Personalnot und weniger Bedarf:Kleiderkammer muss schließen

Zwei Jahre lang fanden sich keine Nachfolger für die Fortsetzung der Arbeit der Betreuerinnen.

Haßlinghausen. Die Kleiderkammer der Katholischen Gemeinde St. Josef ist eine Institution mit Geschichte. Die erlebte ihren Anfang als Initiative von Claire Frege. Im Jahr 1984 machte sie mit ihrer Tochter und der damaligen Pfarrgemeindereferentin eine Missionsreise in den Kongo.

Es fehlte dort an vielem, auch an Kleidung. Wieder daheim in Sprockhövel begann sie daher, gut erhaltene und gebrauchte Kleidung zu sammeln, zu sortieren und in den Kongo zu schicken. „Anfangs fehlte natürlich noch vieles, während wir gleichzeitig auch unbrauchbare Sachen wie Skianzüge bekamen“, erinnert sie sich.

Im Gemeindehaus der katholischen Kirche St. Josef stellte ihr der damalige Pfarrer Räume zur Verfügung und schon bald wurden von dort aus nicht nur die Menschen im Kongo mit Kleidung versorgt, sondern auch notleidende Menschen vor Ort. Zwischenzeitlich bestückten die Haßlinghauser auch die Gevelsberger Kleiderkammer, seit gut 20 Jahren ist die Kleiderkammer jedoch wieder an der Kortenstraße 8 untergebracht.

„Wir haben im Laufe der Jahre viele sehr schöne und gut erhaltene Sachen gespendet bekommen“, sagt Claire Frege. Nicht alles wurde direkt in Haßlinghausen weiter verkauft. Manches wurde in großen Paketen auch nach Afrika, ins ehemalige Jugoslawien oder nach Polen verschickt.

Jetzt ist damit Schluss. Zum 30. Juni schließt die Kleiderkammer für immer ihre Pforten. Schon jetzt wird keine Kleidung mehr angenommen. Die rüstigen Rentnerinnen, die die Kleiderkammer betreiben, sind nicht mehr in der Lage, die schweren Kisten zu packen und zu tragen.

„Aus Altersgründen können wir die Kleiderkammer leider nicht weiterbetreiben. Seit zwei Jahren machen wir Reklame, um jemanden zu finden, der unsere Arbeit fortsetzt. Obwohl wir alles probiert haben, hat sich niemand gefunden“, sagt Ilse Schmidt.

Hinzu komme jedoch auch, dass der Bedarf an gebrauchter Kleidung kaum noch vorhanden ist, was zum Teil sicher an Textildiscountern liegt, die Waren sehr günstig anbieten. „Wir haben hier in Sprockhövel Kik, Famila und ein Secondhandgeschäft. Dort bekommt man ein T-Shirt schon für 99 Cent“, sagt Rosemarie Limberg.

In der Kleiderkammer bekäme man das zwar noch preisgünstiger, aber bei vielen Menschen bestehe eine Hemmschwelle, diese aufzusuchen, so Limberg.

Aus diesen Gründen ist das Aus für die Kleiderkammer endgültig besiegelt. Bis zur Schließung kann man noch gegen eine kleine Spende gut erhaltene Sachen abholen. Die verbleibenden Sachen werden nach Rumänien, Polen und Afrika verschickt. Auch die Kleiderkammer in Hattingen wird einige Kleidungsstücke übernehmen.

Ilse Schmidt bedauert: „Uns tut es sehr leid, dass wir die Arbeit beenden müssen. Aber wir haben zu fünft angefangen und hören nun zu fünft auf.“

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