfer entdecken.

Doch zuerst wird der Ablauf besprochen: Shari mit ihrer Hundeführerin Dagmar Fabian sucht das Einsatzgebiet ab — die Hündin kann dies beinahe eigenständig und schnell wittert etwas. Ihre Reaktion: Bellen.

Routiniert kommen die Jungs mit einer Trage angelaufen. Der Sanitäter kümmert sich um die Erstversorgung. Danach wird das Opfer vorsichtig aus der Verschüttstelle geholt und abtransportiert.

Das Technische Hilfswerk ist eine ehrenamtliche Organisation, sie hilft beim Katastrophenschutz und leistet insbesondere den zivilen Schutz. Im Gegensatz zur Feuerwehr ist das THW für speziellere Arbeiten zuständig.

„Alles, was zerstört werden kann, kann von uns auch wieder aufgebaut werden“, erklärt Ulf Kusenberg, zuständig für den Zugtrupp und bereits seit 2005 Mitglied des THW. Sein spektakulärster Einsatz war die Sicherung der Gebäude nach dem Archiveinsturz in Köln.

Jetzt schlägt meine große Stunde: Es ist kalt, der Wind weht immer stärker und es regnet. Die Atmosphäre ist wie in einem spannenden Krimi — mit dem Unterschied, dass nicht die Polizei, sondern die Truppe vom THW den Trümmerhaufen sichert. „Wir verstecken dich jetzt mal, damit dich die Hunde suchen, aber nur wenn du keine Angst hast“, sagt Klaus Fabian.

Es geht in das Untergeschoss des noch nicht abgerissenen Teils des Gebäudes. Immer tiefer laufen wir in den Gebäudekomplex. Aber noch habe ich eine Taschenlampe. Auf dem Weg konnte ich eine alte Küche in den Katakomben identifizieren. „du bist klein und schmal, setz dich mal in den Schrank“, weist mich Fabian an. Ich quetsche mich in den Büroschrank.

„Wenn du Angst bekommst, ruf einfach, hier steht immer jemand in der Nähe.“ Ich höre noch die Schritte von Klaus Fabian, die immer leiser werden. Auf einmal ist es stockdunkel. Ich lasse meine Lampe, wie angewiesen, aus. Nur an schöne Dinge denken, sonst bekomme ich Panik. Hoffentlich finden sie mich bald in dem kleinen Schrank. Nach 20 Minuten höre ich die Geräusche von Pfoten. Das Hecheln der belgischen Schäferhündin Hündin Cora wird stärker. Sie bellt.

Eine kleine Tatze öffnet die Schranktür. Natürlich bekommt Cora eine Belohnung von mir. Sollte ich wirklich einmal verschüttet werden, weiß ich: Meine Rettung ist in guten Händen.

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