Sprockhövel trifft die Welt

Im Treffpunkt an der Mittelstraße lernen sich Neubürger unterschiedlicher Herkunft kennen.

Sprockhövel trifft die Welt
Foto: Stefan Fries

Sprockhövel. „Sprockhövel trifft die Welt“, das Integrationsprogramm des Roten Kreuzes in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Volkshochschule zieht mittwochs ab 18 Uhr ganz verschiedene Bürger zur Mittelstraße 61. „Dieser Raum soll nicht nur für Flüchtlinge sein, sondern für alle Sprockhöveler“, sagt Elrauda Mohamed über das Quartiersprojekt.

Und in der Tat scheint es gelungen, nicht nur Flüchtlinge zu motivieren, mit Begeisterung an der Renovierung des Raumes mitzuarbeiten, sondern auch Einheimische und Mitstreiter aus der Sprockhöveler Gesellschaft dazu zu gewinnen. „Wir wollen den Schreckensszenarien und Begriffen wie Flüchtlingsflut, Überfremdung und Islamisierung entgegentreten und den Bürgern aus Sprockhövel und den Zugezogenen die Chance geben, sich gegenseitig kennenzulernen und unvoreingenommenen Blick auf den jeweils anderen zu bekommen“, beschreibt Elrauda Mohamed ihr Ziel. Dazu will sie in der zweiten Projektphase nun auch ein Quartiers-Ensemble und einen Quartiers-Chor auf die Beine stellen. „Der könnte sich ja Allerwelts-Chor nennen“, sagt die 26-Jährige. „Es ist schön, dass Menschen offen aufeinander zugehen und nette Gespräche miteinander führen“, sagt der Haßlinghauser Thomas Hanzlik.

Gemeinsam mit Dominik Bornemann, einem Vereinskameraden, konnte Hanzlik sogar einige Talente für den TV Hasslinghausen gewinnen. „Drei von Ihnen landeten bei den Stadtmeisterschaften ganz vorne. Das ist doch toll“, sagt er. Auch Fortschritte in der Sprache seien festzustellen.

Martin Dörr gab mit seiner Idee, die Sprachkurse der VHS einfach mit Musik zu untermalen, den Anstoß der Gemeinsamkeiten. „Ich hatte Menschen von bis zu sechs Nationen. Da habe ich mal meine Gitarre mitgenommen und konnte dadurch eine einfache Unterhaltung darstellen“, erinnert er sich an die schwierigen Gegebenheiten und Herausforderungen seines Kurses. „Doch durch den Gesang konnten wir eine Zusammengehörigkeit entwickeln“, sagt der aus Siegen stammende Dozent, der auch nach der Beendigung der Kurse noch guten Draht zu den neuen Mitbürgern hat. „Die Menschen hier sind sehr nett zu mir und zu meiner Familie gewesen. Wir haben eine Wohnung gefunden“, drückt Ali Ibrahim (38) in einer Mischung aus Deutsch, Türkisch und Englisch seine Dankbarkeit aus. Gemeinsam mit seiner Frau Shinda Bilal und seinen zwei Kindern hat er über die Türkei die Strapazen der Balkanroute auf sich genommen. „Immer wenn wir schwarze Autos sehen, fragen die Kinder, ob wir wieder an der Grenze sind“, berichtet er von bleibenden Erinnerungen. Auch, um ihnen diese zu ersparen, ist er engagiert und bringt sich ein. Schließlich will er nicht als Flüchtling angesehen werden, sondern als Mitbürger „seiner“ Stadt.

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