Reiterhof Quarter Island: Einmal wie ein Cowboy reiten
Auf dem Reiterhof Quarter Island in Sprockhövel wird Westernreiten geschult. Unsere Autorin hat es selbst ausprobiert
Sprockhövel. Als ich den Hof von Edith und Bernhard Glenszczyk am Dienstagvormittag betrete, steigt mir der vertraute Pferdegeruch direkt in die Nase. Doch bis auf ein Pferd, das draußen in seinem Offenstall döst, sehe ich keines. Dafür begrüßen mich zwei große Hunde freudig und ringen direkt um meine Aufmerksamkeit.
„Auf Quarter Island legen wir viel Wert auf die Gesellschaft“, erklärt mir Edith Glenszczyk später. Das scheinen Ira und Demani, die beiden Hunde, verstanden zu haben. Auch bei den Pferden stehen die sozialen Kontakte im Vordergrund: Sie werden in Herden gehalten und stehen im Sommer jeden Tag zusammen auf der Weide. Wie der Name schon andeutet, werden auf Quarter Island hauptsächlich Quarter Horses gehalten, 32 Stück an der Zahl. Die Pferderasse ist für einen bestimmten Reitstil bekannt: das Westernreiten.
Edith Glenszczyk führt ihren Wallach Max gesattelt zu mir. Ich werde das Westernreiten auf ihm ausprobieren. Reiterfahrung habe ich zwar schon einige gesammelt, wie ein Cowboy geritten bin ich allerdings noch nie. Daher bekomme ich auch das Klischee vom Westernreiter mit Cowboyhut, Sporen und Jeans nicht aus dem Kopf. Doch das wichtigste Utensil ist auf Quarter Island der Reithelm. „Das Reiten mit Helm ist bei uns Pflicht. Seit wir hier einen schweren Reitunfall erlebt haben, muss jeder auch beim Training einen Helm tragen. Wir gehen da mit gutem Beispiel voran“, betont Bernhard Glenszczyk.
Max wirkt ganz entspannt, aber aufmerksam. Schon beim Aufsteigen erklärt mir Edith einen Unterschied zwischen dem klassischen Englischreiten und dem Westernreiten: Man steht hinter dem Steigbügel und nicht, so wie ich es vom klassischen Reiten kenne, neben der Schulter des Pferdes. Eine Umstellung, aber noch keine große Herausforderung. Der Sitz unterscheidet sich auch nicht so fundamental von dem, den ich vom Englischreiten kenne, erklärt mir Edith. „Du musst den Bauch anspannen und den Rücken entspannen. Das ist fast wie auf der Couch sitzen“, sagt die ausgebildete Westerntrainerin.
Doch schon bald habe ich das Gefühl, das Reiten komplett neu zu lernen. Vor allem bei den Kommandos, die ich Max geben muss, merke ich, wie groß die Unterschiede sind. Gelenkt und gebremst wird nur mit Gewichts- und Schenkelhilfen. Das heißt, ich muss das Pferd nur mit dem rechten Unterschenkel anklopfen, damit es nach links geht und andersherum. Ich merke, dass Max sofort reagiert und bei der leichtesten Berührung die Richtung wechselt. So fällt es mir auch gar nicht so leicht, am äußeren Rand des Sandplatzes zu bleiben. Max macht vieles ganz von allein, so muss ich ihn nicht durchgehend antreiben, damit er weitergeht.