Modelleisenbahn Bald rollt die Ruhrtalbahn im Mini-Format

Sprockhövel. · Drei zentrale Orte der ehemaligen Bahnlinie baut die Sprachtherapeutin derzeit nach. Ihre beiden Söhne schauen noch lieber zu, als selbst mit Hand anzulegen.

 Lena Heins und Sohn Fabrice (10) sehen sich die Modellbahnen gerne an. Den Aufbau muss aber die Sprachtherapeutin übernehmen.

Lena Heins und Sohn Fabrice (10) sehen sich die Modellbahnen gerne an. Den Aufbau muss aber die Sprachtherapeutin übernehmen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Fast immer sind es Herren im gesetzten Alter, die – dem „Bahnsinn“ verfallen – in ihrer Freizeit an Modellbahnstrecken basteln, ihre Freude daran haben, wenn die kleinen Züge Bahnhöfe anfahren, Tunnel durchqueren und schnurrend viele Meter auf den Gleisen zurücklegen.

Lena Heins entspricht so gar nicht dem Bild des reifen Semesters mit dem technisch anspruchsvollen Hobby: die in Bochum tätige Sprachtherapeutin aus Sprockhövel ist Mutter von drei Söhnen, die ihr beim Ausüben ihrer kreativen Leidenschaft, ebenso wie ihr Lebenspartner, bestenfalls assistierend zur Hand gehen. Das große Ganze muss sie dann schon alleine schaffen. Und das ist der Nachbau der legendären Ruhrtalbahn, die von Essen aus fuhr und erst 1968 ihren Personenverkehr eingestellt hat.

Den Anstoß, den Modellbahnbau zu ihrer Leidenschaft zu machen, gab vor fünf Jahren ihr mittlerweile zehn Jahre alter Sohn Fabrice. Der hatte nämlich seine hölzerne Spielzeugeisenbahn entsorgt und diesen Entschluss kurz darauf bitter bereut. Doch bevor eine nun elektrische Modellbahn angeschafft werden sollte, wollte man sich die Sache in der „Oktorail“ in Essen mal genauer betrachten. Und bei dieser Besichtigung wurde Mutter Lena Heins vom „Modellbau-Bazillus“ infiziert. Da traf es sich gut, dass man gerade erst an die Falkenstraße gezogen war. Der 4,60 x 3,50 Meter große Raum im Souterrain wurde gleich für die zukünftige Modellbahn „konfisziert“, und Lena Heins machte sich ans Werk: Nach und nach wurden viele Meter H0-Schienen auf großen Birkenholzplatten verlegt, rund 50 historisch korrekte Waggons, Loks und andere schienentaugliche Gefährte angeschafft und Landschaften geplant. „Ich habe mir zunächst den Nachbau von drei prägnanten Punkten der Ruhrtalbahn als Ziel vorgenommen“, erklärt die Bastlerin, die hier das Betriebswerk in Dahlhausen, den Bahnhof Hattingen und die Ziegelei Witten im Auge hat.

„Naturgetreue Modelle gibt es praktisch nicht“, berichtet Heins, die stattdessen das Buch „Das Bw (Betriebswerk) Bochum Dahlhausen und die Eisenbahn im Mittleren Ruhrtal“ genauestens studiert und die Gebäude mit eigener Hand nachbildet. Die Werkzeuge dafür, nämlich Pinzette, Pinsel, Seitenschneider, Bohrer, Schrauber und Klebmaterial liegen bereit.

Digitalisierung macht auch
vor dem Modellbau nicht Halt

Bisher ist unter anderem eine alte Schmiede entstanden, bei der die höchstens zwei Zentimeter große Schmiedefigur noch mit einem winzigen Hammer auf den Amboss schlägt. „Da ist sehr viel Feingefühl erforderlich“, erklärt sie nachvollziehbar. Das Grün rund um die Schmiede muss sie nicht selbst wachsen lassen. „Ich habe hier ein Begrasungsgerät zum Test bekommen“, sagt Lena Heins und weist auch darauf hin, dass auch die nicht vereinsgebundenen der Modellbahn-Enthusiasten untereinander vernetzt sind und sich gegenseitig mit Tipps und teilweise auch tätiger Mithilfe versorgen. „Inspirationen hole ich mir auch auf den Fahrtagen, die von den Vereinen regelmäßig, meist vor Weihnachten, veranstaltet werden.“

Im Gegensatz zu den männlichen, oft schon pensionierten Modellbau- Kollegen in den diversen Vereinen, die voll in ihrem Hobby aufgehen, ist Lena Heins mittels Beruf als Sprachtherapeutin und verantwortlich für einen fünfköpfigen Haushalt natürlich schon ausreichend beschäftigt. „Doch so fünf bis sechs Stunden pro Woche widme ich mich dem Modelleisenbahnbau“, sagt die begeisterte Modellbauerin, die auch noch nicht aufgegeben hat, ihre Söhne für die liebenswerten kleinen Schienenfahrzeuge zu begeistern. „Fahren sehen die Jungs die Züge auch gern, aber die Voraussetzungen dafür überlassen sie im Moment noch lieber mir.“

Insgesamt glaubt sie noch fest daran, dass sich junge Menschen für den Umgang mit den eleganten kleinen Zügen erwärmen werden: „Die Digitalisierung macht auch hier nicht halt, und Kreativität ist auch gefragt. Das müsste doch auch etwas für junge Menschen sein.“

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