Musik Sprockhövel: Eine Gemeinschaft mit der puren Freude am Singen

Haßlinghausen · Der evangelische Kirchenchor Haßlinghausen feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Zusammen geht’s leichter: Im Jubiläumsjahr des Kirchenchors Haßlinghausen stehen mehrere Konzerte an.

Zusammen geht’s leichter: Im Jubiläumsjahr des Kirchenchors Haßlinghausen stehen mehrere Konzerte an.

Foto: Volker Jahn/ev. Kirchenchor Haßlinghausen

Der evangelische Kirchenchor Haßlinghausen hält es mit dem indischen Philosophen und Universalgelehrten Rabindranath Tagore: „Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe“ – und das schon seit nun genau 100 Jahren. Der Chor wurde am 17. Januar 1923 gegründet.

Die bisherige Vorsitzende, Steffi Knothe, hatte zum 90-jährigen Jubiläum in historischen Unterlagen gestöbert und eine Urkunde vom Landesverband der evangelischen Kirchenchöre gefunden. Viel sei aus der Anfangszeit des Chores nicht mehr bekannt, aber mit der Übernahme der Chorleitung im Jahr 1961 durch den Organisten der Gemeinde, Klaus Backhaus, kommt Kontinuität in die Geschichte des gemischten Chors.

Auch Jazz und Pop sind mittlerweile im Repertoire

Keineswegs dürften nur evangelische Christen Mitglied im Haßlinghauser Chor werden, auch Katholiken oder jene, die keiner Kirche angehörten, seien herzlich willkommen. In der Ära Backhaus lag der Schwerpunkt im Repertoire auf klassischer und geistlicher Literatur; das änderte sich nach der Übernahme der Chorleitung durch Werner Altenhein. „Inzwischen singen wir, neben geistlichen und klassischen Stücken, auch Jazziges oder Pop-Songs“, beschreibt Steffi Knothe das aktuelle Repertoire.

Werner Altenhein war zuvor Chorleiter in Blankenstein, mit seinem Wechsel nach Haßlinghausen kamen auch zahlreiche Sängerinnen und Sänger mit. Seit 15 Jahren leitet er nun den Haßlinghauser Kirchenchor und ist auch für das Bläserensemble der Zwiebelturmkirche verantwortlich. Aus diesem Umstand resultiert, dass Chor und Bläser bei Gelegenheit gemeinsam konzertieren. An das Weihnachtskonzert 2008 erinnert sich Steffi Knothe noch gut. Dort habe sie den Chor nach ihrem Umzug nach Niedersprockhövel gehört, und die Vorstellung habe ihr sehr gut gefallen. Beim nächsten Besuch im kleinen Laden, den der Chorleiter betrieb, sei sie auf den Chor zu sprechen gekommen und quasi an der Ladentheke aufgenommen worden.

Ihrer gerade gewählten Nachfolgerin im Amt der Vorsitzenden, Ulrike Hülssiep, ging es nicht anders. „Ich bin zu einer Probe mitgenommen worden und wollte eigentlich nur zuhören“, erinnert sie sich. Und schon war sie – unkompliziert wie die Sängervereinigung ist – Chormitglied. Beide Damen amüsieren sich darüber, wie die Zuordnung zu einer Stimmlage vonstattenging: „Nach einem Halbsatz, den ich geäußert habe, war für Werner Altenhein klar, dass ich bei den Sopran-Stimmen mitsingen würde“, erinnert sich Knothe. Ulrike Hülssiep hingegen wurde gebeten, bei ihrem Schnupper-Aufenthalt einen Platz weiterzurücken. „Da saßen die Alt-Stimmen“, attestieren die Sängerinnen ihrem Chorleiter ein großartiges musikalisches Gehör.

Über das Jahr verteilt gab der Chor in der Vergangenheit jährlich vier Konzerte, bis Corona das Vereinsleben weitgehend lahmlegte. Je zwei Sommer- und Weihnachtskonzerte fanden statt, und in diesem Jubiläumsjahr nimmt der Chor diese Tradition wieder auf: Das Jahr beginnt mit zwei Jubiläumskonzerten am 18. und 19. März, jeweils um 18 Uhr in der evangelischen Kirche in Haßlinghausen beziehungsweise in St. Januarius in Niedersprockhövel, weil die Zwiebelturmkirche aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Am 3. und 4. Advent wird es Weihnachtskonzerte geben. Die Jubiläumskonzerte stehen unter dem Motto „Frieden“, und so wird der Kirchenchor von der Band „StörenFriede“ die mit Bass, Schlagzeug, Gitarre und Piano aufwartet, unterstützt.

Mehrtägige Chorreisen mit Auftritten hat Corona über zwei Jahre unmöglich gemacht, aber auch die Altersstruktur des Chores lässt weite Reisen nicht mehr zu. So blicken die alte und die neue Vorsitzende nicht ganz zuversichtlich in die Zukunft, denn der Chor leidet unter Nachwuchsmangel. Dabei reiche es schon, Freude am Singen in Gemeinschaft zu haben, sind sich die beiden Frauen einig, mehr an Qualifikationen sei nicht vonnöten. Und Verpflichtungen – außer die Teilnahme an den Proben – seien mit der Chormitgliedschaft auch nicht verbunden. Deshalb sind Interessierte eingeladen, einfach nur zum Zuschauen oder Schnuppern bei den Proben vorbeizuschauen.

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