Sparkasse: Der neue Chef setzt aufs Team

Christoph Terkuhlen hat den Posten an der Spitze der Sparkasse Sprockhövel angetreten.

Sprockhövel. In seinem Vorstandsbüro in der Sparkasse Sprockhövel hat Christoph Terkuhlen bisher nur wenige eigene Akzente gesetzt. Ein großes Aquarell, das bisher an andere Stelle des Sparkassengebäudes an der Hauptstraße hing, ersetzt ein ähnliches. Zwei silberne Figuren von Stier und Bär als Symbole der Börse stehen als Schmuck auf dem Schreibtisch - ein Geschenk, das ihn seit Jahren von Karrierestation zu Karrierestation begleitet. Ansonsten hat sich nach außen nichts verändert, seit im Februar der bisherige Vorstandsvorsitzende Dieter Gramatke vom Verwaltungsrat beurlaubt wurde und das Büro räumen musste.

Das darf durchaus als Symbol gelten. "Hier ist nicht Revolutionangesagt, höchstens Reform", sagt Terkuhlen freundlich aber bestimmt.Seit einer Woche ist er als neuer Vorstandsvorsitzender im Amt, Zeitgenug, um festzustellen: "Die Sparkasse ist von ihrer inneren Substanzher gut aufgestellt, Gründe für einen Strategiewechsel gibt es nicht."

Der soll sich nur nach innen vollziehen. Teamentscheidungen seien künftig im zweiköpfigen Vorstand angesagt. Dass Vorstandskollege Uwe Müller bei Terkuhlens Vorstellung mit am Tisch sitzt, wirkt selbstverständlich. "Wir wollen auch in der Führung vorleben, dass der Mensch hier wertgeschätzt wird", sagt Müller. Unausgesprochen bleibt, dass das unter Terkuhlens Vorgänger offenbar nicht ganz so gelaufen war. Zwei Monate lang hat Uwe Müller nach dessen Beurlaubung die alleinige Last der Führungsaufgaben getragen. Nun wird Terkuhlen wie zuvor Gramatke die Bereiche Personal, Organisation und Controlling übernehmen.

"Ich glaube, wir ergänzen uns gut, Herr Müller kommt aus dem Privatbankenbereich, ich bin ein Kind der Sparkasse", stellt Terkuhlen fest. Der heutige Diplom-Sparkassenbetriebswirt war vom Banklehrling bis zum Vorstandsmitglied der Sparkasse Finnentrop aufgestieg, ehe er 2005 zur West LB wechselte und dort für die Zusammenarbeit mit den Sparkassen zuständig war. "Es reizt schon sehr, jetzt mit einem Kollegen wieder Alleinentscheider zu sein", sagt Terkuhlen.

Der erste Eindruck, den er von Sprockhövel habe, sei die landschaftliche Schönheit mit den sanften Hügeln, die er genießt, wenn er jeden Tag von der A43 abfährt. Bisher pendelt er täglich aus Münster, wo er mit Frau, Tochter (12) und Sohn (8) auch künftig leben will. Ab Mai wird er die Woche über in Sprockhövel eine kleine Wohnung beziehen. "Die Situation ist jetzt schon komfortabel für mich, da ich zuletzt mein Büro bei der LBS in Düsseldorf hatte. Die Fahrt dorthin dauert fast doppelt so lange", versichert Terkuhlen.

Die erste Woche nutze er, um Mitarbeiter und die innere Struktur kennenzulernen. "Auf die bipolare Struktur der Stadt muss man sich einstellen, aber auch da sind wir als Sparkasse ja gut aufgestellt", sagt Terkuhlen. Eine Änderung beim Service sei nicht angedacht. "Wir wollen weiter in der Region verankert sein, erster Ansprechpartner sowohl für die Wirtschaft als auch für Privatkunden sein und uns nicht von außerhalb Kreditersatzgeschäfte verschaffen", stellt Terkuhlen klar. "Wachstum ist nicht alles, wie wir in der Finanzmarktkrise gelernt haben", ergänzt Uwe Müller.

So werde die Bilanzsumme der Sparkassen 2009 voraussichtlich leicht zurückgehen, weil auch die Investitionsbereitschaft der heimischen Wirtschaft zurückgegangen sei. Derzeit arbeite man noch an der Abschlussbilanz. Klar sei schon, dass sie stark durch die eigene Kulturstiftung geprägt sei, die die Sparkasse 2009 auf einen Schlag mit 4,5 Millionen Euro ausgestattet hatte. "Die Eigenkapitalquote ist gut, das soll aber auch in Zukunft so bleiben", macht Terkuhlen deutlich, dass man bei aller Unterstützung für die Region auf ein ausgewogenes Verhältnis von Ertrag und Risiko achten müsse. Kampfpreise seien auch künftig von der Sparkasse nicht zu erwarten.

Er selbst outet sich als Fan davon, dass Sparkassenmitarbeiter sich vor Ort durchaus auch in Vereinen engagieren - und war in den 80er-Jahren Kassierer des damals aufstrebenden Fußball-Oberligisten ASC Schöppingen.

Selbst treibt er heute Sport nur noch zur Gesunderhaltung früh morgens auf dem Crosstrainer. Hobbies? "Lesen und die Familie - zu mehr bleibt neben dem Beruf auch keine Zeit."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort