Alte Schätze Strahlender Lack und blitzender Chrom beim Treffen der Oldtimer-Fans in Sprockhövel

Sprockhövel · In Obersprockhövel haben Besitzer ihre historischen Autos präsentiert – manche sind fast 100 Jahre alt und sehr selten.

 Auf dem Parkplatz des IG Metall-Bildungszentrums fand das 12. Youngtimer- und das 19. Oldtimertreffen statt.

Auf dem Parkplatz des IG Metall-Bildungszentrums fand das 12. Youngtimer- und das 19. Oldtimertreffen statt.

Foto: JA/Fischer, Andreas H503840

„Oldtimer als Kulturgut bewahren“ ist ein wichtiges Anliegen des MSC Sprockhövel, sagt der Vorsitzende Martin Mans und schaut auf den Parkplatz des IG Metall-Bildungszentrums an der Otto-Brenner-Straße, wo das 12. Youngtimer- und das 19. Oldtimertreffen stattgefunden haben. Am Samstag glänzte eine große Anzahl von Autos in der Sonne, die zwischen 1993 und 2002 zugelassen wurden, und von denen die meisten hinter dem amtlichen Kennzeichen das H tragen, das mit steuerlichen Vorteilen verbunden ist und den Fahrzeugbetrieb auch ohne grüne Umweltplakette gestattet.

Etliche der Youngtimer werden im ganzjährigen Straßenverkehr genutzt, während andere hinter dem amtlichen Kennzeichen kleinere Zahlenkombinationen wie 04 und 10 oder 05 und 09 tragen. „Das bedeutet, dass die 20 oder 30 Jahre alten Autos nur zwischen April und Oktober am Straßenverkehr teilnehmen dürfen“, erklärt Wilfried Graf, Ehrenvorsitzender des MSC. Am Samstag waren alle der rund 200 mittelalten Schätzchen auf eigenen Rädern nach Sprockhövel gekommen und präsentierten sich in einem Top-Pflegezustand. Stolze Besitzer legen bei der Hege ihrer PS-Lieblinge die Sorgfalt liebevoller Eltern an den Tag.

Wie der pensionierte Kfz-Mechaniker Peter Scholz aus Langenberg, der auf dem 50 Jahre alten Fahrgestell eines VW-Käfers einen in Stuttgart bestellten Bausatz installiert sowie ein Porschegetriebe und einen Porschemotor eingebaut hat, sodass die Fahrzeugpapiere seines Autos aus Fiberglas ihn persönlich als Erbauer ausweisen. „Ich habe das Auto 2000 komplett zerlegt und neu zusammengebaut“, sagt Scholz, der von anderen Kfz leicht abschätzig als „Blechautos“ spricht, selbst aber auch ein solches besitzt. Die Autoliebhaber erklären auch Laien gern ihr Hobby und pflegen einmal wöchentlich im Café Metamorphose in Niedersprockhövel ihr Vereinsleben, planen gemeinsame Ausfahrten und Präsentationen und fühlen sich angesichts der gemeinsamen Leidenschaft wie eine große Familie, in der auch mal gern gewandert wird.

Mit fast 100 Jahre alten Autos einmal rund um Sprockhövel

Der Sonntag war den Oldtimern gewidmet. Da stand der pechschwarze Opel Kapitän von 1950 mit Lenkradschaltung und kantiger Motorhaube (55 PS) unweit des wahren amerikanischen Ungetüms Ford Ranchero Squire, gegenüber dem legendären NSU Ro80 (Auto des Jahres 1967) oder dem dunkelgrünen MG von 1948, dem 15 PS starken Morris von 1968, dessen Karosserie Bestandteile aus Holz aufwies. Jedes Modell ist ein Stück Verkehrsgeschichte mit individueller Historie.

Einen prachtvollen roten Porsche hat Eberhard Deilmann aus Hattingen 1979 als Haufen Schrott im Hühnerstall vom Hamburger Vorbesitzer erworben, wie er auf einem alten Foto zeigt. Viel Fantasie war schon erforderlich, um daraus ein glänzendes Schmuckstück zu machen. „Zwei Jahre habe ich daran gearbeitet und bis auf die Polster alles selbst gemacht“, verrät der ehemalige Karosserieschlosser. Der damalige Preis: „300 Mark und vier Kästen Bier für die Helfer“, so Deilmann. Die Verkehrstauglichkeit des Werks seiner Hände wurde damals vom TÜV Schwelm bescheinigt.

Ein Hingucker ist der Ford Mode A von 1931, ein Rennwagen. „Mit so einem Auto hat Juan Manuel Fangio seine Rennfahrer-Karriere gestartet“, berichtet der Solinger Andreas Groß, der den Super-Oldie 2012 erwarb und rund 60 000 Euro in das exklusive Gefährt gesteckt hat. Mit rotem Nummernschild war der La Licorne von 1929 unterwegs. „Davon gibt es weltweit nur noch zwei Exemplare“, erfuhren die staunenden Beschauer, die ein paar Schritte weiter den „Alterspräsidenten“ des Oldtimertreffens entdeckten: Einen riesigen weinroten Cleveland von 1925.

Gepflegter strahlender Lack und blitzender Chrom, wohin man blickte, als sich die meisten der Prachtexemplare zu einer 70 Kilometer langen, rund dreistündigen Ausfahrt rund um Sprockhövel in Bewegung setzten.

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