Einzelhandel Handel zieht gemischte Bilanz

Sprockhövel. · Die Adventswochenenden und auch der Black Friday haben in einigen Geschäften nicht den erhofften Erfolg gebracht. Andere Ladeninhaber freuen sich dagegen über neue Kunden.

 Margret Obermann konnte sich in der Corona-Krise über neue Kunden freuen.

Margret Obermann konnte sich in der Corona-Krise über neue Kunden freuen.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Michael Cramer, Vorsitzender des Werberings Haßlinghausen und Inhaber des Spezialisten für Elektro-Großgeräte Markenprofi Sudhoff an der Mittelstraße in Haßlinghausen, ist am Samstag erst am späten Nachmittag zu erreichen: Er war mit seinem Team unterwegs, um Großbildfernseher, Kaffee-Maschinen und Herde auszuliefern und zu montieren. „Ich bin mit den beiden ersten Advents-Wochenenden zufrieden“, sagt er und meint zum Kundenverhalten: „Die Kunden gehen angesichts von Corona weniger bummeln, sondern kommen gezielt in die Geschäfte, um sich beraten zu lassen und dann eine Kaufentscheidung zu fällen.“ Und noch eine Beobachtung hat Cramer gemacht: „Die Kaufinteressenten meiden eher den Großstadtrummel und kommen stattdessen in die kleineren Städte, um da einzukaufen.“

Das ist auch die Beobachtung, die Nachbarin Margret Obermann vom Young Fashion Store an der Mittelstraße gemacht hat: „Wir haben durch Corona eher neue Kunden gewonnen. In einer kleinen Stadt ohne viel Gedränge fühlen sich die Menschen eher behütet“, meint die Inhaberin, stellt aber fest: „Man merkt der Kundschaft an, dass beim Einkauf die sonst übliche Leichtigkeit fehlt. Deshalb versuchen wir, den Kundinnen und Kunden trotz Masken ein positives Gefühl zu vermitteln. Und das kommt offensichtlich gut an“, sagt Margret Obermann und zieht sowohl für die ersten beiden Adventswochenenden wie auch für das „Black Weekend“ eine positive Bilanz.

Auch Helga Schulz, die Inhaberin von „Der Buchladen“ an der Hauptstraße in Niedersprockhövel, macht ein zufriedenes Gesicht, kann aber nicht feststellen, dass die Leselust aufgrund von Corona steigen würde. „Es ist nicht mehr als in den Vorjahren, aber trotzdem gut“, berichtet die Buchhändlerin. Sie verweist zudem auf die Obama-Biografie, die bei den Leserinnen und Lesern und den schenkfreudigen Mitmenschen besonders gefragt ist. „Dass Bücher als Verlegenheitsgeschenke betrachtet werden, kann ich nicht bestätigen. Aber das könnte sich in der Weihnachtswoche ja noch ändern.“

Frühjahrskollektion wird
bereits im Januar verkauft

Bei Schuhmoden Geller an der Gutenbergstraße 2 in Niedersprockhövel kann man auch nicht klagen, wie Inhaber Christian Geller anmerkt. „Wir sind ganz zufrieden und merken auch, dass es den klassischen vorweihnachtlichen Stadtbummel wegen der geschlossenen Gastronomie in diesem Jahr nicht gibt. Da nutzen die Kundinnen und Kunden gern unser umfangreiches Parkplatzangebot. Wir haben, wie die anderen Einzelhandelsgeschäfte auch, ein gut durchdachtes Hygiene-Konzept und freuen uns auch, dass parallel zu den Kinderschuhen auch neuerdings Schulranzen gut ankommen. Das sind Artikel, die man schlecht online bestellen kann, weil sie ja den Kindern direkt angepasst werden müssen.“

Es gibt aber auch Einzelhändler, die enorm unter der Corona-Krise zu leiden haben. „Wir haben bisher einen Umsatzverlust von 25 bis 30 Prozent“, meint Wolfgang Weiss, Inhaber der Parfümerie & Photo Weiss, an der Haßlinghauser Mittelstraße mit bekümmerter Miene. „Viele Menschen trauen sich wegen Corona nicht mehr heraus. Die älteren Menschen möchten sich nicht anstecken und bleiben zuhause, und die jüngeren bestellen im Internet. Dabei übersehen die Online-Kunden aber, dass es die Händler vor Ort sind, die die Vereine im Stadtteil unterstützen, während viele Online-Anbieter nicht mal Steuern in Deutschland bezahlen.“ Dass sich die Umsatzflaute in den beiden kommenden Wochen noch in ein Hoch umwandelt, glaubt der langjährige Vorsitzende des Werberings Haßlinghausen nicht. „Das sagt mir meine in Jahrzehnten gewonnene Erfahrung.“ Einen verkaufsoffenen Sonntag vermisst Weiss übrigens nicht: „Es hat sich gezeigt, dass sich das hier bei uns nicht lohnt.“

Wolfgang Weiss’ unmittelbare Nachbarin Erika Ströcker von „Sandras Modique“ kann Ähnliches berichten: „Das ist das schlechteste Weihnachtsgeschäft der letzten 37 Jahre.“ Ihr deprimierendes Urteil lautet: „Das Kaufinteresse ist sehr verhalten, weil sich die Menschen nicht aus dem Haus trauen. Daran ändern auch die Einlassbeschränkung und das obligatorische Hygiene-Konzept ebenso wenig wie die Rabatte beim Totalausverkauf der Winterware. Wir hoffen jetzt auf das Eintreffen der Frühjahrs- und Sommer-Kollektion. Die verkaufen wir diesmal schon im Januar.“

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