Gegen das Vergessen Nikolaus Groß ist in Sprockhövel unbekannt

Haßlinghausen · Die WZ hat gefragt, wer den Namensgeber des Busbahnhofs in Haßlinghausen kennt.

Der Nikolaus-Groß-Platz in Haßlinghausen ist besser als Busbahnhof bekannt.

Der Nikolaus-Groß-Platz in Haßlinghausen ist besser als Busbahnhof bekannt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

. Den Nikolaus-Groß-Platz kennt in Haßlinghausen nahezu jeder, schließlich ist da der große Busbahnhof, der den Stadtteil mit den Orten der Region verbindet. Aber wer weiß, wer 2003 der Namensgeber des Platzes war? Die WZ machte die Probe und fragte Menschen aller Altersgruppierungen, die dort auf den Bus warteten, beziehungsweise dort tätig sind.

„Nikolaus Groß, nein, das wissen wir nicht“, bekannten die 16 und 17 Jahre alten Schülerinnen und Schüler, Laura, Mohamed, Peter, Jason und Maximilian freimütig. Sie betonten, dass sie auch in der Schule noch nichts von ihm gehört hätten.

Auch zwei Damen im Rentenalter war der Namensgeber des Platzes nicht bekannt. „Wir können uns nicht erinnern, mal von Nikolaus Groß gehört zu haben“, war ihre Aussage. Sie schlugen vor, dass die Stadt eine größere Tafel am Busbahnhof anbringen könnte, die den Namen des Platzes erläutert. Schließlich sei an der Außenwand des Rathauses ja auch ein mächtiger Gedenkstein angebracht, der an die verlorenen Gebiete im Osten, Pommern, Ostpreußen und Schlesien erinnert. „Davon haben wir in der Schule noch nichts gehört“, meint auch Schülerin Lena (16). Der Mann sei noch nicht Gegenstand des Unterrichts gewesen, sagte sie beinahe entschuldigend.

Viele der Befragten wollten aus nachvollziehbaren Gründen ihren vollständigen Namen nicht nennen, hatten aber angesichts der allgemeinen Unwissenheit keinen Grund zu großer Verlegenheit.

Nikolaus Groß wurde am 30. September 1886 in Niederwenigern (Hattingen) geboren und am 23. Januar 1945 in Berlin Plötzensee ermordet, nachdem ihn der „Blutrichter“ des Dritten Reiches, Roland Freisler, zum Kreis der Männer des 20. Juni 1944 zählte, die für das missglückte Attentat auf Adolf Hitler verantwortlich waren.

Nikolaus Groß wurde 1945
in Berlin ermordet

Groß, auf den man im Umkreis von Hattingen als lokalen Helden und Märtyrer durchaus stolz sein könnte, war ein in der Katholischen Arbeiterbewegung tätiger Gewerkschaftler, der schon weit vor 1933 die Gefahr des Nationalsozialismus erkannt und dagegen gekämpft hatte. Wie sein Vater war Nikolaus Groß zunächst als Bergmann tätig und wurde 1920 Jugendsekretär beim Gewerkverein Christlicher Bergarbeiten in Oberhausen, später auch Redakteur und noch später sogar Chefredakteur bei der Westdeutschen Arbeiterzeitung. Die sah sich dem Nationalsozialismus grundsätzlich kritisch gegenüber und im Widerstand gegen deren totalitäre Machtansprüche und menschenverachtende Ideologie.

Mit guten Freunden aus dem Katholischen Arbeiterbund, den Christlichen Gewerkschaften und dem „Zentrum“ gehörte er später zum Kölner Kreis, der schon 1942 Alternativen zum NS-Regime erarbeitete und zusammen mit dem Berliner Kreis um Carl Friedrich Goerdeler die Zeit nach Hitler plante. Obwohl nicht an dem Attentat beteiligt, wurde er am 12. August 1944 verhaftet und im Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet. Trotz eines Verbots wurde für ihn nach seinem Tode eine Messe gelesen.

Ein Haus und eine Gedenktafel in seinem Geburtsort Niederwenigern erinnern heute an einen aufrechten Widerstandskämpfer, über dessen Wirken zu Unrecht rund um seinen Geburtsort noch immer so wenig bekannt ist.

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