Mit dem Mamataxi hatte sich der alte Trampelpfad erledigt

In Herzkamp wurde ein alter Schulweg von Wildwuchs befreit und neu gestaltet.

Herzkamp. „Wenn es wimmelt vom Heidenrauche“, dann hatten Generationen von Schülern mächtig Respekt vor dem Moor, das Annette von Droste-Hülshoff so schaurig ausmalte.

Mit Einzug des Individualverkehrs waren die Schrecken spukiger Schulwege vergessen, denn fortan sorgte das Mamataxi für eine bequeme Anreise. Die alten Trampelpfade waren schnell überwuchert, so auch in Herzkamp.

Doch Friedhelm Isenberg mochte sich nicht damit abfinden, dass sein Schleichweg von einst in Vergessenheit geraten sollte. Vor drei Jahren fasste er den Entschluss, den Wildwuchs zu beseitigen.

„Der Weg erscheint erstmals auf einer Karte von 1928“, sagt er und rollt den alten Plan aus. Eine jüngere Karte zeigt, dass die Natur mit Macht ihr Recht eingefordert hatte.

Als Landwirt war es für Isenberg an sich kein Problem, den Weg wieder frei zu baggern. Aber es galt, Eigentumsrechte zu klären. Nur ein Teil ist städtischer Grund, der Rest befindet sich auf Privatgelände.

Bevor er in lange Verhandlungen einstieg, entschloss sich Isenberg zu einem leicht versetzten Wegverlauf, der über seinen eigenen Acker führt. Auch das sei mit Formalitäten verbunden gewesen, sagt er, denn die EU-Bürokratie verlange, dass er den Weg aus seinem Agrarantrag herausnehmen muss.

Der Rest war schnell erledigt, teils mit nachbarschaftlicher Hilfe und dank der Dynamik des Dorfentwicklungskonzepts. In diesem Rahmen wurde auch der Vorplatz der Grundschule Gennebreck hergerichtet.

Nun erscheint alles wieder wie zu alten Zeiten — fast jedenfalls. Die jetzt aufgestellte Sitzbank hat es am historischen Schulweg nicht gegeben, auch nicht das Windrad in der Ferne. Und doch geht Isenberg das Herz auf, wenn er sich besinnt.

„Das Dorfzentrum kannten wir ja gar nicht.“ Als Kinder hätten sie vom Berg herunter immer nur die Abkürzung genommen und seien nie bis zur Kirche gegangen. Einen Laden habe es oben an der Barmer Straße gegeben, die Versorgung war also gesichert.

Wer sich so viel Genügsamkeit nicht vorstellen kann, wird die kleine Welt des damaligen Herzkamps schwer begreifen. Zehn Mitschüler hatte Isenberg und das auch nur, weil vier Klassen zusammengefasst waren.

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