Politik Schwarz-grün erprobt neue Mehrheit

Sprockhövel. · Grünen-Chef freut sich, dass gute Ideen nicht mehr wegen parteipolitischer Taktik abgeschmettert werden können.

 So sieht die aktuelle Sitzverteilung im Sprockhöveler Stadtrat aus. Die Sitzzahl wurde nach der Kommunalwahl im September von 32 auf 38 erhöht.

So sieht die aktuelle Sitzverteilung im Sprockhöveler Stadtrat aus. Die Sitzzahl wurde nach der Kommunalwahl im September von 32 auf 38 erhöht.

Foto: Stadt Sprockhövel/votemanager.de

Im Sprockhöveler Stadtrat haben sich die Machtverhältnisse verändert. Hatten in der abgelaufenen Wahlperiode die Parteien SPD, FDP und WfS seit ihrer Kooperation die Mehrheit im Rat, mit der sie jeden Antrag ihrerseits durchbringen konnten, liegt dieser Vorteil jetzt bei CDU (12) und Grünen (10), die gemeinsam auf 22 von insgesamt 38 Stimmen kommen. Das birgt Gestaltungs-Möglichkeiten für Bürgermeisterin Sabine Noll, die von beiden Parteien mit Unterstützung von MiS aufgestellt worden war.

Damit hat sie gegenüber ihrem Vorgänger Ulli Winkelmann einen Vorteil. Ihm war diese Gestaltungsbasis vor allem in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit nicht vergönnt gewesen.

„Es geht um Sprockhövel. Dafür müssen wir als Verwaltung und auch die Ratsmitglieder alles machen – ganz ohne Parteitaktik, dafür mehr für das Wohl der Stadt und seiner Bürger“, wirbt Sprockhövels erste Bürgermeisterin für eine konstruktive Zusammenarbeit. Helga Wieland-Polonyi von der WfS schlägt in dieselbe Kerbe. Alle Ratsvertreter hätten eine Verantwortung gegenüber der Stadt, betont die Gymnasiallehrerin. „Dementsprechend müssen sie arbeiten“, fordert die Ratsfrau und hofft, auch in der neuen Legislaturperiode Mehrheiten zu finden. Sie macht deutlich, dass die Kooperation von SPD, FDP und WfS weiterhin besteht. Auch wenn es eine Koalition in der Opposition formal nicht geben könne, so Bodo Middeldorf (FDP) gegenüber der WZ. Alle Vertreter der zuständigen Fraktionen, zu denen auch Wolfram Junge (SPD) gehört, betonten, dass die gute Zusammenarbeit gepflegt werden müsse. Allerdings zeigte sich gleich in der ersten Ratssitzung, welche Parteien sich besser durchsetzen können.

Während sich FDP, WfS und SPD gegen die Einführung eines dritten stellvertretenden Bürgermeisters aussprachen, stimmten CDU und Grüne dafür. Der Antrag kam aufgrund der Mehrheitsverhältnisse durch. Dass die Abstimmungen in Zukunft öfter gegen die eigenen Vorstellungen ausfallen könnten, scheint dem Dreierbündnis bewusst zu sein. „Die Durchsetzung konkreter Maßnahmen wird schwerer“, erklärt etwa Wolfram Junge. „Aber wir werden unsere sozialdemokratischen Standpunkte und unsere Politik im Sinne Sprockhövels weiter vertreten“, sagt der SPD-Chef und gibt sich kämpferisch.

„Es wird Zeit, dass wieder mehr Sachlichkeit in die Ratssitzungen einkehrt. Bei Themen, die im Sinne Sprockhövels und seiner Bürger sind, werden wir uns sicherlich nicht sperren“, sagt Christian Waschke. Der neue CDU-Fraktionschef gibt sich gegenüber den anderen Ratsfraktionen offen. Den Hoffnungen der politischen Gegner, dass es zwischen den Grünen und der CDU schnell zu einem Zerwürfnis kommen könnte, erteilt Waschke eine klare Absage. „Wir tauschen unsere Standpunkte klar aus, besprechen alles konstruktiv und haben bislang noch immer eine Lösung gefunden, an die sich alle halten.“

Grünen-Chef Thomas Schmitz bewertet die aktuellen Verhältnisse im Rat positiv: „Es ist schon angenehm, wenn man weiß, dass gute Ideen zum Wohle der Stadt nicht wegen parteipolitischer Taktik abgeschmettert werden können.“ In der Vergangenheit habe er das immer wieder selbst erleben müssen, als es nach verbalen Kämpfen mit Wolfram Junge zu Ablehnungen der Anträge der Grünen kam. Dass sich jetzt alles umgekehrt abspielt, glaubt Schmitz indes nicht. „Wir wollen sachliche Politik machen und grüne Themen vorantreiben. Die ersten Gespräche waren auch mit Herrn Junge konstruktiv“, berichtet er. Generell sieht er einen guten Start der interfraktionellen Gespräche zur Zukunft Sprockhövels.

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