Ohne Sprache geht wenig

Kreis und Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation wollen Menschen mit schweren Kommunikationsstörungen helfen.

Ohne Sprache geht wenig
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EN-Kreis. Ohne Sprache ist vieles, eigentlich alles anders. Sprache gilt als Schlüssel, um Beziehungen zu Menschen aufzubauen, um selbstbestimmt leben zu können und um Teil der Gesellschaft zu sein. Wer sich nicht mitteilen kann, der ist fast automatisch anderen ausgeliefert. Sie bestimmen für ihn, was für ihn richtig, was gut ist. Sprachlos zu sein, das macht das Leben fremdbestimmter und schwieriger. Hier steuern der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation der Evangelische Stiftung Volmarstein jetzt gemeinsam gegen.

Im Schwelmer Kreishaus unterzeichneten Landrat Olaf Schade und Pfarrer Jürgen Dittrich eine entsprechende Leistungsvereinbarung. „Erfreulicherweise haben wir im Kreis eine der wenigen Beratungsstellen, die sich dem Bereich ,Unterstützte Kommunikation’ widmet. Sie ist eine sehr gute Adresse für alle, die aus verschiedenen Gründen nicht oder kaum sprechen können. Die Evangelische Stiftung hat sie mit Fördermitteln der Aktion Mensch aufgebaut“, berichtete Schade.

Unterstützte Kommunikation meint alle pädagogischen und therapeutischen Aktivitäten, die den Betroffenen helfen, sich verständlich zu machen. Dazu zählen der Ausbau von Mimik, Gestik und Gebärden ebenso wie der Einsatz nichtelektronischer Hilfen wie Kommunikationstafeln und Symbolen oder elektronischer Sprachausgabegeräte. „Die eine Lösung für alle gibt es nicht“, macht Dittrich deutlich.

Wie und womit die Betroffenen kommunizieren, orientiere sich an Bedarf und Fähigkeiten der Klienten. „Es nützt ja nichts, einem Menschen eine teure Ausstattung zukommen zu lassen, die er nicht bedienen kann.“ Auch müssten die Angehörigen und Pflegenden mit einbezogen werden. Wenn jemand Zeichen mache, die keiner kennt, helfe das niemanden.

Die Kreisverwaltung hat die Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle initiiert, weil der Kreis für Eingliederungshilfen für Menschen mit Behinderung verantwortlich ist. Dazu zählen auch Angebote für Menschen mit schweren Kommunikationsstörungen. „Um diese möglichst gezielt und individuell zu gestalten, setzen wir auf Diagnostik und heilpädagogische Förderung, die die Mitarbeiter der Beratungsstelle leisten können“, so Astrid Hinterthür, Fachbereichsleiterin Soziales und Gesundheit. Den Weg dazu und damit zu einem Angebot, das es so vorher nicht gegeben hat, macht die jetzt unterschriebene Leistungsvereinbarung frei. „Damit verbessern wir die Leistungen für Menschen mit Bedarf nach unterstützter Kommunikation“, so Hinterthür.

Aktuell lägen bereits zwei Anträge vor. Ebenfalls vereinbart ist, dass die Beratungsstelle andere Institutionen, die betroffene Menschen fördern, unterstützt und Betroffenen beim Beantragen von Eingliederungshilfe zur Finanzierung der Leistungen behilflich ist, mit Bezugspersonen und Ärzten zusammenarbeitet und Hilfsangebote vermittelt. Red

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