Neue Ufer – junge Menschen segeln der Hoffnung entgegen

„sunshine4kids“ setzt die Segel – und lässt Schicksalsschläge für kurze Zeit vergessen. Ab jetzt ist der Verein unbefristet gemeinnützig.

Sprockhövel. Sebastian ist 13 Jahre alt. Äußerlich ist er ein ganz normaler Junge, im Inneren war er bis vor Kurzem ein Außenseiter, ängstlich, schüchtern, unerfahren in sozialen Kontakten. Sebastians Eltern starben früh, er lebt bei seinen Urgroßeltern - die sind schwer behindert, weder psychisch noch finanziell in der Lage, ihm eine Entwicklung zu bieten, wie es Heranwachsende heutzutage gemeinhin gewöhnt sind.

Dass Sebastian inzwischen wieder lacht, viele Freunde und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein gewonnen hat, verdankt er dem Sprockhöveler Verein "sunshine4Kids". Die ehrenamtlichen Mitarbeiter nehmen ihn seit 2007 regelmäßig und kostenlos mit auf Segelfreizeit. "Sebastian hat ein schweres Schicksal zu tragen", sagt Gaby Schäfer, Gründerin und Vorsitzende des Vereins. Damit ist er einer derer, die zur Zielgruppe gehören: Kinder und Jugendliche, die einen oder beide Elternteile verloren haben oder in Situationen leben, in denen ein Urlaub unmöglich ist, Heim- und Pflegekinder sowie sogenannte Schattenkinder mit todkranken Geschwistern.

"Wir möchten ihnen ein wenig Sonne in ihre Herzen zurück geben", sagt Schäfer. Vor zwei Jahren hat die leidenschaftliche Segelsportlerin, die selbst einen großen Verlust erlitten hat, "sunshine4kids" gegründet. Seitdem begrüßt sie immer mehr junge Menschen an Bord. Die Ziele der Segelboote, mit denen Schäfer und ihr Team (darunter Skipper und Sozialpädagogen) gemeinsam mit sechs bis acht Passagieren in See sticht, liegen in ganz Europa. Die Kosten der qualitativ hochwertigen Freizeiten tragen Sponsoren, darunter Yachtcharterunternehmen und Fluggesellschaften. "Den Kindern entstehen keinerlei Kosten, weder für Reise noch Verpflegung oder Taschengeld", sagt Schäfer. Weil sie dieses Prinzip konsequent durchhält, ist "sunshine4kids" jetzt die Gemeinnützigkeit und Mildtätigkeit offiziell und unbefristet anerkannt worden.

"Es ist bewundernswert, mit welchem Engagement sich Frau Schäfer für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt und welche Kontakte zu Sponsoren sie in kurzer Zeit geknüpft hat”, hebt Sprockhövels Jugendamtsleiterin Ilse Crefeld hervor. Die Zusammenarbeit sei hervorragend. "Immer, wenn es freie Plätze gibt, fragt sie bei uns an, ob wir geeignete Kinder und Jugendliche wissen." So konnten schon viele Sprockhöveler Kinder eine Freizeiten genießen, Aufgaben im Team übernehmen, ein Boot selbstständig steuern, Sorgen für eine gewisse Zeit vergessen.

Schäfer selbst ist "überrascht", dass sie in so kurzer Zeit ein so großes Netzwerk aufbauen konnte - im EN-Kreis steht sie mit allen Jugendämtern in Kontakt. Die Sponsoren-Akquise aber sei gerade in der aktuellen Krise ein Knochenjob. "Wir kämpfen uns von Freizeit zu Freizeit." Und das bei deutschlandweiter Medienresonanz - das Projekt ist bisher einmalig in Deutschland. "Unser Angebot reicht gar nicht, um den Bedarf zu decken", sagt Schäfer, die eigentlich nicht gern im Rampenlicht steht, sondern lieber im Stillen agiert. Überregional arbeiten wollte sie aber von Anfang an, deshalb hat "sunshine4kids" Mitglieder aus ganz Deutschland. "Am liebsten würde ich alle Kinder mitnehmen."

Bundesweit sollen auch Schäfers nächste Projekte wirken: die "Hoffnungsflotte für Deutschland" und eine Wohltätigkeits-Expedition zum Kilimandscharo. Auch dafür sucht Schäfer noch viele Sponsoren. Infos unter:

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