Stadtbücherei in Nöten

Um wieder mehr Nutzer anzulocken, wären Investitionen nötig.

Sprockhövel. Verkürzte Öffnungszeiten, eine nur geringe Erneuerungsquote des Medienbestandes, Defizite in der Präsentation - im Sparkurs der Vergangenheit sieht Büchereileiter Roman Reinders die Hauptgründe dafür, dass in den beiden Stadtbüchereien die Ausleihzahlen seit Jahren sinken.

Auf Antrag der Politik hat er ein Konzept entworfen, wie die Nutzerzahlen wieder gesteigert werden können. Ob es umgesetzt wird, steht allerdings noch in den Sternen, denn es kostet Geld, das die Stadt nicht mehr hat.

Beispiel Etat für Neuerwerbungen: Der liegt bei 10 600 Euro pro Jahr - eine von der Bertelsmann Stiftung empfohlene Erneuerungsquote des Bestandes von acht Prozent würde 38 400 Euro ausmachen. Reinders schlägt vor, auch PC- und Konsolenspiele sowie neue Musik-CDs anzuschaffen, um den Bestand für Kinder und Erwachsene attraktiver zu machen.

Beispiel Öffnungszeiten: Insbesondere in Haßlinghausen klopften in der Mittagspause viele potentielle Nutzer an die Tür, die abgewiesen werden müssten. In Niedersprockhövel schmerze der weggefallene Mittwoch Vormittag sehr. Die von Reinders vorgeschlagene Ausdehnung um 19,5 Stunden pro Woche würde aber zusätzliche Personalkosten von 18 000 Euro jährlich verursachen.

Mit einmalig 17 500 Euro rechnet er, wenn die Sachbücher in Interessenkreise sortiert und somit attraktiver präsentiert würden. Auch einen Bestseller-Service mit kurzer Ausleihzeit regt er an, was regelmäßige Neuanschaffungen nötig machen würde.

Trotz des aktuellen Verbots zur Ausweitung freiwilliger Leistungen wollten CDU und Grüne die Vorschläge im Kulturausschuss nicht völlig abschmettern. "Uns ist die Bücherei wichtig", betonte Britta Altenheim (Grüne). So kam es zum Vorschlag, den Etat für Neuanschaffungen auf 13 000 Euro jährlich anzuheben und zu prüfen, ob in der Bücherei künftig eine Lehrstelle für einen Medien- und Kommunikationsassistenten eingerichtet werden kann.

Die SPD enthielt sich noch, die FDP stimmte aufgrund des desolaten städtischen Haushalts dagegen. Ob es angesichts der aktuellen Haushaltssperre überhaupt dazu kommen wird, muss allerdings im Haupt- und Finanzausschuss geklärt werden.

Eine klare Zusage gibt es nur vom Verein für Stadtmarketing. Der will zusätzliche Wegweiser, die im Stadtbild auf die Stadtbüchereien hinweisen, finanzieren. Die gibt es bisher gar nicht.

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