Spurensuche bei Nieselwetter

Agenda 21: Eine Gruppe Hartgesottener wanderte am Wochenende vorbei an alten Kotten, Höfen und Zeugnissen des frühen Bergbaus.

Sprockhövel. "Wer heute mit dabei ist, muss wirklich zum Wandern entschlossen sein", begrüßte Stadtarchivarin Karin Hockamp die Teilnehmer angesichts der wenig einladenden Witterungsbedingungen am Samstag.

Doch getreu des alten Sportlerspruchs "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung" hatte sich trotz unaufhörlich fallenden Nieselregens eine Truppe von knapp 20 Leuten eingefunden. Sie alle wollten zusammen mit Karin Hockamp und Erich Schultze-Gebhardt den Agenda-Weg Obersprockhövel erkunden.

"Wir interessieren uns weniger für den herbstlichen Wald als mehr für die kulturhistorischen Zeugnisse", wurde eingangs erinnert, als sich die Wanderlustigen, bestens ausgestattet mit festen Schuhen und Regenpellerinen am Parkplatz der IG Metall trafen. Punkt zehn Uhr ging es los, gemächlichen Schrittes wurde die insgesamt 12 Kilometer lange Strecke angegangen.

"Ich fahre in der kommenden Woche nach Teneriffa. Das ist eine Vorbereitung auf die Wanderungen, die ich dort unternehmen möchte", erklärte eine Rentnerin ihre Teilnahme. Eine andere: "Meine Freundin hatte beim Spaziergang im Frühling teilgenommen und war total begeistert." "Einige Gesichter sind mir schon bekannt. Die meisten sind aber zum ersten Mal dabei", beurteilte Karin Hockamp ihre Gruppe.

Jede Menge Geschichte gab es bei diesem Schritten durch die Natur zu entdecken. Zwar stand Obersprockhövel immer im Schatten der benachbarten Siedlungszentren Niedersprockhövel und Haßlinghausen, historisch gesehen ist die ehemalige Siedlungsgemeinde aber höchst interessant - Zeugnisse frühen Bergbaus, mittelalterlicher Eisenverhüttung, Kleinindustrie und alte Höfe gibt es in Hülle und Fülle.

Zunächst ging es in Richtung Naturschutzgebiet am oberen Passbach vorbei an der alten Schmiede Poppenberg, in der früher Goldwaagen hergestellt wurden. "Die Kaufleute mussten ja herausfinden, ob die Münzen auch das richtige Gewicht haben", erklärte Schultze-Gebhardt.

Durch Matsch und Modder führte der Weg weiter entlang des klar durch entsprechende Piktogramme gekennzeichneten Pfads, den man also auch getrost auf eigene Faust gehen kann. Vorbei an der ehemaligen Schreinerei Uebelgünn, in der einst Särge hergestellt wurden, durchs Felderbachtal und an der vormaligen Schule Bräuckelchen vorbei. Sie wurde 1856 eingerichtet.

"Das hätte ich nicht gewusst", hieß es seitens der Teilnehmer oft, zum Beispiel als es um den Hof Leckebüschen ging, die heutige Kornbrennerei Hegemann, dessen Geschichte bis ins 13.Jahrhundert reicht.

Auf dem Rückweg gab es noch jede Menge "Zeugnisse der Industrie" zu erleben - über Hohlwege und durch sattes Grün. "Wer seine Umwelt kennt, ist eher bereit, sie zu schützen", urteilte Karin Hockamp.

Denn die Lokale Agenda 21, die diesen trotz des miesen Wetters schönen Spaziergang organisierte, hat sich den Schutz der Umwelt besonders auf die Fahne geschrieben.

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