Straßen: Flickwerk gegen Frostschäden

Dieser Winter wird für die Stadt teuer. Die Bestandsaufnahme der entstandenen Schäden läuft noch.

Sprockhövel. Für die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs ist es derzeit ein schier endloser Kampf. Kaum ist irgendwo ein tiefes Schlagloch mit Kaltasphalt gestopft, wird an anderer Stelle schon das nächste entdeckt.

"Man weiß abends, was man getan hat", versichert Straßenwärter Andreas Bühne und klopft mit einem kiloschweren Stampfer das nächste Asphaltkissen fest. Wie lange es hält? Schulterzucken!

Wie etwa am Beermannshaus sind vielerorts im Stadtgebiet Stellen zu erkennen, an denen aufgebrachter Kaltaspalt insbesondere von Lkw-Reifen wieder hochgewühlt wurde. Wie eine kleine Flutwelle sieht das aus.

"Voraussichtlich nächste Woche werden wir beim Bauhof damit beginnen, größere zusammenhängende Schäden mit heißem Asphalt zu beheben", sagt Achim Pietsch, der für die Kontrolle der Straße und Gehwege zuständig ist. Wer sich die vielfach rissigen Oberflächen anschaut, fragt sich allerdings, wo anfangen und wo enden?

"Wir haben derzeit drei Listen zu behebender Straßenschäden: Mit Kaltasphalt, mit Heißasphalt, den wir selbst aufbringen, und Aufträge, die wir an eine Firma vergeben", berichtet Tiefbauamtsleiter Willi Schäfers. Wie hoch der Finanzbedarf auf den 130 Kilometern städtischer Straßen sein werde, lasse sich derzeit noch nicht abschätzen. Schäfers: "Ich weiß nicht, wie andere Städte schon zu Zahlen kommen, bei denen ist der Schnee ja auch noch nicht lange geschmolzen."

Drei Millionen Euro meldet etwa die Stadt Schwelm, die wie Sprockhövel hoch verschuldet ist. Dort wie in Sprockhövel stellt sich die Frage, welche Investitionen die Finanzaufsicht überhaupt zur Behebung von Schäden und zur Erneuerung des vielfach sanierungsbedürftigen Straßen- und Gehwegenetzes genehmigt.

Die 100.000 Euro, die Sprockhövel für Straßenunterhaltung im Etat stehen hat, sind für Schäfers ebenso ein Tropfen auf den heißen Stein wie die 290.000 Euro für Erneuerungsmaßnahmen. Zwei Beispiele nennt der Tiefbauamtsleiter. "Der Dellwig müsste eigentlich komplett gemacht werden, bei 1000 Quadratmetern muss man aber mit 100.000 Euro rechnen - und das ist sicher nicht unsere wichtigste Straße."

Dazu gehört wohl eher die Mittelstraße, die zwar vor drei Jahren erst vom Landesbetrieb Straßenbau asphaltiert wurde, im nicht mitgemachten Bankettbereich und an Einmündungen aber zum Teil tiefe Löcher aufweist.Zweites Beispiel Gehwege. "Wir haben bisher an acht Abschnitten so große Schäden festgestellt, dass man großflächig erneuern müsste. Da sind wir schon bei 150.000 Euro, die Hälfte unseres Etats."

So lange der nicht von der Finanzaufsicht freigegeben sei, lohne es kaum, lange Prioritätenlisten aufzustellen, welche Straßen zu erneuern seien.Schäfers: "Da kann man sich eigentlich nur noch mit einem Kollegen vom Ordnungsamt ins Auto setzen, und schauen, wo müssen wir beschildern und das Tempo herabsetzen, um unserer Verkehrssicherungspflicht genüge zu tun."

Solche Schilder könnten dann ebenso zum Straßenbild gehören wie derzeit Andreas Bühne und sein Kollegen, die die gröbsten Schäden ausbessern. Zeit um die ein oder andere Überstunde aus dem strapaziösen Winterdienst abzufeiern, haben die derzeit beim besten Willen nicht.

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